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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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ihren Teller schaute.
    DER 28. MÄRZ
    Jep, ihr könnt es ruhig glauben: Ich bin am 28. März geboren, und trotzdem heiße ich April.
    Eigentlich hätte ich ja am 14. April zur Welt kommen sollen, doch ich war zweieinhalb Wochen zu früh dran, und meine Mom war der Ansicht, man müsse das mit dem April ja nicht zu wörtlich nehmen. Man konnte es auch metaphorisch sehen. Eine neue Jahreszeit. Ein neues Familienmitglied.
    Wenigstens hatten sie mich nicht März genannt.
    LOST IN TRANSLATION
    Matthew: Du rufst Mom besser zurück. Sie versucht schon die ganze Zeit, dich zu erreichen. Sie kaut sich die Nägel ab.

    Ich: Ich zieh heute zu Vi! Ruf sie später an! xxx
Matthew: Echt?
Ich: Dad fliegt heute nach Cleveland.
Matthew: Ach so.
Ich: Hast du Mom nicht erzählt, dass er wegzieht?
Matthew: Vergessen. Und du?
    NICHT DIE SORTE MUTTER
    Warum ich mit meiner Mutter nicht über die neue Wohnsituation gesprochen habe?
    In einer normalen Mutter-Tochter-Beziehung hätte die Tochter die Mutter vermutlich angerufen, um einen solchen Umzug mit ihr zu besprechen. Nur dass in einer normalen Mutter-Tochter-Beziehung die Tochter im Teenageralter auch bei ihrer Mutter leben würde.
    Doch meine Mutter lebte in Paris mit ihrem neuen Ehemann, Daniel (das spricht man en français wie »Danielle« aus). Sie war schon anderthalb Jahre weg, seit dem Sommer nach meinem ersten Jahr an der Highschool.
    In Wahrheit bin ich einfach gar nicht auf die Idee gekommen, sie zu fragen, was meine Wohnsituation betrifft.
    Was ich ihr vielleicht nicht in genau diesem Wortlaut hätte erklären sollen.
    »Wie konntest du mir das verschweigen?«, fragte sie mich am Telefon, und sie klang fast ein wenig hysterisch.
    »Ist doch kein großes Ding«, meinte ich. »Daddy und Penny ziehen nach Ohio – und zwar heute Abend –, deswegen bin ich bei Vi eingezogen.«

    »Moment – wie, du bist eingezogen? Das sind also alles schon vollendete Tatsachen?«
    Ich sah mich in meinem in Windeseile eingerichteten Zimmer um, alles vollständig ausgepackt. Man konnte sagen, was man wollte, Vi war die Effizienz in Person. »Ja. Heute. In ein paar Stunden feiern wir meinen Einstand. Ich komm gerade eben aus der Dusche, kann also nicht lange reden. Ich glaube, Noah kommt gleich.«
    »Aber ... aber – das kannst du doch nicht machen!«
    »Oh doch, das kann ich«, sagte ich, und es tat mir wirklich leid, wenn es kalt klang. Ich wollte gar nicht wirklich kalt klingen, aber es war nun mal so, dass mein Dad das Sorgerecht für mich hatte. Sie hatte dafür das Sorgerecht für Matthew. Darauf hatten sie sich geeinigt, als sie beschlossen hatte, von Westport wegzugehen und nach Paris zu ziehen, um bei Danielle zu sein. Sie war ja voller Begeisterung, dass sie sich nicht länger um den Unterhalt für die Kinder und für sich kümmern musste und auch nicht mehr um meinen Dad. »Du hast ja keine Ahnung, wie nervtötend es ist, sich ständig dafür rechtfertigen zu müssen, wie viel so ein Orangensaft kostet«, hatte sie zu mir gesagt. Und du hast keine Ahnung, wie viele Menschen du verletzt hast, erwiderte ich, wenn auch nur im Geiste. Scheiß doch auf den Orangensaft.
    »Ich befürchte, irgendwo über dem Atlantik hast du dein Mitspracherecht verloren«, fügte ich noch hinzu.
    Es folgte eine Pause. »Ich bin immer noch deine Mutter. Ich hab trotz allem ein Wörtchen mitzureden.« Sie seufzte. »Ich wünschte, du würdest zu uns nach Frankreich ziehen.«
    »Ach nee, danke, lieber nicht«, meinte ich höflich. Doch dann fühlte ich mich sofort mies, weshalb ich noch hinzufügte:
»Ich würde den Abschluss an der Highschool auf Französisch doch nie schaffen.« Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich jedes Mal schuldig, wenn ich mit meiner Mom sprach. Aber hätte nicht eigentlich sie diejenige mit den Schuldgefühlen sein müssen? Sie war doch diejenige, die mich im Stich gelassen hatte. »Ich will hierbleiben«, sagte ich und bemühte mich um eine feste Stimme. »Bei meinen Freunden.«
    »Ich kann wirklich nicht glauben, dass dein Vater sich damit einverstanden erklärt hat«, meinte meine Mutter. »Suzanne ist nicht gerade wahnsinnig verantwortungsbewusst als Mutter. Ich weiß noch gut, wie sie euch beide allein auf der Hauptstraße zu den Baskin-Robbins hat gehen lassen, da wart ihr gerade mal neun. Neun wart ihr da!«
    Ich ließ den Kopf nach unten hängen, um mir Gel ins Haar zu kneten. »Mach dir keine Sorgen wegen Suzanne. Die ist ja nicht mal hier. Sie ist die ganze Zeit

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