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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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musste, wie der Bingtown-Mechanismus wieder die Macht ergriff, hatte sie plötzlich wenig Zutrauen in Roed. Die Kraft, die diese Menschen einfach aus sich selbst gewannen, überraschte sie. Roed war nichts weiter als eine Katze, die einer Kutsche im Weg war, wenn es Ronica gelang, Zuhörer zu finden.
    Serilla wartete nicht einmal ab, bis Händler Dwicker ihr das Wort erteilte. Es war dumm gewesen, ihn überhaupt anfangen zu lassen. Sie hätte sofort die Kontrolle übernehmen müssen.
    Jetzt sah sie sich um, nickte und lächelte, bis diejenigen, die aufgestanden waren, sich langsam wieder setzten. Sie räusperte sich.
    »Dies ist ein stolzer Tag für Jamaillia«, verkündete sie.
    »Bingtown war schon immer ein glänzendes Juwel in der Krone der Satrapie, und das ist es immer noch. Mitten in diesen Widrigkeiten verfällt das Volk von Bingtown nicht in Anarchie und Chaos. Stattdessen versammelt Ihr Euch in den Ruinen und haltet die Zivilisation aufrecht, aus der Ihr entstanden seid.«
    Sie redete weiter und weiter und versuchte, ihre Stimme patriotisch klingen zu lassen. Irgendwann ergriff sie die Schriftrolle, die Händler Dwicker vor sich zu liegen hatte, und hielt sie hoch in die Luft. Sie lobte sie und sagte, dass Jamaillia selbst auf einem solchen Sinn für Zivilcourage und Verantwortungsgefühl der Bürger fußte. Sie ließ ihre Blicke über die Zuhörer gleiten, als sie verzweifelt versuchte, den Verdienst für diese Maßnahmen auch für sich selbst in Anspruch zu nehmen, aber sie bezweifelte insgeheim, dass es ihr gelang, irgendjemanden zum Narren zu halten. Sie redete weiter und weiter. Sie beugte sich vor, sah ihnen in die Augen und versuchte, ihren Worten eine beinahe glühende Zuversicht zu verleihen. Doch die ganze Zeit bebte sie innerlich. Sie brauchten weder den Satrapen noch die Satrapie, um über sie zu herrschen. Sie brauchten auch sie, Serilla, nicht. Wenn sie das erst einmal vollständig begriffen, war Serilla dem Untergang geweiht. Alle Macht, die sie angehäuft hatte, würde verpuffen, und sie wäre nur noch eine hilflose Frau in einem fremden Land. Das durfte niemals geschehen.
    Als ihr Mund trocken wurde und ihre Stimme zitterte, suchte sie verzweifelt nach einem würdigen Ende. Sie holte tief Luft und verkündete: »Ihr habt heute Abend einen mutigen Anfang gemacht. Da jetzt aber die Dunkelheit über unsere Stadt herabsinkt, müssen wir uns daran erinnern, dass noch dunkle Wolken über uns hängen. Kehren wir in die Sicherheit unserer Häuser zurück. Bleibt dort und wartet auf Nachricht von uns, wie Eure Bemühungen am besten eingesetzt werden können.
    Im Namen des Satrapen, unseres Herrschers, danke ich Euch für den Mut, den Ihr gezeigt habt. Behaltet ihn auf Eurem Heimweg in Euren Gedanken. Wäre sein Leben nicht in Gefahr, dann wäre er heute Abend selbst hier. Er wünscht Euch alles Gute.«
    Sie holte tief Luft und wandte sich an Händler Dwicker.
    »Vielleicht solltet Ihr uns ein Dankgebet an Sa sprechen lassen, bevor wir gehen.«
    Er stand auf und runzelte die Stirn. Sie lächelte ihn aufmunternd an und sah, wie er seinen inneren Kampf verlor. Er drehte sich zu den versammelten Händlern um und machte Anstalten zu sprechen.
    »Konzil, ich möchte gern sprechen, bevor wir uns vertagen.
    Ich verlange, dass die Angelegenheit von Davad Restates ungerechtem Tod untersucht wird.« Es war Ronica Vestrit.
    Händler Dwicker schaute verblüfft drein. Einen Moment glaubte Serilla schon, sie habe alles verloren. Dann sprang Roed Caern auf.
    »Konzil, ich unterstelle, dass Ronica Vestrit hier ohne Autorität spricht. Sie ist nicht mehr die Händlerin für ihre eigene Familie, geschweige denn für die von Restate. Sie soll sich setzen. Solange diese Angelegenheit nicht von einem rechtmäßigen Händler vorgetragen wird, muss das Konzil sie nicht beachten.«
    Die alte Frau blieb eigensinnig stehen, und ihre Wangen glühten. Sie kontrollierte ihre Wut, als sie laut und deutlich sagte: »Die Händlerin unserer Familie kann nicht für uns reden. Der Anschlag auf unser Leben hat sie gezwungen, sich mit ihren Kindern zu verstecken. Deshalb verlange ich das Recht zu sprechen.«
    Dwicker holte tief Luft. »Ronica Vestrit. Habt Ihr eine schriftliche Vollmacht von Keffria Vestrit, als Händlerin für die Vestrit-Familie zu sprechen?«
    Das Schweigen dauerte sechs Herzschläge lang. »Nein, Vorsitzender Dwicker, die habe ich nicht«, gab Ronica zu.
    Dwicker gelang es, seine Erleichterung zu verbergen. »Dann

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