Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
fürchte ich, dass wir Euch heute Abend aufgrund unserer Gesetze nicht anhören können. Es gibt für jede Familie nur einen bevollmächtigten Händler. Diesem Händler stehen Rede-und Stimmrecht zu. Wenn Ihr ein solches Papier vorlegt, mit entsprechenden Zeugen, dann kommt nächste Woche zu unserem Treffen. Dann werden wir Euch vielleicht anhören.«
Ronica setzte sich langsam hin. Aber Serillas Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Andere Händler standen auf, und Dwicker erteilte ihnen das Wort. Ein Händler wollte wissen, ob Pier Sieben zuerst repariert werden könnte, weil sie die beste Anlegemöglichkeit für große Schiffe bot. Andere stimmten dieser Idee schnell zu, und nacheinander meldeten sich mehrere Männer freiwillig für diese Aufgabe.
Weitere Vorschläge folgten. Einige betrafen öffentliche Angelegenheiten, andere eher private Dinge. Ein Händler stand auf und bot jedem Platz in seinem Lagerhaus an, der ihm bei der Reparatur helfen und es des Nachts bewachen würde. Er fand sofort drei Freiwillige. Ein anderer hatte ein Ochsengespann, aber ihm ging das Futter für die Tiere aus. Er bot ihre Arbeit gegen Futter an, um sie am Leben zu erhalten. Er bekam ebenfalls mehrere Angebote. Es wurde immer später und später, aber die Händler zeigten keinerlei Anstalten, nach Hause zu gehen. Vor Serillas Augen wuchs Bingtown wieder zusammen. Und vor ihren Augen schwanden ihre Hoffnungen auf Macht und Einfluss.
Sie hörte schon gar nicht mehr zu, als ein dürrer Händler aufstand und fragte: »Warum ignorieren wir eigentlich das, was dieses ganze Desaster ausgelöst hat? Was ist aus dem Satrapen geworden? Wissen wir, wer hinter dieser angeblichen Bedrohung gegen ihn steht? Haben wir schon Kontakt mit Jamaillia aufgenommen, um uns selbst zu erklären?«
Eine weitere Stimme mischte sich ein. »Kennt Jamaillia unsere Wünsche? Haben sie angeboten, Schiffe und Männer zu schicken und die Chalcedeaner zu vertreiben?«
Alle Blicke richteten sich auf sie. Schlimmer noch, Händler Dwicker machte eine aufmunternde Bewegung, um sie zum Sprechen aufzufordern. Sie konzentrierte sich hastig, während sie aufstand. »Es gibt wenig Gesichertes zu erzählen«, begann sie. »Wir finden keinen praktikablen Weg, Jamaillia rasch zu benachrichtigen, ohne Gefahr zu laufen, dass diese Nachricht abgefangen wird. Wir wissen auch nicht, wer dort vertrauenswürdig und loyal ist. Bis jetzt weiß niemand von dem Aufenthaltsort des Satrapen. Nicht einmal Jamaillia.« Sie lächelte, als wäre sie sich des Verständnisses der Händler sicher.
»Ich frage deshalb«, fuhr der Händler gewichtig fort, »weil ich gestern eine Brieftaube aus Trehaug erhalten habe, in der mir die verspätete Bezahlung für Güter angekündigt wurde, die ich den Fluss hinaufgeschickt habe. Es hat sich dort ein Erdbeben ereignet, und zwar ein gewaltiges. Sie wussten noch nicht, wie viel Schaden es angerichtet hat, als sie den Vogel losschickten, aber sie sagten, dass sich der Kendry mit Sicherheit verspäten würde.« Der hagere Mann zuckte mit den Schultern.
»Können wir sicher sein, dass der Satrap dieses Beben unbeschadet überstanden hat?«
Einen Moment wollte Serilla ihre Zunge nicht gehorchen.
Doch dann stand Roed Caern geschmeidig auf und ergriff das Wort. »Händler Ricter, ich glaube, wir sollten über solche Dinge nicht spekulieren, es sei denn, wir wollen Gerüchte in die Welt setzen. Wenn etwas passiert wäre, hätte man uns sicherlich schon benachrichtigt. Fürs Erste schlage ich vor, alle Angelegenheiten, die den Satrapen betreffen, ruhen zu lassen.
Gewiss ist seine Sicherheit wichtiger als unsere Neugier.« Er hielt beim Sprechen eine Schulter höher als die andere und drehte sich herum, während er redete. Er wirkte gleichzeitig charmant und arrogant, wie eine Katze mit scharfen Klauen. In seinen Worten lag zwar keine Drohung, aber irgendwie wirkte es, als würde man ihn herausfordern, wenn man weiter über den Satrapen sprach. Er ließ sich Zeit, bis er sich wieder setzte, als wolle er allen Gelegenheit geben, über seine Worte nachzudenken. Niemand erwähnte anschließend noch einmal den Satrapen.
Ein paar andere Händler standen auf und brachten unwichtigere Dinge zur Sprache. Sie schlugen vor, die Straßenlaternen wieder zu füllen und Ähnliches, aber plötzlich machte sich das Gefühl breit, als wäre die Zusammenkunft beendet. Serilla schwankte zwischen Enttäuschung und Erleichterung, als sich plötzlich ein Mann in einer
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