Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Boden zusammen. Malta zerrte vergeblich an ihrem Arm.
»Nein«, sagte Kekki. »Lass mich hier liegen. Und stell dich neben die Tür.« Als Malta sie verblüfft ansah, nahm die Frau alle Kraft zusammen. »Widersprich jetzt nicht, sondern tu, was ich sage.«
Malta zögerte einen Moment und bemerkte dann den Blick des Kapitäns. Sie stand unbeholfen auf und humpelte durch das Zimmer zur Tür, neben der sie sich wie eine Dienerin aufbaute.
Sie musterte den kleinen Raum. Die Wände waren aus Tierfellen. Es gab die Koje und einen kleinen Tisch, über dem eine brennende Laterne hing. Das war alles. Ganz offensichtlich nur ein Provisorium. Das wunderte sie. In diesem Moment wünschte der Kapitän dem Satrapen eine gute Nacht. Sobald das Fell vor die Türöffnung fiel, sank Malta auf den Boden. Sie war immer noch hungrig und durstig, aber jetzt musste sie erst einmal schlafen. Sie hüllte sich fester in die Decke.
»Steh auf«, befahl ihr der Satrap. »Wenn der Junge mit Essen für Kekki zurückkommt, erwartet er, dass ihre Dienerin es ihm abnimmt. Und demütige mich nicht, indem du dich weigerst.
Er bringt auch warmes Wasser. Nachdem du mich gebadet hast, kannst du dich auch um sie kümmern.«
»Lieber springe ich über Bord«, informierte ihn Malta. Sie rührte sich nicht.
»Dann bleib da.« Das Essen und der Wein hatten seine Arroganz wiederbelebt. Er ignorierte nachdrücklich Maltas Gegenwart und zog seine schmutzige Kleidung aus. Sie konnte zwar den Blick von ihm abwenden, aber seinen Worten konnte sie nicht entkommen. »Du musst nicht über Bord springen. Wahrscheinlich wirft die Mannschaft dich sowieso ins Wasser, sobald sie mit dir fertig ist. Das hat der Erste Maat gefragt, als du hereingekommen bist. ›Ist die Vernarbte zu haben ?‹, wollte er wissen. Ich habe erwidert, dass du die Dienerin meiner Frau bist und vielleicht später Zeit hättest.« Er lächelte überheblich, und seine Stimme klang bedrohlich. »Vergiss eines nicht, Malta. Auf diesem Schiff bist du sozusagen in Chalced. Wenn du hier nicht mir gehörst, gehörst du keinem Mann. Und in Chalced gehört eine Frau, die keinem Mann gehört, allen Männern.«
Malta hatte diesen Spruch schon früher einmal gehört, aber niemals vollkommen ermessen können, was er bedeutete. Sie biss die Zähne zusammen. Kekkis heisere Stimme zog ihren Blick auf die Gefährtin. »Der Magnadon Satrap Cosgo sagt die Wahrheit, Mädchen. Steh auf. Wenn es dich retten kann, eine Dienerin zu sein, dann sei eine.« Sie seufzte und fügte dann rätselhaft hinzu: »Denk an das Versprechen, das ich dir gegeben habe, und höre auf mich. Wir müssen alle überleben, wenn einer von uns überleben soll. Seine Stellung wird uns schützen, wenn wir sie aufrechterhalten.«
Der Satrap trat die letzten Fetzen seiner Kleidung beiseite.
Sein blasser Körper wirkte schockierend auf Malta. Sie hatte schon die nackten Oberkörper von Hafenarbeitern und Landarbeitern gesehen, aber noch nie hatte sie einen Mann vollkommen nackt erblickt. Unwillkürlich glitt ihr Blick zu seinen Lenden. Sie hatte gehört, das man es Männlichkeit nannte, und etwas mehr erwartet als ein Stück rosa Fleisch in einem Nest aus lockigem Haar. Das baumelnde Glied wirkte wie ein Wurm und sah ziemlich ungesund aus. Waren alle Männer so? Es widerte sie an. Welche Frau konnte es ertragen, sich von einem solchen Ding berühren zu lassen? Sie riss ihren Blick davon los. Der Satrap schien ihren Ekel jedoch nicht zu bemerken.
Stattdessen beschwerte er sich. »Wo bleibt das Badewasser?
Malta, geh hinaus und frage, warum das so lange dauert.«
Jemand klopfte am Rahmen des Zeltes, noch bevor Malta Zeit hatte, sich zu weigern. Sie stand hastig auf, auch wenn sie sich dafür verachtete. Das Fell vor dem Eingang wurde zurückgeschlagen, und der Schiffsjunge trat ein. Mit dem Fuß schob er einen hölzernen Trog vor sich her, während er gleichzeitig zwei Wassereimer in den Händen balancierte. Er stellte die Eimer ab und starrte den Satrapen an, als hätte auch er noch nie einen nackten Mann gesehen. Malta fragte sich insgeheim, ob es an der Blässe des Satrapen lag oder an seinem jungenhaften Körper. Selbst Selden hatte einen muskulöseren Oberkörper als der Herrscher von Jamaillia. Hinter dem Jungen kam ein weiterer Seemann herein. Er trug ein Tablett mit Essen. Er sah sich um und reichte es Malta, bedeutete ihr jedoch mit einer Kopfbewegung, dass das Essen für Kekki bestimmt war. Anschließend gingen der Junge und der
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