Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
und hoffte inständig, dass sie nicht zu laut geklopft hatte.
Eine Männerstimme antwortete. Sie klang gereizt. Malta schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie zum Eintreten aufgefordert worden war, öffnete die Tür und warf einen scheuen Blick in die Kajüte. Der Kapitän lag in seiner Koje. Er stützte sich auf einen Ellbogen und sah sie ärgerlich an.
»La-nee-ra-ke-je-loi-en!«, stieß sie hervor. Dann fielen ihr plötzlich die anderen Anweisungen des Satrapen ein. Sie fiel auf die Knie und senkte den Kopf. »Re-kal«, fügte sie etwas verspätet hinzu.
Er sagte etwas zu ihr. Sie wagte es, den Blick zu heben. Der Kapitän hatte sich nicht bewegt, sondern starrte sie an und wiederholte die Worte lauter. Sie blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. Hoffentlich begriff er, dass sie ihn nicht verstand. Er stand auf, und sie erstarrte. Schließlich wagte sie es, ihn anzusehen. Er stand da und deutete auf die Tür. Sie krabbelte zurück, stand auf, verbeugte sich tief und schloss die Tür.
Kaum hatte Malta die Kabine verlassen, gingen die Rufe und das Zähneklacken weiter. Das andere Ende der Galeere schien unglaublich weit entfernt zu sein. Sie würde niemals unbehelligt dort ankommen. Malta schlang ihre Arme um ihren Körper und lief los. Sie hatte beinahe das Ende der Ruderbänke erreicht, als jemand ihren Knöchel packte. Sie stürzte schwer zu Boden und schlug sich Ellbogen, Knie und die Stirn auf den groben Planken an. Einen Moment blieb sie benommen liegen, dann rollte sie sich auf den Rücken und blickte in das Gesicht eines lachenden jungen Mannes, der über ihr stand. Er sah gut aus, war groß und blond wie ihr Vater, hatte ehrlich wirkende blaue Augen und lächelte offenbar gern. Er neigte den Kopf und sagte etwas. Eine Frage? »Mir geht es gut«, antwortete sie.
Er lächelte sie an. Malta war so erleichtert, dass sie es beinahe erwidert hätte. Dann bückte er sich und schlug die Vorderseite ihres Rockes hoch, kniete sich hin und fummelte an seinem Gürtel.
»Nein!«, schrie sie entsetzt. Sie versuchte wegzukrabbeln, aber er hielt sie mühelos am Knöchel fest. Andere Männer standen auf, um besser sehen zu können. Als er sich entblößt hatte, fielen Malta Kekkis Worte wieder ein. »Fa-chejy-kol!«, stammelte sie. »Fa-chejy-kol!« Er erschrak, und sie schob sich ihr Haar aus dem Gesicht. Der Mann zuckte entsetzt zurück und schrie angewidert auf. Es kümmerte sie nicht. Wichtig war, dass es funktioniert hatte. Sie riss sich los, rappelte sich hoch und rannte die letzten Schritte zu ihrem schützenden Zelt, warf sich förmlich durch den Lappen vor dem Eingang und brach auf dem Boden zusammen. Ihr Atem ging schnell, und ihre Ellbogen brannten. Sie blinzelte sich etwas Nasses von den Wimpern und wischte es anschließend weg. Es war Blut. Der Sturz hatte offenbar ihre Narbe wieder aufplatzen lassen.
Der Satrap hob nicht einmal den Kopf von seinem Kissen.
»Wo ist mein Buch?«, wollte er wissen.
Malta rang nach Luft. »Ich glaube nicht, dass er eines hat«, antwortete sie mühsam. Ruhig, rede ruhig und mit fester Stimme. Er darf nicht wissen, wie verängstigt du bist. »Ich habe die Worte gesagt, die Ihr mir beigebracht habt. Er hat einfach nur auf die Tür gedeutet.«
»Wie ärgerlich. Ich werde auf diesem Schiff noch an Langeweile sterben. Komm und massiere mir die Füße. Vielleicht kann ich dann ja einschlafen. Etwas anderes habe ich ja nicht zu tun.«
Du hast keine Wahl, sagte sich Malta. Ihr Herz hämmerte immer noch in ihrer Brust, und ihr Mund war furchtbar trocken. Die einzige Alternative war ein schmerzhafter Tod. Ihre Ellbogen und Knie brannten dort, wo die Haut abgeschürft war.
Sie zog einen Splitter aus ihrer Handfläche und ging dann durch das Zimmer zum Fußende des Betts. Er sah sie an und riss dann den Fuß weg. »Was ist los mit dir? Was ist das da?«
Er starrte auf ihre Stirn.
»Ich bin gefallen, und dabei ist die Wunde wieder aufgeplatzt«, erwiderte sie. Sie berührte sie vorsichtig mit der Hand.
Als sie ihre Finger betrachtete, waren sie klebrig von Blut und dickflüssigem gelbem Eiter. Malta starrte sie entsetzt an. Dann nahm sie einen von Kekkis Lappen und tupfte ihre Stirn ab. Es tat nicht besonders weh, aber der Lappen sog mehr von der Flüssigkeit auf. Malta zitterte, als sie es ansah. Was war das ?
Was hatte es zu bedeuten?
Bisher hatte sie es vermieden, die Wunde zu berühren, weil sie nicht daran erinnert werden wollte, dass es sie gab. Jetzt tastete sie
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