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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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durchzuziehen.«
    »Keine Ahnung«, meinte Vi mit einem Schulterzucken. »So hab ich weniger Angst.«
    »Schlaf würde auch helfen«, meinte Lucy.
    »Ich finde, ihr solltet mal mit Lucys Mom reden«, sagte Marissa zu mir und Vi. »Beide.«
    Lucy stöhnte. »Im Ernst? Mit meiner Mom?«
    »Sie ist doch Sozialarbeiterin«, gab Marissa zurück. »Ich schätze, sie weiß, wie man mit alldem klarkommt.«
    »Tut sie«, gab Lucy zu. »Sie ist nur so ... ernst. Und nervtötend.«
    »Das ist nicht witzig«, meinte ich. »Ihretwegen muss ich immer schon um zehn daheim sein.« Ich deutete auf Lucy. »Du bist schuld, dass ich um zehn zu Hause sein muss.«
    Lucy verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Ich weiß, ich weiß, tut mir echt leid. Ich war ein totaler Idiot, aber ich wollte dich eigentlich gar nicht verraten. Ich wollte sie doch nur dazu bringen, dass wir zurück nach New York ziehen. Sie war so überzeugt davon, dass die Kids hier viel anständiger sind und sich vorbildlich aufführen, deshalb wollte ich sie mit dem Video erschrecken, damit wir
zurück in die Stadt ziehen. Hat nicht funktioniert. Wie man sieht.«
    Mir wurde klar, dass Lucys Mom genau das Gegenteil von meinen Eltern getan hatte. Sie hatte Lucy gegen ihren Willen hierhergeschleift. Tut mir leid, dass du mit meiner Entscheidung nicht einverstanden bist, aber egal, ich ziehe nach Westport, und das bedeutet, dass du mitkommst, Kind.
    Ich dachte zurück an das Gespräch mit meiner Mutter. Ich hatte mir irgendwie gewünscht, meine Eltern hätten so mit mir gesprochen.
    Ich sah rüber zu Lucy und schluckte, weil ich mich schämte. Ich mochte ja allein zurückgelassen worden sein, aber sie hatte ihren Vater verloren. Diese Art Verlust konnte ich mir nicht mal annähernd vorstellen. Ich ließ meinen Kopf gegen die Wand fallen. »Tut mir leid, dass ich dich für eine Psychotussi gehalten hab.«
    »Ich bin kein Psycho«, meinte sie. »Ich wollte nur wieder nach Hause zurückziehen.«
    »Was ist mit der Erpressung?«, hakte Vi nach. »Lasst mich zu euch in den Hula, sonst sag ich’s eurer Mami. Das war total Borderline, nicht nur Psycho.«
    Lucy wedelte mit den Händen in der Luft. »Ihr hattet einen verfluchten Whirlpool! Da musste ich doch irgendwie rein! Und ich fand euch beide cool.«
    »Wir sind auch cool«, entgegnete Vi.
    »Tut mir leid«, murmelte Lucy und kaute auf ihrer Lippe herum.
    »Und mir tut leid, dass ich dir das mit Noah nicht erzählt habe«, meinte Marissa, indem sie sich mir zuwandte. Ihre Wangen waren gerötet. »Ich hätte es dir sagen sollen.«

    »Mir tut leid, dass ich es an dir ausgelassen habe«, gab ich zu.
    »Okay, uns allen tut also so einiges leid«, meinte Vi. »Spielen wir doch so eine Art ›Ich habe noch nie‹ und sagen, was uns leidtut. Wenn euch irgendwas leidtut, müsst ihr vom Donut abbeißen.«
    Wir lachten alle.
    Ich nahm mir einen Donut. »Mir tut es leid, dass Noah mich betrogen hat. Nachdem ich ... nachdem ich in Westport geblieben bin.«
    »Zwei Mal«, meinte Vi.
    »Das heißt, du musst zwei Mal abbeißen«, erklärte Marissa. »Große Bissen.«
    »Bist du echt seinetwegen geblieben?«, wollte sie wissen.
    »Ein klein wenig lag es an ihm. Und auch an euch. Und ich hatte Angst, was Neues zu wagen.«
    »Aber warum bist du nicht mit deiner Mom gegangen?«, erkundigte sich Lucy. »Ich meine, wenn ich eine Wahl gehabt hätte, wäre ich wohl nicht hier gelandet, aber ... sie ist schließlich meine Mom.«
    »Ich wollte mein Leben nicht aufgeben. Oder meinen Dad verlassen. Und ich war echt voll sauer auf sie. Ich schätze, irgendwie bin ich das immer noch.«
    »Sie war total besorgt, als sie angerufen hat«, sagte Vi. »Sie vermisst dich.«
    »Ich weiß«, gab ich zurück. Ich dachte über mich und Vi und meine Mom und Marissa und Noah und meinen Dad nach. Keiner war perfekt. Doch wir gaben uns alle redlich Mühe. Vermutlich musste man vergeben, wenn es ging, weiterziehen, wenn sich die Gelegenheit ergab, und Freunde und
Familie lieben für das, was sie waren, statt sie zu bestrafen für etwas, das sie nicht so meinten. »Ich vermisse sie auch«, sagte ich.
    »Wisst ihr, was total cool wäre?«, fragte Lucy und nahm sich noch einen Donut.
    »Was denn?«, fragte ich, in Gedanken immer noch bei meiner Mom.
    Sie nahm einen großen Bissen, kaute und schluckte dann. »Wenn wir dieses Gespräch ... im Hula weiterführen würden.«
    ER KEHRT ZURÜCK
    Wir ließen uns im Wasser treiben und sahen zu, wie die Sonne aufging. Der

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