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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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eine Million Dinge, alles auf einmal.
    »Vielleicht hätte ich das tun sollen«, fuhr sie jetzt mit sanfter Stimme fort. »Dich zwingen mitzukommen.«
    »Besser, als mich allein zurückzulassen«, blaffte ich sie an.
    »Ich hab dich bei deinem Vater gelassen. Du solltest eigentlich bei deinem Vater bleiben.« Sie klang jetzt so, als würde sie weinen. »Ich wollte doch nur, dass du glücklich bist«, wiederholte sie.
    »Ich bin nicht glücklich.«
    »Dann komm hierher. Bitte. Ich liebe dich. Es tut mir leid.«
    »Es ist zu spät«, gab ich zurück. »Ich muss los.« Und damit legte ich auf. Ich stellte das Handy aus und schleuderte es quer durch den leeren Raum.
    NOCH EIN EINBRUCH
    Es war zwei Uhr in der Früh. Ich befand mich in einem fremden Haus, lag auf dem Boden meines alten Zimmers und starrte an die Decke. Nachdem ich durchs Haus gestreift war, kehrte ich zurück, starrte wieder an die Decke und heulte. Dann war ich irgendwann eingeschlafen.
    Ich hatte seit dem Brunch nichts mehr gegessen, aber ich war auch nicht hungrig. Ich war nur müde. Sterbensmüde. Und traurig. Und deprimiert. Das bodenlose schwarze Loch kam immer näher. Und ich musste echt voll dringend aufs Klo.

    Aber was, wenn es beim Pinkeln wieder brannte?
    Mir war natürlich klar, dass es dämlich war, hier rumzuhocken – beziehungsweise rumzuliegen –, aber ich wollte herausfinden, wie lang ich hier würde bleiben können. Ob das ging. Ob ich einfach so verschwinden könnte. In dem schwarzen Loch versinken. Irgendein Immobilienheini würde mich dann nächsten Monat finden, wenn die Mäuse längst an mir knabberten.
    Klopf. Klopf, klopf, klopf.
    War da jemand an der Haustür? Logisch konnte ich nicht aufmachen. Aber warum sollte jemand mitten in der Nacht an die Tür eines leerstehenden Hauses klopfen? War vermutlich nur ein Ast oder eine Katze. Vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein. Konnte das jetzt bitte wieder aufhören, dieses eingebildete Klopfen? Bitte!
    Es wurde wieder still.
    Jetzt waren da nur noch ich und das Haus. Ganz allein. So wie wir das gerne hatten. Ich wollte die Augen wieder schließen. Aber ich musste echt dringend pinkeln. Das Mondlicht erhellte den Raum, doch im Rest des Hauses war es vermutlich dunkel. Würde ich den Weg noch finden? Und hatte ich Taschentücher bei mir? Ich stand auf, streckte die Arme über den Kopf. Als ich die Tür erreicht hatte, tastete ich in der Dunkelheit nach den Wänden und bewegte mich so den Flur runter. Während ich mich weitertastete, hüllte die Dunkelheit mich immer mehr ein. Ich hielt meine Tasche fest an mich gepresst, um mir Sicherheit zu geben. Das Bad konnte nur noch wenige Schritte entfernt sein ... Da war doch ein Fenster im Bad, oder? Da würde doch sicher ein bisschen Mondlicht reinscheinen?

    Von unten war ein Knarzen zu hören. Und dann etwas, was nach einer sich öffnenden Tür klang. War da noch jemand im Haus? Wie war das möglich? Wusste vielleicht noch jemand von dem Schlüssel? Nein. Der steckte jetzt in meiner Tasche. Aber hatte ich die Tür hinter mir abgeschlossen? Ich konnte mich nicht erinnern. Ich konnte mich definitiv nicht erinnern, dass ich sie abgeschlossen hatte. Ach herrje. Mein Herz fing an zu hämmern. Ob wohl noch andere Leute das Haus als kostenlosen Unterschlupf nutzten? Hatte mich irgendein Irrer dabei beobachtet, wie ich hier reingegangen war, und wollte mich jetzt umbringen? Ein Flüstern war zu hören. Überall Geflüster. Das musste ich mir einbilden. Jedes Haus machte Geräusche. Ganz besonders alte Häuser. Ich wünschte nur, es wäre nicht so dunkel hier drin.
    Knarz. Noch mehr Geflüster. Wenn ich mir bloß nicht so viele Episoden von Vampire Nights angesehen hätte. Vielleicht war das ja Zelda. Sie war mir hierher gefolgt. Hi, Zelda!
    Ich verlor offensichtlich langsam den Verstand. Wurde man von Chlamydien nicht auch verrückt? Ich glaubte mich da an was aus dem Biounterricht zu erinnern. Nein. Das war die Syphilis.
    Vielleicht hatte ich die ja auch noch.
    Jetzt knarzte es auf der Treppe. Was trieb ich eigentlich mitten in der Nacht in einem verlassenen Haus? Wollte ich mich umbringen lassen? Wenn ich doch bloß eine Taschenlampe hätte. Ich hatte eine im Wagen. Aber was half mir die jetzt? Vielen Dank auch, Dad. Fast wäre ich in Sicherheit gewesen. Mein Handy! Ich hatte ja mein Handy! Ich würde einfach mein Telefon einschalten, dann hätte ich wieder
Licht, und die Geräusche würden verstummen. Ich griff in meine Tasche und

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