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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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soll hereinkommen. Aber um neun Uhr habe ich eine geschäftliche Verabredung.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist schon fast neun; mach ihm klar, daß er nicht lange bleiben kann.« Als sich der Bleierne entfernt hatte, sagte Lantano zu Nicholas: »Dieser Yance-Mann ist nicht vollkommen ohne Ehrgefühl. Zumindest erzeugt das, was er tut, gewisse Zweifel in ihm. Aber ...« Lantano machte eine endgültige Handbewegung, für ihn war die Sache entschieden. »Er macht weiter. Trotz seiner Zweifel. Er hat sie – aber er macht weiter.« Lantanos Stimme wurde leise, und wieder erschien, mit erschreckender Plötzlichkeit, das gealterte, von Weisheit erfüllte Gesicht, und es erschien noch älter als zuvor. Das war nicht der Mann in mittleren Jahren, sondern der Anblick, der sich Nicholas geboten hatte, als Lantano den Keller in den Ruinen betreten hatte, nur sah er es diesmal – für einen kurzen Augenblick – aus der Nähe. Dann war es vorbei. Als wäre es nur ein Spiel des Feuerscheins gewesen, nicht aber eine Veränderung des Mannes. Aber er wußte und verstand, daß es eine Veränderung war, die in dem Mann selbst stattgefunden hatte, und als er sich umwandte und einen Blick auf Lantanos Frau und seine Kinder warf, drängte sich ihm ein flüchtiger Eindruck auf: halb aus den Augenwinkeln erkannte er, daß auch mit diesen dreien eine Veränderung vor sich ging – aber bei den Kindern schien es mehr ein Wachsen zu sein, ein Zunehmen an Reife und Kraft; sie schienen für kurze Zeit älter geworden zu sein. Und dann war auch das vorüber.
    Aber er hatte es gesehen. Die Kinder als Jugendliche und Mrs. Lantano, ergraut und in der Versunkenheit eines zeitlosen Halbschlafes nickend, ein Winterschlaf, in dem sich schwindende und vormalige Kräfte bewahrten.
    »Da kommen sie schon«, sagte Isabella Lantano.
    Lärmend und klirrend betraten die Bleiernen, einer nach dem anderen, das Wohnzimmer und blieben dort stehen; vier Menschen traten hinter ihnen hervor und sahen sich mißtrauisch mit geübten Blicken um. Dann erst tauchte ein einzelner, verängstigter Mann auf. Joseph Adams, erkannte Nicholas. Der Mann zitterte vor Angst, als würde er von innen heraus geschüttelt, als wäre er bereits wirklich das Opfer einer rasch wirkenden, unentrinnbaren, todbringenden Macht.
    »Danke«, sagte Adams heiser, an Lantano gewandt. »Ich werde mich nicht lange aufhalten. Ich war mit Verne Lindblom befreundet; wir haben zusammengearbeitet. Sein Tod – ich mache mir nicht so große Sorgen um mich selbst.« Damit deutete er auf seine Begleiter, die Bleiernen und den menschlichen Kommandotrupp, der ihn bewachte, sein doppeltes Schutzschild. »Es ist der Schreck seines Todes. Wir führen ohnehin ein einsames Leben.« Zitternd ließ er sich dicht bei Lantano am Feuer nieder und blickte dann verwirrt von Isabella zu den beiden Kindern und dann zu Nicholas. »Ich war auf seiner Domäne in Pennsylvania; die Bleiernen dort kennen mich, weil wir an den Abenden Schach miteinander zu spielen pflegten. Und weil ich ihnen bekannt bin, ließen sie mich ein.«
    »Und was haben Sie herausgefunden?« fragte Lantano mit ungewohnt rauher Stimme, und Nicholas wunderte sich über seinen abweisenden Ton.
    Adams erwiderte: »Der wachhabende Bleierne vom Typ VI nahm sich die Freiheit heraus und zeigte mir die Aufzeichnungen, die der Gehirnstromaufzeichner aufgenommen hatte. Die genauen Alphawellen des Mörders. Ich nahm die Aufzeichnungen mit und gab sie Megavac 6-v ein; jeder, der der Yance-Organisation angehört, ist im Vac gespeichert.« Seine Stimme und seine Hände zitterten.
    »Und«, fragte Lantano, »wessen Karte hat er ausgestoßen?«
    Nach einer kurzen Pause sagte Adams: »Stanton Broses. Darum nehme ich an, daß es Brose war, der ihn umgebracht hat. Der meinen besten Freund ermordet hat.«
    »Und nun«, sagte Lantano, »haben Sie nicht nur keinen besten Freund mehr, sondern darüber hinaus noch einen Feind.«
    »Ja; ich vermute, daß Brose mich als nächsten umbringen wird. Genauso wie Arlene Davidson, Hig und Verne. Diese Leute von Foote ...« Er deutete auf seine vier menschlichen Begleiter. »Ohne sie wäre ich schon tot.«
    Nachdenklich nickte Lantano und sagte: »Höchstwahrscheinlich.« Das klang, als müßte er es wissen.
    »Ich bin hierhergekommen,« erklärte Adams, »um Sie um Ihre Hilfe zu bitten. Nach alldem, was ich von Ihnen gehört habe – verfügt niemand über Ihr Können. Brose braucht Sie; ohne Ihresgleichen, nämlich junge,

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