Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Ein bisschen größer als ich, aber nicht viel. Seine Wangen waren rosig, so als wäre er zu dem Treffen mit uns gerannt. Er roch frisch, nach Minzkaugummi. Wir gingen die Straße runter zum Burger Palace, Marissa in der Mitte.
Die Bedienung kam rüber zu uns und nahm unsere Bestellung auf. Marissa orderte Chicken Fingers, ich nahm einen Burger. Noah, der uns gegenübersaß, bestellte einen Burger, Fritten, einen Mac’n’Cheese als Beilage und einen Milkshake.
»Das ist ja ganz schön viel«, meinte Marissa.
»Ich bin ein Junge und noch im Wachstum«, sagte er.
»Dann teilen wir uns einfach die Pommes«, erbot ich mich. »Damit du nicht platzt.«
Er lächelte mich an. Er hatte Grübchen. Am liebsten hätte ich die Hand ausgestreckt und eins berührt.
»Bin ich froh, dass du auf mich aufpasst. Aber wo warst du vor zwei Wochen, als ich im Bertucci’s tatsächlich explodiert bin? Da hab ich nämlich viel zu viel Pizza gegessen.«
Ich lachte. Mit Noah so zusammenzusitzen, das fühlte sich an, als würde ich hier hingehören. Ich vergaß sogar, traurig zu sein wegen der Scheidung meiner Eltern. Ich vergaß, wütend zu sein.
Die Kellnerin kam zurück an unseren Tisch. »Tut mir leid, euch sagen zu müssen, Leute, dass wir keine Pattys mehr haben.«
»Aber ... wir sind doch hier im Burger Palace«, meinte ich.
Sie zuckte mit den Schultern. »Puten Burger vielleicht? Veggie Burger? Lamm? Wir haben noch alle möglichen Burger.«
»Ähm ...«
»Klar«, meinte Noah. »Pute.«
»Und du?«, fragte mich die Bedienung.
»Dann wohl auch Pute. Danke.« Ich wartete, bis die Kellnerin gegangen war, ehe ich murrte: »Wie können in einem Burgerrestaurant die Burger ausgehen?«
»Sie haben ja noch Burger, bloß keine Beefburger mehr. Magst du Pute nicht?«, wollte Noah wissen.
»Doch, schon«, gab ich zurück. »Aber ich kann mich nicht so einfach umstellen. Jetzt muss ich erst mal die Erwartungen meines Gaumens neu justieren.« Ich machte ein übertriebenes Schmatzgeräusch mit den Lippen. »So, das war’s. Neu eingestellt.«
»Dein Gaumen, wie?« Er lachte. »Du bist süß.«
Jetzt fühlten meine Wangen sich an, als wären sie knallrot. Du aber auch, dachte ich.
Unter dem Tisch drückte Marissa meine Hand.
BESSER SPÄT ALS NIE
Noah tauchte als Letzter bei der Einweihungsparty auf.
Vi war gerade damit beschäftigt, Bier und Gläser voll Wein auszuschenken, als die Gäste eintrudelten, während Joanna die Drinks verteilte. Fühlte sich komisch an zu sehen, wie sie Alkohol ausschenkten. So als wären wir viel älter und würden in einem Apartment in New York Cocktails servieren. Dean und sein Bruder Hudson futterten gerade die letzten Chips weg.
Wir hatten die Tür offen gelassen, und ich füllte soeben die Schale mit neuen Chips, als ich Noah bei der Tür entdeckte. »Hi!«, sagte ich. Ich ließ die Tüte fallen und kämpfte mich vor zu ihm durchs Gedränge. Er lächelte mich an. Es war zwar nicht gerade das private Wiedersehen, von dem ich geträumt hatte – aber wenigstens war er jetzt hier.
»Hey, alle miteinander«, sagte er und schaute sich im Zimmer um. Er sah einfach anbetungswürdig aus, wie immer, wenn er aus Florida zurückkam. Leicht gebräunt, die Wangen ein wenig sonnenverbrannt. Er trug ein neues grünes Top, das seine Eltern ihm auf der Reise gekauft haben mussten. Ich hatte es noch nie zuvor gesehen.
»Was geht?«, rief RJ ihm von der Couch entgegen. RJ spielte mit Noah als Center im Basketballteam der Schule. Verglichen mit RJs eins dreiundachtzig und der breiten, massigen Gestalt wirkten wir alle wie Zwerge.
Ich schlang Noah die Arme um den Nacken, der noch ganz kalt war von draußen. Ihm stieg die Röte ins Gesicht. »Hi«, sagte ich noch einmal.
»Hey«, sagte er ganz sanft, wobei er sich umsah.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leicht auf die Lippen. Er hatte für mich die perfekte Größe, nur ein paar Zentimeter größer als ich. »Ich hab dich vermisst«, meinte ich. Er roch nach Shampoo.
»Ich hab dich auch vermisst«, entgegnete er. Wieder küsste er mich.
»Geht doch auf euer Zimmer!«, brüllte Dean.
Noah wurde rot. »Also«, meinte er und blickte noch einmal um sich. »Das ist dein neues Zuhause.«
»Das ist mein Zuhause«, wiederholte ich. Ich versuchte Blickkontakt herzustellen. »Wie war dein Flug?«
»Keine Probleme.« Er betrachtete alles eingehend – die Gerätschaften aus den Siebzigern in der Küche, den riesigen, rechteckigen Holztisch
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