Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
nicht mich ansah, sondern an mir vorbei in Noahs Richtung schaute. Meine Gefühle waren ihr eindeutig egal. Am liebsten hätte sie mich im nächsten Flieger nach Frankreich oder Ohio gesehen. Auf jeden Fall überall, nur nicht hier. Nachdem sie das gesagt hatte, leckte sie sich über die Lippen. Das tat sie andauernd. Vielleicht dachte sie ja, dass sie dabei besonders sexy aussah.
Oder aber ihre Lippen waren einfach so trocken und rissig, und deswegen musste sie sie ständig befeuchten.
Irgendwie tat sie mir ja leid. Es musste echt die Hölle sein, so offensichtlich, dass alle es mitbekamen, in den Freund einer anderen verliebt zu sein, schon die ganze Highschoolzeit über. Aber mein Mitleid war nicht groß genug, als dass ich ihn für sie aufgegeben hätte. Tut mir leid, Cor. Leck dir nur weiter die Lippen.
»Sie hat doch bestimmt viel zu viel Spaß, als dass sie Zeit hätte, irgendjemanden zu vermissen«, meinte Marissa.
RJ streckte den rechten Arm durch und brachte ihn zum Knacken. »Was ist eigentlich, wenn Aprils Dad nach Vis Mom googelt und dann mitkriegt, dass sie in Chicago ist?«
Stille.
»Dann bin ich am Arsch«, erklärte ich. Ich nippte an meinem Wein.
»Lasst uns jetzt mit dem Spiel weitermachen«, sagte Marissa, wobei sie mit ihrem Knie gegen meines stieß. »Ich hab noch nie eine Krawatte getragen.«
Die ganzen Jungs tranken.
RJ sah zu Corinne. »Ich hab noch niemals im Leben jemals einen Bikini getragen«, sagte er.
Vi prustete los. »Noch niemals jemals?«
»So heißt das bei uns«, meinte RJ.
»Klingt voll bescheuert«, meinte Vi. »Aber da ich schon mal einen Bikini anhatte, trinke ich jetzt einfach.«
RJ beobachtete Corinne, während sie einen kleinen Schluck nahm. Vielleicht wollte er sie betrunken machen, damit er eine Chance bei ihr hatte. Er war schon seit Beginn dieses Schuljahrs total verrückt nach ihr. Er lud sie überallhin
ein. Doch wenn Corinne ihn ebenfalls gemocht hätte, wäre sie schon längst mit ihm zusammen. Sie war ganz eindeutig immer noch an Noah interessiert.
»Ich war noch nie in Europa«, sagte Hudson.
Ich trank. Noah nahm ebenfalls einen Schluck. Corinne auch. Wie cool. Vielleicht sollten wir drei eine kleine Reise unternehmen? Besser nicht.
»Ich war noch nie in Disneyworld«, sagte Joanna.
Ich trank wieder einen Schluck. Ich hasste Disney. Ganz besonders aber den Epcot-Themenpark. Das Brennen in meinem Rachen half mir, die Erinnerungen zu verdrängen.
Marissa stieß mir wieder gegen das Knie. Sie wusste genau Bescheid über die Epcot-Geschichte.
»Ich war noch nie in Danbury«, meinte Corinne.
Ich lachte in mein Glas. Im Ernst?
Joanna sah sie ungläubig an. »Wie ist das möglich? Das ist gerade mal vierzig Minuten von hier.«
Corinne zuckte mit der Schulter. »Warum hätte ich da hinfahren sollen?«
»Wie sieht’s mit dem Danbury-Fair-Einkaufszentrum aus? Das sollte doch Grund genug sein, dorthin zu fahren?«, meinte Marissa.
Corinne schüttelte den Kopf und leckte sich über die Lippen.
Hudsons Handy klingelte. Er griff nach dem Telefon, sah auf das Display und murmelte: »Entschuldigt mich.« Er verschwand ins Bad, um den Anruf entgegenzunehmen.
»Mit wem redet der da?«, erkundigte Joanna sich bei Dean. »Was soll die Heimlichtuerei?«
»Das musst du ihn fragen«, meinte Dean mit einem Lächeln.
Ich fragte mich, ob er sich immer noch mit Sloane traf oder ob da was anderes dahintersteckte.
»Geht’s um eine Lieferung?«, fragte RJ, wobei er so tat, als würde er flüstern.
»Klar. An deine Mom«, entgegnete Dean. Er füllte die ganzen leeren Gläser nach und quetschte sich zwischen Marissa und die Sofalehne.
»Äh, hi«, meinte sie und rutschte lachend von ihm weg.
Vi verdrehte die Augen. »Versuch bloß nicht, die Neuen hier zu belästigen«, schimpfte sie ihn. »Und außerdem hat Marissa einen Freund.«
»Wo ist der denn dann?«, wollte Dean wissen.
»In Boston. Wir kennen uns vom Sommercamp.«
»Du brauchst dringend auch einen Freund in Westport«, meinte Dean.
Hudson kehrte zurück an seinen Platz.
»Ich bin dran«, unterbrach Vi die Unterhaltung. »Mich hat noch nie einer sitzen lassen.«
»Du hattest auch noch nie eine Beziehung«, entgegnete Dean und nahm einen Schluck.
»Na und? Trotzdem bin ich noch nie verlassen worden.«
Corinne, Joanna, RJ und Hudson tranken ebenfalls aus ihren Gläsern.
Ich fragte mich, ob Noah oder ich auch irgendwann auf diese Frage hin würden trinken müssen.
»Wer hat dich denn sitzen
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