Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
reichte der Satrap Kekki ab und zu einen Keks oder ein Stück Brot unter den Tisch, als wäre sie ein Hund. Die Frau nahm die Bissen und knabberte langsam daran, ohne auch nur Anstalten zu machen, mehr zu verlangen. Die Gefährtin war zwar erschöpft, aber Malta bemerkte, dass sie anscheinend sehr genau der Unterhaltung folgte. Zum ersten Mal empfand Malta so etwas wie Bewunderung für Kekki. Vielleicht war sie doch härter, als sie aussah. Ihre Augen waren während dieser Tage auf dem Kahn zu bloßen Schlitzen geschwollen, aber sie funkelten dennoch vor Intelligenz.
Die Männer waren mit dem Essen fertig, blieben aber noch am Tisch sitzen. Ein Junge kam herein. Er hatte eine lackierte Dose bei sich. Daraus nahm er zwei Tonpfeifen und einige Töpfchen mit Rauchkräutern. Cosgo richtete sich mit einem erfreuten Ausruf auf. Seine Augen blitzten voller Vorfreude, als der Kapitän eine Pfeife für ihn stopfte und sie ihm reichte.
Er beugte sich vor, der Flamme entgegen, die der Kapitän ihm hinhielt. Als die Mischung aus berauschenden Kräutern brannte, nahm Cosgo einen tiefen Zug aus seiner Pfeife. Einen Moment blieb er einfach regungslos sitzen und hielt die Luft an, während sich ein seliges Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete. Dann lehnte er sich zurück und blies mit einem zufriedenen Seufzer die Luft wieder aus.
Schon bald wehten Rauchschwaden durch den Raum. Die Männer redeten ausführlich und lachten oft. Malta konnte kaum noch die Augen offen halten. Sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf den Kapitän zu richten und seine Reaktionen auf das abzuschätzen, was der Satrap erzählte, aber es fiel ihr plötzlich schwer, sich zu konzentrieren. Es kostete sie ihre ganze Kraft, einfach nur stehen zu bleiben. Der Tisch und die Männer auf der anderen Seite der Kabine entschwanden in eine behagliche Ferne. Ihre Stimmen sanken zu einem beruhigenden Murmeln herab. Erst als der Kapitän aufstand, kehrte Malta abrupt in die Realität zurück. Der Mann deutete mit der Hand zur Tür und forderte den Satrapen auf, vorauszugehen. Cosgo erhob sich mühsam. Der Wein und das Essen schien ihm etwas von seiner Kraft wiedergegeben zu haben. Kekki versuchte, ihrem Herrn zu folgen, sank jedoch auf den Teppich zurück.
Der Satrap schnaubte verächtlich und sagte etwas Abfälliges zu dem Kapitän. Dann sah er Malta an.
»Hilf ihr, Dummkopf!«, befahl er angewidert. Anschließend verließen die beiden Männer die Kabine. Keiner von ihnen kümmerte sich darum, ob die Frauen ihnen folgten.
Kaum waren sie draußen, schnappte sich Malta einen Keks vom Tisch und stopfte ihn in ihren Mund. Sie kaute und schluckte hastig. Woher sie die Kraft nahm, Kekki aufzurichten und den Männern zu folgen, wusste sie nicht. Die Gefährtin stieß immer wieder gegen sie, während sie schwankend weiterstolperten. Die Männer schritten das ganze Schiff ab, und die beiden Frauen mussten ihnen folgen. Malta gefielen die Blicke, die manche Matrosen ihr zuwarfen, überhaupt nicht. Sie schienen sie zu verspotten, selbst während sie Malta und Kekki lüstern betrachteten.
Die beiden Frauen blieben hinter dem Satrapen stehen. Ein Mann war gerade dabei, hastig seine Habseligkeiten aus einem groben Zelt mit Holzrahmen zu räumen, das auf dem Deck unter dem rohen Schiffsturm aufgeschlagen war. Kaum waren die Sachen des Mannes draußen, bedeutete der Kapitän dem Satrapen, hineinzugehen. Cosgo bedankte sich mit einem kurzen Nicken und betrat sein Quartier.
Als Malta Kekki in das Zelt half, legte der Mann, der zuvor seinen Besitz herausgeräumt hatte, seine Hand auf ihren Arm.
Sie sah ihn verwirrt an und überlegte, was er wohl von ihr wollte. Doch er grinste nur und redete über ihren Kopf hinweg mit dem Satrapen. Der lachte laut als Antwort auf die Frage und schüttelte dann den Kopf. Nach einem kurzen Schulterzucken sprach er weiter. Malta verstand das Wort »später«. Anschließend verdrehte der Satrap die Augen, als ob ihn die Frage des Mannes verwundete. Der tat, als wäre er enttäuscht, strich aber wie zufällig mit der Hand Maltas Arm hinunter und berührte kurz ihre Hüfte. Malta stieß erschrocken die Luft aus.
Der Kapitän versetzte dem Mann nur einen freundschaftlichen Knuff. Vermutlich war es der Erste Maat. Es verwirrte Malta, was hier soeben geschehen war, aber sie beschloss, sich nicht weiter darum zu kümmern. Sie ignorierte einfach alle und half Kekki zu der einzelnen Koje. Doch noch bevor sie sie erreichten, sank die Gefährtin auf dem
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