Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Leine fest, während erst der Satrap und dann Kekki an Bord gehoben wurden. Als sie schließlich auf das Deck des Schiffes trat, gaben ihre Beine unter ihr nach, und sie sank auf die Planken. Die Chalcedeaner stellten unaufhörlich Fragen, aber sie schüttelte nur den Kopf. Ihr Vater hatte ihr oberflächliche Kenntnisse der Sprache beigebracht, aber ihr Mund war zu trocken, um zu sprechen. Sie hatten dem Satrap und Kekki Wasser gegeben, und Kekki dankte ihnen zögernd. Als man Malta den Wasserschlauch gab, vergaß sie alles andere. Man nahm ihn ihr weg, lange bevor sie ihren Durst gelöscht hatte.
Irgendjemand warf ihr eine Decke zu. Sie legte sie um ihre Schultern und blieb zitternd sitzen. Was sollte jetzt aus ihnen werden?
Der Satrap hatte sich aufgerichtet. Er sprach fließen chalcedeanisch, auch wenn seine Stimme ziemlich rau klang. Malta lauschte benommen, als der Narr sich ihnen offenbarte und ihnen für seine Rettung dankte. Die Seeleute hörten ihm breit grinsend zu. Um sie zu verstehen, brauchte Malta ihre Sprache nicht zu kenne. Ihre Gesten und der Tonfall ihrer Stimmen verrieten ihre Skepsis. Als der Satrap wütend wurde, verstärkte sich ihr Spott noch.
Schließlich erholte sich Kekki. Sie redete langsamer als der Satrap, aber erneut erfuhr Malta mehr durch ihren Tonfall als durch die Wahl ihrer Worte. Es spielte keine Rolle, dass ihre Kleidung dreckig und zerrissen war, ihre Haut schmutzig und ihre Lippen aufgeplatzt. Die Gefährtin schimpfte und verspottete sie in hochgestochenem Chalcedeanisch. Außerdem wusste Malta, dass keine chalcedeanische Frau so zu sprechen gewagt hätte, es sei denn, sie hätte unbedingt dem Status des Mannes vertraut, sie vor dem Zorn der Seeleute zu bewahren. Kekki deutete auf das Banner von Jamaillia, das schlaff vom Mast des Schiffes herunterhing, und dann auf den Satrapen.
Malta sah, wie das Verhalten der Männer von Spott in Unsicherheit umschlug. Derjenige, der ihr auf die Füße half, achtete peinlichst darauf, nur ihre Hände und Arme zu berühren. Alles andere wäre eine tödliche Beleidigung gegen ihren Vater oder Ehemann gewesen. Malta hüllte sich fester in die Decke und trottete steif hinter dem Satrapen und Kekki her.
Das Schiff beeindruckte sie nicht sonderlich. Ein erhobenes Deck erstreckte sich zwischen den Bänken für die Ruderer über die gesamte Länge des Schiffsrumpfes. Am Bug und am Heck hatte man auf dem Deck kleine Aufbauten errichtet, die eher dem Kampf zu dienen schienen, als dass sie Schutz oder Bequemlichkeit spendeten. Sie wurden zu dem Bauwerk am Heck geführt und in eine Kabine geschoben. Die Seeleute ließen sie dort allein.
Malta wurde von dem Licht in der gemütlich beleuchteten Kabine geblendet. Weiche Felle bedeckten das Bett, während ein dicker Teppich auf den Planken ihren kalten, nackten Füßen gut tat. In einer Ecke brannte ein kleines Kohlenbecken, das gleichermaßen Qualm und Wärme abgab. Die Wärme kribbelte und brannte auf ihrer Haut. Ein Mann saß hinter einem Kartentisch. Er zog eine Linie auf einer Seekarte und machte dann eine kleine Eintragung daneben. Langsam hob er den Blick und betrachtete sie. Der Satrap trat kühn vor und ließ sich auf den freien Stuhl vor dem Tisch fallen. Als er sprach, war sein Tonfall weder befehlend noch bittend. Malta schnappte das Wort für »Wein« auf. Kekki sank zu Boden, dem Satrap zu Füßen. Malta blieb neben der Tür stehen.
Sie verfolgte die Ereignisse, als wäre sie in einem Theater. Ihr sank der Mut, als ihr klar wurde, dass ihr Schicksal in den Händen des Satrapen lag. Sie hatte wenig Vertrauen in das Ehrgefühl oder die Intelligenz des Mannes, und die Umstände waren gegen sie. Sie sprach nicht genügend chalcedeanisch, und sie wusste sehr wohl um ihren untergeordneten Status in der chalcedeanischen Gesellschaft. Behauptete sie, sie wäre von dem Satrapen unabhängig, würde sie sich selbst des Schutzes berauben, den er ihr vielleicht bieten konnte. Also blieb sie schweigend stehen, zitternd vor Hunger und Müdigkeit, und sah zu, wie ihr Schicksal seinen Lauf nahm.
Der Schiffsjunge brachte dem Kapitän Wein und ein Tablett mit süßen Keksen. Sie musste zusehen, wie der Kapitän für sich selbst und den Satrapen Wein einschenkte. Sie tranken gemeinsam und unterhielten sich, wobei der Satrap den größten Teil des Redens übernahm und nur gelegentlich verstummte, um an seinem Wein zu nippen. Jemand stellt ihm eine Schüssel mit irgendetwas Dampfendem hin. Während er aß,
Weitere Kostenlose Bücher