Zehn Jahre nach dem Blitz
besitzen.«
»In Ordnung. Gehen Sie sie durch und sondern Sie alle gestellten Szenen aus. Trennen Sie sie von den authentischen Streifen, die ...«
Cencio lachte spöttisch. »Großer Gott, steh uns bei.« Er schloß die Augen und wiegte den Kopf. »Offen gestanden, wer sollte je dazu in der Lage sein? Niemand wußte damals, weiß es heute, oder wird jemals wissen ...«
Richtig, das war ein schlagendes Argument. »In Ordnung«, sagte Foote. »Lassen Sie sie einfach durchlaufen. Bis Sie den Beschützer entdecken. Er wird einer der großen Staatsmänner sein. Einer der mächtigen vier; es ist bestimmt nicht Chamberlain oder Mussolini, die können Sie also links liegenlassen.« Großer Gott, dachte er, angenommen es ist »Hitler«, der in seiner Boeing 707 in Washington D. C. landet, um eine Geheimunterredung mit F. D. Roosewelt zu führen. Ist er es, der heute über Millionen von Tankern herrscht, der Schauspieler, der Gottlieb Fischer als der geeignete erschien, Adolf Hitler zu verkörpern?
Es konnte allerdings auch eine Nebenrolle sein. Die Rolle irgendeines Generals. Vielleicht sogar einer der GIs in ihren Schlupflöchern.
»Es wird Wochen dauern«, sagte Cencio, dem offenbar der gleiche Gedanke durch den Kopf ging. »Und stehen uns Wochen zur Verfügung? Solange Menschen umgebracht werden ...«
»Joseph Adams steht unter Bewachung«, erklärte Foote. »Und Brose – wenn es ihn erwischt, bedeutet das um so mehr Macht für seinen verborgenen Feind.«
Und sein verborgener Feind ist offenkundig David Lantano. Aber das brachte ihn nur zurück zu seiner ursprünglichen Frage: wer oder was war David Lantano?
Immerhin kannte er jetzt zumindest einen Teil der Antwort. Aber das mußte noch überprüft werden. David Lantano war, am Ende seines Schwingungskreislaufes, als alter Mann, von Gottlieb Fischer engagiert worden – oder stand zumindest auf der Auswahlliste –, eine Rolle in einer der beiden Dokumentarfassungen des Jahres 1982 zu spielen; das war seine Hypothese, die jetzt überprüft werden mußte.
Und der nächste Schritt würde nicht leicht sein ... Derjenige, der auf Yancys – beziehungsweise David Lantanos – Identifizierung in einer der beiden Dokumentationen folgte.
Der nächste Schritt, und das kam Webster Footes Fähigkeiten entgegen, bestand darin, sich während Lantanos Abwesenheit mit einer hochspezialisierten Ausrüstung heimlich Zugang zu seiner unvollendeten Villa zu verschaffen. Und wenigstens vorübergehend die Zeitreisemaschine, die Lantano benutzte, an sich zu bringen.
Es wird nicht leicht sein, dachte Foote. Aber wir verfügen über die Geräte, um sie aufzuspüren; das ist seit 2014 unser Job. Und diesmal erledigen wir nicht irgendeinen Auftrag für einen Kunden, diesmal arbeiten wir in unserem eigenen Interesse.
Denn, so erkannte er, in dieser Sache steht ständig – und unfreiwillig – unser Leben auf dem Spiel; es ist der Preis, um dessentwegen die Mitspieler wetten, streiten, lügen, betrügen und schachern.
»Ein Rechtsanwaltsbüro«, sagte er laut. »Wetten, Streiten, Schachern, Lug und Trug. Rechtsanwälte und Notare. Sie können uns vor dem Rekonstruktionsrat vertreten, wenn wir Brose verklagen.«
»Mit welcher Begründung?«
»Mit welcher Begründung«, erwiderte Foote ruhig, »daß der rechtmäßig gewählte Herrscher der Welt Talbot Yancy, der Beschützer ist, wie jeder Tanker weiß; wie die Estes-Park-Regierung seit fünfzehn aufeinanderfolgenden Jahren behauptet. Und diesen Mann gibt es wirklich. Daher – besitzt Brose rechtlich keine Macht.« Da Yancy allein über die rechtmäßige Macht verfügt, was sowohl Wes-Dem als auch Volks-Pakt bestätigen und behaupten.
Und ich glaube, Yancy schickt sich an, die Verwirklichung dieses Anspruchs zu fordern, dachte Foote. Endlich.
24
Der kleine dunkelhäutige Junge sagte schüchtern: »Ich heiße Timmy.«
Seine kleinere Schwester neben ihm wand sich verlegen lächelnd und flüsterte: »Ich bin Dora.«
Nicholas sagte: »Timmy und Dora.« An Mrs. Lantano gewandt, die etwas abseits stand, fügte er hinzu: »Zwei nette Kinder haben Sie da.« Und als er David Lantanos Frau ansah, dachte er an Rita, seine eigene Frau, die unten zurückgeblieben war; das hoffnungslose Leben der Menschen in den Ameisentanks. Bis in alle Ewigkeit offenbar. Denn selbst die anständigen Menschen, die auf der Erdoberfläche lebten, wie David Lantano und, wenn er richtig verstanden hatte, der Erbauer der Wohnanlagen, Louis Runcible: selbst
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