Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
die Chuzpe, hinter ihr herzuhasten und sie darum zu bitten, sie mit nach Hause zu nehmen – obwohl sie liebend gern gehört hätte, was zwischen ihnen in der Kutsche ausgetauscht wurde. Stattdessen wickelte sie Dorills Schal fester um sich und dachte missmutig an den langen Weg zurück zu Davads Haus. Draußen wurde es dunkel, und es war kalt.
    Die Straße würde dunkel sein, und die Gefahren, die auf sie lauerten, waren bedrohlicher als alle, die sie jemals in Bingtown kennen gelernt hatte. Nun, daran konnte sie nichts ändern.
    Je früher sie aufbrach, desto eher würde sie ankommen.
    Vor der Halle zerrte sofort ein scharfer Wind an ihr. Andere Familien stiegen in ihre Kutschen oder gingen in Gruppen nach Hause. Sie trugen Laternen vor sich her und waren mit Wanderstöcken bewaffnet. An solche Dinge hatte Ronica nicht gedacht. Sie schalt sich für ihre Gedankenlosigkeit und stieg die Treppe hinunter. Am Fuß der Stufen trat eine dunkle Gestalt aus dem Schatten und berührte ihren Arm. Ronica stieß einen erschrockenen Schrei aus.
    »Entschuldigt«, sagte Grag Tenira. »Ich wollte Euch keine Angst einjagen, sondern nur dafür sorgen, dass Ihr einen sicheren Heimweg habt.«
    Ronica lachte. »Ich danke Euch für Eure Sorge, Grag. Aber ich habe nicht einmal ein sicheres Heim, in das ich gehen könnte. Ich wohne in Davads Haus, da mein eigenes Heim geplündert wurde. Als ich dort war, habe ich versucht, Davads Transaktionen mit den Neuen Händlern zu untersuchen. Ich bin davon überzeugt, dass die Gefährtin hätte erkennen können, dass Davad kein Verräter ist, wenn sie mir ihre Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Und ich auch nicht.«
    Die Worte sprudelten nur so über ihre Lippen. Zu spät achtete sie auf das, was sie sagte. Grag jedoch stand nur da, hörte zu und nickte. Als sie schwieg, sagte er: »Falls die Gefährtin nicht auf das achtet, was Ihr findet, werden einige andere und auch ich dafür Interesse entwickeln. Obwohl ich Davad Restates Loyalität bezweifeln möchte, habe ich niemals die Ehre der Vestrit-Familie in Frage gestellt, selbst wenn Ihr Euch auf den Sklavenhandel eingelassen habt.«
    Ronica neigte den Kopf und biss sich auf die Zunge, denn er sagte die Wahrheit. Es hatte vielleicht nicht an ihr gelegen, aber ihr Familienschiff war als Sklavenhändler verwendet worden – und deswegen auch verloren gegangen. Sie holte Luft.
    »Ich würde Euch und allen anderen, die Interesse haben, die Unterlagen zeigen. Ich habe gehört, dass Mingsleh von den Neuen Händlern Waffenstillstandsangebote gemacht hat. Anhand der Bedingungen seiner langjährigen Beziehungen zu Davad frage ich mich, ob er nicht versucht hat, die Alten Händler mit Geld für seine Überzeugungen zu gewinnen.«
    »Diese Unterlagen würde ich zu gern sehen. Aber heute Abend würde es mich noch mehr freuen, Euch sicher dorthin zu bringen, wo Ihr Euch aufhaltet. Ich habe keine Kutsche, aber mein Pferd kann uns beide tragen, wenn es Euch nicht stört, hinten aufzusitzen.«
    »Ich wäre Euch sehr dankbar. Aber warum?«
    »Warum?« Grag schien die Frage zu verwirren.
    »Ja, warum?« Ronica nahm all ihren Mut zusammen. Sie war eine alte Frau, die sich nicht mehr länger mit Formalitäten aufhielt. »Warum setzt Ihr Euch so für mich ein? Meine Tochter Althea hat Euren Antrag abgelehnt. Mein Ruf in Bingtown ist im Moment eher zwielichtig. Warum riskiert Ihr den Euren, nur um mir zu helfen? Warum drängt Ihr darauf, dass Davads Tod untersucht werden soll? Was sind Eure Motive, Grag Tenira?«
    Er neigte einen Moment den Kopf. Als er ihn wieder hob, fing sich das Licht einer Fackel in seinen Augen und beleuchtete sein Profil. Als er wehmütig lächelte, fragte sich Ronica, wie Althea ihr Herz diesem jungen Mann hatte vorenthalten können. »Ihr habt eine offene Frage gestellt, und ich werde Euch die Wahrheit sagen. Ich fühle mich selbst etwas für Davads Tod und Euer Desaster in dieser Nacht verantwortlich. Nicht wegen dem, was ich getan habe, sondern wegen der Dinge, die ich nicht getan habe. Und was Althea angeht…« Er grinste plötzlich. »Vielleicht gebe ich ja nicht so schnell auf. Und vielleicht kann ich ihr Herz dadurch gewinnen, dass ich höflich zu ihrer Mutter bin.« Er lachte laut auf. »Sa weiß, dass ich alles andere versucht habe. Vielleicht ist ein gutes Wort von Euch ja der Schlüssel für mich. Kommt. Mein Pferd steht dort drüben.«

7. Das Drachenschiff

    Er lag zusammengerollt in einem Mantel des Vergessens, in dem er isoliert

Weitere Kostenlose Bücher