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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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auf Teufel komm raus zu vermeiden, den
gleichen Scheiß zu wiederholen, den wir als Kinder erlebt haben. Glaubst du
etwa, es ist mir leichtgefallen zuzugeben, dass ich Maggie liebe? Sie zu
fragen, ob sie mich heiraten will?”
    „Nein.”
    „Doch, ist
es.” Mark lächelte angesichts Sams verdutzter Miene. „Wenn du den
richtigen Menschen findest, Sam, wird die schwierigste Sache der Welt zur
einfachsten Sache der Welt. Ich hatte die gleichen Probleme wie du. Das ließ
sich, so wie wir aufgewachsen sind, gar nicht umgehen. Aber eins sage ich dir:
Unter keinen Umständen konnte ich Maggie gehen lassen, ohne ihr zu sagen, dass
ich sie liebe. Und als ich das erst mal hinter mich gebracht hatte ... Ich
hatte gar keine andere Wahl, als das Ganze durchzuziehen.”
    Ungefähr
fünfundachtzigeinhalb Stunden, nachdem Sam Lucy das letzte Mal gesehen hatte – nein, natürlich zählte er nicht ... –, wurde ihm eine Lieferung zugestellt. Ein
paar Jungs mit einem Lkw luden vorsichtig ein großes flaches Objekt ab und
schafften es die Eingangsstufen hoch. Sam kam gerade aus dem Weinberg und
erreichte das Haus, als die Männer wegfuhren. Alex stand in der Eingangshalle
und starrte das teilweise ausgepackte Teil an.
    Es war das
Buntglasfenster.
    „War eine
Nachricht dabei?”, fragte Sam.
    „Nein.”
    „Haben die
Jungs, die es geliefert haben, etwas gesagt?”
    „Nur, dass
wir viel Spaß beim Einbau haben werden.” Alex ging in die Hocke und schaute
sich das Fenster an. „Sieh dir das an. Ich hatte etwas mit Blumen erwartet.
Etwas Viktorianisches. Aber das? Nein.”
    Das Fenster
war solide, gewagt und zierlich zugleich. Es bestand aus mehreren Lagen von
zusammengeschweißtem Glas in natürlichen Farben und von unterschiedlicher
Struktur. Der Baumstamm und die Äste, beides aus Blei, waren auf eine Weise in
das Fenster eingefügt, wie Sam es noch nie gesehen hatte. Der Mond schien zu
leuchten, als hätte er eine eigene Lichtquelle.
    Alex stand
auf und griff nach dem Handy in seiner Gesäßtasche. „Ich rufe ein paar von
meinen Leuten an, damit sie mir helfen, das Fenster einzubauen. Möglichst noch
heute.”
    „Ich weiß
nicht recht”, sagte Sam.
    „Was weißt
du nicht?”
    „Ich weiß
nicht, ob ich es einbauen lassen möchte.”
    Alex
reagierte ungeduldig und verärgert. „Rede kein Blech. Dieses Fenster muss hier
eingebaut werden. Das Haus braucht es. Es gab mal ganz genauso eines vor langer
Zeit.”
    Sam warf
ihm einen fragenden Blick zu. „Woher weißt du das?”
    Die Miene
seines Bruders wurde ausdruckslos. „Ich meinte einfach, dass es genau zum Haus
zu passen scheint.” Er ging weg und wählte eine Nummer auf seinem Handy.
„Ich kümmere mich darum.”
    Da Lucy
sehr genau Maß
genommen hatte, konnten Alex und seine Arbeiter das Buntglasfenster in den
bereits vorhandenen Rahmen setzen und mit Silikon abdichten. Am späten Nachmittag
war der Einbau fast vollbracht. Jetzt musste das Silikon vierundzwanzig Stunden
aushärten, und dann konnte eine abschließende Holzleiste angebracht werden.
    Fenster
gerade eingebaut. Komm her, schau's dir an, lautete die SMS, die Sam an Lucy schickte.
    Er bekam
keine Antwort. Normalerweise wurde Sam sehr langsam wach, aber an diesem Morgen
riss er die Augen auf und saß senkrecht im Bett. Gereizt und unruhig, als
stünde ihm ein Mordsschrecken bevor, schleppte er sich ins Bad, rasierte sich
und duschte. Ein Routineblick in den Spiegel zeigte ihm eine angespannte
verbitterte Miene, die nicht zu ihm zu gehören schien, die ihm aber seltsam
vertraut war. Dann begriff er: Diesen Gesichtsausdruck trug Alex normalerweise
zur Schau.
    Er zog
Jeans an und ein schwarzes T-Shirt und wollte in die Küche, um sich Kaffee
aufzubrühen und zu frühstücken. Auf dem Weg nach unten stand er jedoch
plötzlich vor dem Buntglasfenster im zweiten Stock und erstarrte.
    Das Fenster
hatte sich verändert. Der Glashimmel zeigte jetzt einen rosa und apricotfarben
überzogenen Morgenhimmel, die dunklen Äste waren mit frischgrünen Blättern
bedeckt. Die gedeckten Farbschattierungen des Fensters waren klaren,
strahlenden gewichen. Das Glas erstrahlte in leuchtenden Farben, der Anblick
traf seine Augen wie sichtbar gemachte Musik und berührte den Bereich tiefster
unverstellter Emotionen in ihm. Das Fenster präsentierte nicht einfach nur
Schönheit. Es offenbarte ihm eine Wahrheit, die er nicht länger leugnen konnte.
Eine Wahrheit, die seinen Schutzpanzer durchbrach und ihn blinzeln ließ, als
wäre er

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