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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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geritten. Als der Doc ihm den falschen Zahn gezogen hat, ist er durchgedreht und hat wie wild um sich geballert. Zwei Tote. Vielleicht drei. Jetzt hält er den Doc und unseren Maler als Geiseln.«
    »Was verlangt er?«, fragte Zebulon.
    »Freies Geleit bis zu den Bergen. Unmöglich, solange ich hier der Sheriff bin.«
    Als mehrere Männer eine Salve abgaben, kam als Erwiderung ein Schuss aus dem Saloon.
    »Was für Waffen hat er?«, fragte Zebulon.
    »Eine Schrotflinte und ein Sharps-Gewehr. Und höchstwahrscheinlich ein paar Handfeuerwaffen von denen, die er umgelegt hat.«
    »Ich kann ihn rausholen«, sagte Zebulon. »Aber das kostet Sie eine Kleinigkeit.«
    »Ich sag Ihnen was: Wenn Sie den Mountain-Schwanzlutscher da rausholen, kriegen Sie von der Stadt kostenlos ein Zimmer und drei Mahlzeiten täglich, einen Monat lang. Dazu jede Hure, nach der Ihnen der Sinn steht, und was immer der Doc berechnet, um Sie wieder zusammenzuflicken.«
    »Legen Sie noch ein Pferd und einen Sattel drauf, und ich bin Ihr Mann.«
    »Abgemacht«, sagte der Sheriff, ohne den Saloon aus dem Auge zu lassen.
    Zebulon drehte sich zu dem Jungen um. »Ich brauche deinen Sack mit den Klapperschlangen.«
    Der Junge überlegte. »Zehn Cent für die kleinen. Fünfzig für die großen.«
    Der Sheriff gab dem Jungen die Silbermünzen. Kannst froh sein, dass du so viel dafür kriegst, Chester. Und jetzt ab mit dir nach Hause. Und fang nicht andauernd Schlangen, sonst verwandelst du dich noch selber in eine.«
    Der Junge ließ den Sack fallen und rannte die Straße hinunter.
    Zebulon hatte noch weitere Forderungen an den Sheriff: »Ich brauche ein paar Flaschen Whiskey, ein geladenes Gewehr und ein bisschen Tabak.«
    Nachdem der Sheriff ihm alles gebracht hatte, schlich Zebulon sich geduckt auf die Rückseite des Saloons und hievte das Gewehr und den Sack mit den Schlangen durch ein Seitenfenster.
    Ein paar Minuten später hörte man aus dem Saloon einen Schrei, dann einen Schuss, dann einen Fluch und dann noch zwei Schüsse.
    Während Zebulon über das Fensterbrett kroch, sah er seinen Vater, der unter einem umgekippten Tisch hervor zu ihm aufschaute. Bevor Zebulon etwas sagen konnte, fiel er zu Boden und wurde ohnmächtig.
    Als er aufwachte, lag sein Vater ein, zwei Meter von ihm weg und schob gerade eine Patrone in ein Gewehr – ein schwieriges Unterfangen, denn erstens hatte ihm ein Schuss einen Teil des Beins weggerissen, und zweitens glitt nur einige Handbreit neben seinem Kopf eine Klapperschlange über den Boden. Teile von anderen Schlangen lagen neben den Leichen von zwei Männern. Abgesehen von seinem lädierten Bein und dem Blut, das aus seinen Eingeweiden quoll, hatte sich Elijah nicht verändert. Eine krumme Narbe lief über seine rechte Gesichtshälfte und verzog Auge und Mundwinkel. Noch immer fiel ihm ein Vorhang aus weißen Haaren über die Schultern, und er trug noch dieselbe schmierige Lederjacke und die Ottermütze.
    Elijah musterte seinen Sohn erstaunt. »Hast du die Schlangen hier reingeworfen?«
    »Die haben mir gesagt, hier drin wär ein Verrückter aus den Bergen, der wie ein Wilder um sich geballert hat«, sagte Zebulon. »An dich hab ich dabei nicht gedacht.«
    »Hättest du aber tun sollen.«
    Vater und Sohn starrten einander an, unfähig oder nicht willens, den Abstand zwischen sich einzuschätzen.
    »Wie zum Teufel kommst du dazu, dieses Drecksnest mit seinen Eier schlürfenden Bauerntölpeln zu retten?«, fragte Elijah. »So was macht ein Shook nicht. Wir zwingen eine Stadt in die Knie, statt ihr aufzuhelfen.«
    »Ich bin auf der Flucht, Pa.«
    »Wundert mich nicht. Das hast du jetzt davon, dass du von den Bergen runtergestiegen bist. Könnt ich natürlich genauso gut zu mir selber sagen.«
    Elijah schloss die Augen, hustete und spuckte reichlich Blut. »Schwere Zeiten, Junge. Ein Pelz ist keinen Pfifferling mehr wert. Und Munition dafür unbezahlbar. An allem ist das Goldfieber schuld. Ein Unheil von Anfang bis Ende. Bin auf eine dicke Ader gestoßen, Midas wär vor Neid erblasst. Hab mir eine Kugel eingefangen. Bin in die Berge rauf und hab’s noch mal versucht, bin mit dem Frühjahrs-Hochwasser und zwei Maultieren runtergekommen, dick beladen mit erstklassigen Fellen. Aber die haben mir meinen Schnaps verwässert, Junge, haben mich so was von übers Ohr gehauen. Und zu allem Übel hat mir die Knochensäge da drüben auch noch den falschen Zahn gezogen.«
    Er machte eine Kopfbewegung zum anderen Ende des Raums hin,

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