Zebulon
Sutters Land treffen und keinerlei Verträge abschließen, weder mit Ihnen noch mit irgendjemand sonst.«
»Entschuldigen Sie, Madam«, sagte Kehoe und brach seine Reitgerte entzwei. »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind oder in wessen Auftrag Sie sprechen, aber ich finde es unangemessen und grob unhöflich, dass Sie für Captain Sutter sprechen oder für seine Frau, seinen Sohn oder sonst jemanden.«
Frau Sutter stützte sich auf den Tisch und richtete sich zu ihrer vollen Größe von gerade mal einsfünfzig auf. »Gräfin Baranofsky ist kein Dienstbote, Herr Keyhole. Sie kommt aus Russland nach Mexiko und dann zu diesem Fort, meinen Mann um Hilfe zu bitten. Mit ihrem Mann, Graf Baranofsky, haben wir in Zürich in der Schweiz gesprochen, um Freunde mit ihm zu sein und Geschäfte zu machen in Kalifornien, einem Land, das man mir gesagt hat ist grün wie der Garten Eden, aber ich sehe, es ist nicht wahr. Jetzt wird ihr Mann Graf Baranofsky von Gesetzlosen gemordet. Ich sage nicht, wer was tut, Herr Keyhole. Das ist nicht mein Fort, es ist das Fort meines Mannes. Ich bin nicht hier, um Land zu verkaufen oder Hühner oder Kühe.«
August Sutter sah sich mit glasigen Augen um. Er hielt ein Zündholz an seine Pfeife, löschte die Glut mit dem Daumen, zündete sie erneut an.
»Könnten wir bitte diese Situation beenden? Wenn wir Glück haben, Mutter, schneidet irgendein Cowboy oder Goldgräber oder rothäutiger Wilder Papa den Kopf ab, und seiner hawaiianischen Geliebten gleich mit. Dann können wir zu einer praktikablen Lösung kommen und sind nicht auf Menschen wie Herrn Kehoe angewiesen. Wir verkaufen alles zu einem guten, fairen Preis und machen, dass wir hier wegkommen.«
Frau Sutter hielt sich die Ohren zu. »August, du versündigst dich gegen Gott. Du darfst diese schrecklichen Worte nicht aussprechen.«
»Ich weiß nicht, was Gottes Wille ist oder was sich in Sacramento oder San Francisco abspielt«, sagte Azariah Kehoe. »Aber ich kann Ihnen versichern, Frau Sutter, dass ich auf der Stelle aufbreche, wenn wir nicht jetzt sofort, in dieser Minute, handelseinig werden, und dann stehen Sie vor dem sicheren Ruin. Verstehen Sie doch: Hierzulande geht alles immer schneller. Bald schon wird es von Küste zu Küste einen Zug geben, der Tausende von Einwanderern in alle Winkel des Staates bringen wird. Wenn Sie nicht die nötigen Anstalten zur Verteilung Ihrer Besitzungen treffen, solange sie noch einen Wert haben, werden Sie auf der Strecke bleiben.«
Frau Sutter fiel es sichtlich schwer, sich zu konzentrieren. »Sie treiben mich vor den Wahnsinn, Mister Keyhole. Sie sehen das Land meines Mannes, und Sie machen Pläne. Mein Mann besitzt viele Hektare. Er wird mit Freunden kommen, und dann wird er essen und mit Ihnen sprechen. Aber jetzt will ich mit Gräfin Baranofsky unter einem Obstbaum sitzen und sprechen darüber, wo wir gewesen sind und was wir verloren haben, was nicht aus uns werden kann und was wir nicht sehen werden. Ich habe einen Traum, hierher zu kommen, einen Traum, alles zu erledigen. Was geschieht diesem Traum? Vielleicht ist es der Traum von jemand anderem? Vielleicht ist es kein Traum. Vielleicht habe ich geträumt, es war ein Traum.«
Sie wandte sich an Delilah. »So etwas kommt vor. Sie und ich wissen das.«
»Ja, das wissen wir.« Delilah griff nach Frau Sutters Hand. »Wir wissen alles darüber.«
Azariah Kehoe hatte genug. Er beugte sich herab und küsste Frau Sutter flüchtig die schlaffe Hand. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, Frau Sutter, ich habe mich schon zu lange aufgehalten. Unglücklicherweise habe ich in San Francisco wichtige Geschäfte zu erledigen, die keinen Aufschub dulden. Lassen Sie uns in unser beider Interesse hoffen, dass wir nie wieder über Geschäfte werden sprechen müssen. Bitte bestellten Sie Captain Sutter meine besten Grüße. Meine Karte müsste er haben.«
Delilah sah Zebulon an, dann Kehoe: »Kennen Sie die alte Redensart?: ›Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen.‹ «
»Wie wahr«, murmelte Kehoe und stürmte hinaus.
Frau Sutter seufzte. »Ich denke immer, Herr Keyhole wird nicht weggehen. Wenn mein Mann jetzt kommt, wird er wissen, ob er bei mir und meinen Kindern bleiben und Obst und Gemüse anbauen und Kühe züchten will. Er ist nicht gut für Geschäfte. Und jetzt Sie, Gräfin, mit Ihrem freundlichen jungen Mann! So stark! So ruhig. Lassen Sie ihn nicht weglaufen, um Geschäfte zu machen!«
Sie küsste
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