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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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Platz. Wir haben es Pennys Nichte geschenkt.« Mein Vater hustete. »April, du bekommst eine eigene Wohnung. Das wolltest du doch.«
    »Ja, schon«, gab ich zu. Das war wirklich mein großer Traum gewesen. Oder nicht? Eigentlich wusste ich gar nicht so recht, was ich wollte. Ich wusste nur, dass ich mich nicht mehr so fühlen wollte.
    So verlassen.
    Schmutzig.
    Unerwünscht.
    Zurückgelassen.

    Ungefähr jeder hatte ein eigenes Leben – und ich war kein Teil davon.
    »Du willst also nicht, dass ich nach Cleveland ziehe«, sagte ich.
    »Natürlich wollen wir das«, entgegnete er. »Aber im Moment ... passt es einfach nicht.«
    Meine Wangen waren klatschnass. War mir doch egal, ob es passte oder nicht. Ich wollte doch nur, dass er sagte, er wolle mich bei sich haben. Ich wünschte mir, dass er sagte, er könne nicht ohne mich leben. Aber mir war klar, dass er das nicht tun würde. Er konnte nämlich sehr gut ohne mich. Er konnte ja auch ohne meine Mom. Ohne meinen Bruder. Ohne mich. Alle konnten ohne mich leben.
    »Wenn du nach Ende des Schuljahrs immer noch zu uns ziehen möchtest, dann finden wir schon einen Weg.«
    Hup!
    »Mhm«, sagte ich und wäre fast an den Tränen erstickt.
    »Vielleicht können wir für Penny dann ein eigenes Studio anmieten. Wir haben auch schon darüber nachgedacht, den Keller auszubauen.«
    Hup, hup, hup!
    »Ich muss los.« Und damit legte ich auf und trat aufs Gas. Ich hatte keinen Plan, wohin ich sollte, aber ich musste weg von hier.
    WIEDER ZU HAUSE
    Der Schlüssel lag immer noch unter der Fußmatte. Galt es denn als Einbruch, wenn man einen Schlüssel benutzte? Vor
allem wenn da gar keiner wohnte? Ich war fast bis sieben durch die Gegend gekurvt, und irgendwie war ich dann hier gelandet. Das Zu-verkaufen-Schild prangte immer noch auf dem Rasen vor dem Haus.
    Und wenn ich nirgends sonst hinkonnte? Ich würde einfach hier wohnen. Der einzige Ort, an dem ich mich wohlfühlte. Oakbrook Road Nummer 32. Ich drehte den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür. »Hallo?«, rief ich vorsichtig, nur für den Fall. Das Echo meiner Stimme hallte durchs Haus. Keine Antwort. Die Bude wirkte viel kleiner als in meiner Erinnerung. Vor langer Zeit waren wir hier zu viert auf einem grünen Sofa mit gestickten weißen Kreisen gesessen und hatten ferngesehen. Jetzt war das Zimmer leer.
    Die Wände waren in einem hellen Gelb gestrichen. Waren die immer schon gelb gewesen? Ich glaube nicht. Ich konnte mich nicht erinnern. Dann ging ich nach oben in mein altes Zimmer. Mein leeres Zimmer. Die Kirschtapete war verschwunden. Mein Bett war nicht mehr da. Mein Teppich war ausgetauscht worden. Doch es war immer noch mein Zimmer, verdammt noch mal.
    Ich hockte mich auf den Boden, lehnte mich mit dem Kopf gegen die Wand und sah aus dem Fenster.
    Da klingelte mein Handy. Ich warf einen Blick aufs Display.
    Meine Mutter. Fantastisch.
    »Happy Birthday to you! Happy Birthday to you! Happy Birthday, liebe April ...«
    »Mom. Hör auf.«
    »Warum? Was ist los? Du hast Geburtstag!«
    »Ich hatte einen schlechten Tag.«

    »Warum? Was ist passiert?«
    »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Okaaaay. April, hast du dir schon überlegt, wann du im Sommer kommen willst? Wir sollten dir ein Ticket kaufen, bevor sie ...«
    »Ich komme nicht nach Frankreich!«, brüllte ich. Meine Stimme hallte durch den leeren Raum. Auch wenn ich nirgends sonst hinkonnte, würde ich nicht nach Frankreich fliegen.
    Stille. »Du meinst diesen Sommer?«
    »Ich meine nie!«
    Vielleicht. Aber ich war immer noch sauer auf sie. »Ist doch nicht so, als würdest du dir viel draus machen, ob ich komme oder nicht.«
    »Natürlich mache ich mir was draus!«
    »Wenn du mich bei dir würdest haben wollen, hättest du mich von Anfang an dazu gebracht, mit dir dorthin zu ziehen.«
    Sie holte tief Luft. »Du wolltest ja nicht mit. Du wolltest bei deinen Freunden bleiben. Bei Noah. Ich wollte doch nur, dass du glücklich bist.«
    »Klar, logo.«
    »Du warst ohnehin schon so wütend auf mich ... was hätte ich denn tun sollen? Dich zum Mitkommen zwingen?«
    Ja. Nein. Ich wusste doch auch nicht, was ich wollte. Ich wünschte mir, dass sie sagte, ich müsse kommen, ganz gleich, was war. Dass sie nicht ohne mich leben könne. Gleichzeitig wollte ich bei meinem Dad sein. Und bei meinen Freunden. Bei Noah. Bei Hudson. Ich wollte bei Matthew sein. Ich wollte, dass meine Mom hier bei mir war. In diesem Haus.
Ich wollte zu ihnen nach Frankreich. Ich wollte

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