Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
er hätte vielleicht mit Corinne geschlafen, aber daran glaub ich inzwischen nicht mehr, also weiß ich nicht ...«
»April«, meinte Marissa. Sie sah runter auf ihren Schoß.
»Ich rede nur Schwachsinn, was?«
»Ich hab da ein Gerücht gehört.«
»Häh?«
»Ich hab da ein Gerücht über Noah gehört.«
Mein Herz blieb fast stehen. »Welches denn?«
»Dass er was mit einer anderen hatte. Dass er dich betrogen hat.«
Ich schloss die Augen. »Echt?«
»Ich konnte es erst auch nicht glauben«, meinte sie, und jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. »Ihr beide wart für mich immer das perfekte Paar. Aber jetzt ... keine Ahnung.«
Die Welt schien stehen zu bleiben. »Mit wem?«
»Nicht Corinne. Irgendso ’ne Tussi, die er im Urlaub kennengelernt hat. Ich hab das echt für ein blödes Gerücht gehalten.«
»Wann ist das passiert?«
»Während der Weihnachtsferien. In Palm Beach. Silvester.«
»Dieses Weihnachten?«
»Klar.«
Ich dachte zurück an die Ferien. Ich hatte ihm von dem Umzug erzählt. Und dann hatte er mich betrogen. Ich schätze, er hatte es dann doch nicht so toll gefunden, dass ich bleiben wollte. Vielleicht hatte es ihn aber auch geärgert, dass ich das erste Mal Sex dauernd vor mir hergeschoben hatte, weil ich so gestresst war wegen des Umzugs von meinem Dad. »Er hat mich also betrogen, bevor wir das erste Mal miteinander geschlafen haben.«
»Ja.«
»Also hat er zuerst mit einer anderen geschlafen, und hinterher mit mir.«
»Schätze schon. Aber es ist nur so ein Gerücht. Vielleicht stimmt es gar nicht. Darum hab ich dir ja auch nichts erzählt. Ich hab es nicht geglaubt. Ihr wart das perfekte Paar, er hat dich doch so glücklich gemacht.«
»Wo hast du das Gerücht gehört?«
»Bretts Freundin kennt sie scheinbar aus dem Sommercamp, und Jane hat Aaron gefragt, ob ich sie kenne, und ...«
Sie wussten es also alle. Die ganze Clique von Aaron. Die arme, betrogene Jane. Ich hatte sie noch bemitleidet. Dabei war ich ja selbst hintergangen worden. »Wie heißt sie? Dieses Mädchen?«
»Lily«, sagte sie. »Lily Weinberg.«
Lily. Diese dämliche Lily. Von Krankheit verseuchte Lily. Die Nutte Lily. »Ich verstehe nicht ... Warte. Wann hast du das alles rausgefunden?«
Sie zuckte mit den Schultern und sah mich nicht an. »Vor einer Weile.«
»Wie lang ist das her?« Meine Stimme klang gepresst.
»Vor ein paar Monaten. Weiß nicht mehr genau.«
»Willst du mich verarschen? Du weißt also schon seit ein paar Monaten, dass er mich betrogen hat? Und du hast keinen Ton gesagt? Wie konntest du mir das verschweigen?«
»Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Es war ja nur ein Gerücht.«
»Ist mir doch gleich, ob es nur ein Gerücht war! Du hättest es mir sagen sollen!«
Sie brach in Tränen aus. »Tut mir echt voll leid! Ich wollte ja erst, aber dann ...«
»Hast du es gewusst, bevor ich mit ihm geschlafen habe?«
Sie antwortete nicht.
»Also ja! Warum hast du mir nichts davon erzählt? Warum hast du mich nicht abgehalten?«
»Wollte ich ja! Damals im Kino! Aber du wolltest es ja unbedingt tun. Du warst total versessen darauf.«
»Ich war doch nicht versessen auf Sex. Ich wollte einfach nur mit meinem Freund schlafen, in den ich total verliebt war. Und von dem ich dachte, dass er mich auch liebt. Ich dachte, du wärst einfach nur ein bisschen verklemmt. Ich dachte, du willst nicht, dass ich es tue und du nicht.«
»April, komm schon.«
»Ich könnte dich umbringen«, schnauzte ich sie an.
»Du bist doch nicht ernsthaft sauer auf mich?«, meinte sie. »Du bist wütend auf Noah, und das lässt du jetzt an mir aus, weil ich zufällig gerade neben dir sitze.«
»Nein, ich bin sauer auf dich, weil du eine miese Freundin bist.«
Sie zuckte zusammen. »Tut mir leid. Ich hätt’s dir sagen sollen. Ich war nur ...«
»Eine schlechte Freundin?«
»Nein. Na ja.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Und ich hatte Angst. Ich hatte Angst, dass du mit ihm Schluss machst, wenn ich es dir sage ...«
»Na klar.«
»... und dann wärst du nach Ohio gezogen.«
Großartig. Ganz toll. Glaubte denn echt jeder, ich wäre nur wegen ihm geblieben? »Du hast mich also ausgetrickst, damit ich bleibe.«
»Tut mir leid«, sagte sie wieder. Sie ließ die Schultern sacken.
»Ja, mir auch«, gab ich zurück. »Kannst du jetzt bitte aussteigen?«
»April ...«
»Ich mein’s ernst. Steig aus. Ich muss Noah anrufen.«
»Ich bin für dich da, wenn du
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