Zebulon
hatten, nicht nur ein legendärer Mountain Man war, sondern auch ehemaliger Kundschafter beim Militär, Indianerkämpfer und Forschungsreisender.
Der Graf watete als Erster an Land. In der herrschaftlichen Pose eines
conquistador
kniete er nieder, und Delilah hielt einen Sonnenschirm über ihn, während er ein feierliches Gebet anstimmte.
Er wurde von Zebulon unterbrochen, der drei Indianer erspäht hatte, die auf dem Kamm einer Düne standen, zusammen mit einem hünenhaften Neger in abgeschnittenen Seemannshosen und mit einem Strohhut auf dem Kopf.
»Wir haben Gesellschaft«, sagte Zebulon. »Schauen Sie langsam und ruhig hoch und lassen Sie Ihre Waffen stecken.«
Die Indianer starrten unverwandt auf sie herab, ihre mürrischen Gesichter von Typhus und Parasiten vernarbt. Alle drei hielten wie auch der Neger gefiederte Lanzen und trugen Kattunhemden und perlenbesetzte Gürtel über ihren Leggings.
Als Zebulon die Hand zum Gruß hob, kamen sie langsam die Düne herunter. In Zeichensprache fragte er sie, woher sie kämen. Als einer nach Norden zeigte, fragte er sie in Kiowa aus, probierte es dann mit ein paar Worten Arapaho und Sioux, doch sie verstanden nichts davon.
Schließlich trat Delilah vor und sprach den Neger in einer afrikanischen Sprache an. Als er nicht reagierte, versuchte sie es mit einem anderen Dialekt und dann noch mit zwei weiteren, bis der Neger plötzlich lachte und in die Hände klatschte. Mit feierlichen Unterbrechungen erzählte er ihr, dass die Seminolen ihm zwar geholfen hätten, seinen portugiesischen Sklavenhändlern zu entkommen, als ihr Schiff gestrandet war, ihn aber behandelten, als ob er einer minderwertigen Rasse angehöre, und sich weigerten, ihn als einen Mann der Weisheit anzuerkennen, vor allem in Fragen von Krieg und Landwirtschaft. Als er sie von der Düne aus sah, habe er auf den ersten Blick erkannt, dass sie aus einer alten, königlichen Familie stamme, und obwohl sie von offenkundig unfähigen weißen Männern umgeben sei, glaube er, dass ihre Reise, was immer deren geheimer Zweck sei, nicht ohne Mut und Ehre sei. Er beendete seine Ansprache mit der Mitteilung, dass er sich freuen würde, ihr auf ihr Schiff zu folgen.
»Er ist ein afrikanischer Häuptling«, erklärte Delilah den anderen. »Weil die Seminolen ein unwissendes Volk sind und ihn nicht mit dem gebührenden Respekt behandeln, möchte er mit uns auf unser Schiff kommen.«
»Auf keinen Fall«, sagte der Graf.
Die Besatzungsmitglieder und die anderen Passagiere, alle zunehmend ängstlich geworden, verwiesen darauf, dass das Schiff voll besetzt sei und der Kapitän niemals einen weiteren Passagier an Bord lassen würde, schon gar nicht einen mittellosen Schwarzen, es sei denn natürlich, er erklärte sich bereit, Sklave zu werden.
Delilah erklärte dem Neger, dass leider alle Passagiere des Schiffs von Habgier und Eroberungsdrang besessen seien. Und nicht nur das, sie habe auch seit längerem böse Vorahnungen über den Mann, mit dem sie reise – einen Mann, der sie, wie sie gestehen müsse, einmal besessen habe, nun aber, obwohl er sie endlich aus der Knechtschaft entlassen habe, immer grausamer und unberechenbarer werde.
Der Neger richtete sich zu seiner vollen Größe auf und senkte den Blick seiner traurigen, glühenden Augen tief in ihre. Vielleicht habe sie ja Recht. Wenn sie töricht genug sei, sich mit solchem Durcheinander und korruptem Verhalten abzufinden, sei er besser dran, wenn er bleibe, wo er ist.
Er entfernte sich, dann blieb er stehen und kam langsam zurück, um zu fragen, ob er sie kaufen oder eintauschen könne. Er besitze große Mengen an Perlen und Fellen sowie alles an Früchten, was man auf dem Schiff brauchen würde. Er warf Zebulon einen Blick zu. Im Übrigen stehe fest, dass sie so bald wie möglich fliehen müsse, weil einer der Männer, mit denen sie reise, von einem sehr merkwürdigen Geist durchdrungen sei, anders als jeder, dem er bislang begegnet sei.
Delilah erwiderte, dass sie, da man ihr die Freiheit geschenkt habe, nicht mehr verkäuflich sei, und dass sie, wenn sie eines Tages weglaufe, es auf eigenen Wunsch tun werde und nicht auf Betreiben eines anderen.
Der Neger nickte, glaubte ihr aber kein Wort. Er nahm eine Handvoll Kaurimuscheln aus einem Säckchen, das er an einer Schnur um den Hals trug, warf sie hoch in die Luft und kniete dann nieder, um die Muster zu betrachten, die sie im Sand bildeten.
Sie sei in fremdem Besitz, sagte er ihr. Aber nicht in dem eines
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