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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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unterwegs.«
    »Was? Wie bitte?«
    Ich zog eine Grimasse. Warum hatte ich das bloß gesagt? »Sie ist mit Mary Poppins auf Tournee, spielt die Hauptrolle. Sag Dad bitte nichts davon.« Nein, meinem Dad würde sie garantiert nichts erzählen. Sie sprach ja noch nicht mal mehr mit ihm. Und überhaupt, sie würde mich niemals verpetzen. Ich war ja ihre Freundin . So lief das, wenn die Eltern sich scheiden ließen und die eigene Mutter wieder einen neuen Partner fand. Zumindest ist es bei uns so gelaufen. Die Rollen wurden neu verteilt. Dann brauchten die Mütter nämlich jemanden, mit dem sie über ihre Dates reden konnten, und zack (egal, ob unpassenderweise), schon war man selbst dieser Jemand.

    »April ...«
    »Was denn?«, blaffte ich.
    »Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass du allein lebst.«
    »Ich bin ja auch nicht allein. Ich bin bei Vi. Du fängst doch deswegen jetzt nicht an zu nerven, oder? Ist doch keine große Sache.« Warum hatte ich ihr überhaupt davon erzählt? Wie blöd von mir. Wollte ich denn unbedingt, dass sie sich Sorgen machte? Wollte ich etwa unterbewusst, dass sie meinen Dad anrief?
    »Ich werde deinen Vater nicht anrufen, aber was du da treibst, gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. »Danke, Mom. Das rechne ich dir hoch an. Wir kommen schon zurecht, versprochen.«
    »Ich vertrau dir, April, aber versprich mir, mich anzurufen, wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt. Nein, bevor du irgendwelche Schwierigkeiten hast.«
    Es klingelte an der Tür. Noah. Ich hoffte nur, dass Vi ihn reinlassen würde. »Hör zu, Mom, ich muss auflegen. Noah ist oben, und ich komm gerade aus der Dusche. Und außerdem, ist es bei euch nicht schon Mitternacht? Schläft Matthew?«
    »Kannst du mich morgen bitte anrufen?« Ihrer Stimme nach zu schließen gab sie sich geschlagen, und das machte mich gleichzeitig zornig und bereitete mir ein schlechtes Gewissen.
    »Jep. Gib Matthew einen Kuss von mir.« Während der Weihnachtsferien hatte er eine Woche bei uns in Westport verbracht, und in der Sekunde, da er seinen ohne Begleitung fliegenden Teeniehintern in die Air-France-Maschine geschwungen hatte, überkam mich das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Als ich mich von ihm verabschiedete, musste
ich heulen. Das tat ich immer. Die meisten Schwestern fanden ihre kleinen Brüder endlos nervig, aber nicht ich, niemals. Ich hab Matthew immer überall mit hingeschleift. Wir haben immer Verstecken gespielt, uns aus Kartons ein Fort gebaut und uns in einer Geheimsprache unterhalten, damit unsere Eltern nichts verstehen konnten.
    »Aber morgen rufst du wirklich an«, fuhr sie fort. »Nicht so wie vor zwei Wochen, wo du meintest, du würdest dich am nächsten Tag melden, und dann ruf ich heute an und muss feststellen, dass unter der Festnetznummer keiner mehr zu erreichen ist.«
    »Stimmt. Tut mir leid. Ich war ziemlich beschäftigt.«
    »Ja, offensichtlich.« Ein weiteres Seufzen ihrerseits. Es war schon erstaunlich, wie deutlich man die vielen Seufzer hören konnte, obwohl zwischen uns ein ganzer Ozean lag. Ich verabschiedete mich, legte auf, schlüpfte in Jeans und Top und stellte die Musik an, um jegliche Gedanken an meine Mutter auszublenden.
    Ich musste mich unbedingt über Vis Kleiderschrank hermachen. Sie hatte tonnenweise total cooles Zeug. Klasse Blusen, sexy Stöckelschuhe und ein rotes Kleid, das einfach superscharf war. Langärmelig, tief ausgeschnitten und kurz. Es schrie regelrecht nach Beachtung, neben einigen anderen Sachen. Wo ich jetzt bei ihr eingezogen war, konnte ich doch auch den Vorteil nutzen, dass ich mir alles von ihr ausleihen konnte, oder? Und ich wollte so gern dieses rote Kleid tragen. Nicht unbedingt heute Abend, aber bald.
    Es klopfte dreimal an der Tür zum Keller.
    Ich warf mein Handy aufs Bett. »Herein«, rief ich und bemühte mich, möglichst locker und unbeschwert zu klingen.

    »Ich bin’s schon wieder!«, rief Marissa, als sie die Treppe heruntergerannt kam. Sie trug ein graues Strickkleid, dazu schwarze Strumpfhosen und Ballerinas. Marissa trug so gut wie immer Kleider. Sie liebte sie. Winterkleider. Sommerkleider. Mit Strumpfhose. Ohne Strumpfhose. Wie auch immer. Sie war womöglich der einzige Teenager, der nicht gern Jeans trug. Sie wäre vermutlich sogar zum Fußballspielen in einem Kleid aufgelaufen, wenn man sie gelassen hätte. »Hast du mich vermisst? Ich war eine ganze Stunde lang weg. Hast du gesehen, dass Vi die Regeln von deinem Dad an den

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