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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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überwältigte ihn mit nie gekannter Heftigkeit. »Dieser Mann ist kein Weißer: er ist ein Schwarzer oder ein Indianer oder etwas Ähnliches.«
    »Aber es gibt keine Indianer mehr«, wandte Cencio ein. »Denken Sie an den Artikel, der kurz vor dem Krieg die Runde machte: das ethnische Wiederansiedlungsprogramm auf dem Mars erfaßte faktisch alle Indianer, und sie wurden im ersten Jahr des Krieges getötet, als er noch auf dem Mars beschränkt war. Diejenigen, die auf der Erde zurückblieben ...«
    »Nun, dieser eine ist jedenfalls noch hier«, sagte Foote. »Das steht fest. Es bedarf keiner zwanzig Indianer, sondern nur eines einzigen – der übersehen wurde, meine ich.«
    Einer seiner Techniker trat in die Tür des Zimmers und klopfte ehrerbietig. »Mr. Foote, Sir. Ein Bericht über das tragbare Fernsehgerät, das aufgebrochen werden sollte.«
    Foote sagte: »Sie haben es geöffnet, und es ist ein Vorkriegsmodell eines Philco 3-D-Farbfernsehers mit ...«
    »Wir können es nicht öffnen.«
    »Was ist mit den Rexeroidbohrern?« Rexeroid, eine vom Jupiter stammende chemische Verbindung, konnte gewöhnlich jedes Material durchdringen. Und er hatte ein Exemplar für solche Gelegenheiten in seinen Londoner Laboratorien aufbewahrt.
    »Das Gehäuse des Gegenstandes besteht aus Rexeroid, Sir. Der Bohrer dringt einen Millimeter ein und dann – das Material hat die Kante unseres Bohrers abgebrochen, so daß er nicht mehr schneidet. Mit anderen Worten, wir haben einen Rexeroidbohrer verloren. Wir haben nach anderen geschickt, aber sie müssen vom Mond gebracht werden, das ist das nächste Vorratslager. Keiner der Yance-Männer besitzt einen, nicht einmal Eisenbludt in Moskau. Und wenn sie einen haben, rücken sie ihn nicht heraus; sie wissen ja, wie sehr die Yance-Leute im Konkurrenzkampf miteinander liegen. Sie fürchten, wenn sie Ihnen den Bohrer leihen ...«
    »Halten Sie keine langen Reden«, fiel ihm Foote ins Wort. »Versuchen Sie es weiter. Ich habe immerhin einen Blick auf das Gehäuse geworfen; es ist überhaupt keine Legierung – es ist Kunststoff.«
    »Dann ist es ein Kunststoff, den wir noch nie zuvor gesehen haben.«
    Foote erklärte: »Es ist eine hochentwickelte Waffe, die ohne Zweifel aus den geschlossenen Archiven der Agentur stammt, aber vielleicht hat sie auch jemand ausgegraben. Jedenfalls gegen Ende des Krieges entwickelt und niemals angewandt. Wollen Sie etwa behaupten, daß sie die deutsche Handschrift nicht erkennen, wenn Sie es betrachten? Das ist ein Gestaltmacher, soviel weiß ich.« Er tippte sich an die Stirn. »Dieser besondere Knopf in meinem Vorderhirn sagt es mir. Ich brauche keinen Beweis. Brechen Sie ihn auf, und Sie werden es sehen: Vorrichtungen, die Blutstropfen, Haare, Worte, Gehirnwellen, Stoffäden und Fingerabdrücke hervorbringen.« Und, dachte er, einen homöostatischen, homotropischen Pfeil mit Zyanidspitze. Das vor allem anderen. »Sie haben natürlich versucht, ihn zu erhitzen.«
    »Nicht allzu hoch. Bis 240; wir befürchten, wenn wir höher gehen ...«
    »Versuchen Sie es bis 350. Und berichten Sie mir augenblicklich, wenn der Kunststoff Anstalten macht, flüssig zu werden.«
    »In Ordnung, Sir.« Der Techniker entfernte sich.
    Foote wandte sich an Cencio. »Sie werden das Ding nicht öffnen. Es besteht nicht aus Rexeroid, sondern es ist ein Thermoplastik. Aber dieses ausgeklügelte deutsche Thermoplastik, das nur bei einer ganz bestimmten Hitze, die bis auf ein halbes Grad festgelegt ist, schmilzt. Darunter und darüber ist es härter als Rexeroid. Man muß genau die richtige Temperatur haben; in seinem Innern gibt es eine Wärmespule, die ihn erhitzt, wenn er die Form verändern möchte. Wenn sie es lange genug versuchen ...«
    »Aber«, warf Cencio ein, »wenn sie es zu stark erhitzen, wird in seinem Innern nichts übrigbleiben als Asche.«
    Das stimmte. Selbst daran hatten die Deutschen gedacht; der Mechanismus war so beschaffen, daß außergewöhnliche Belastungen – wie Hitze, Bohrerschütterungen und Untersuchungen aller Art – einen Vernichtungsschalter auslösten. Und das Ding wurde nicht einmal sichtbar zerstört, der Mechanismus im Innern löste sich einfach auf ... so daß man fortfuhr in der Bemühung, es zu öffnen – ein Gerät zu öffnen, das sich längst zu einem formlosen Nichts aufgelöst hatte.
    Diese Kriegserfindungen, dachte Foote, sind zu klug ausgedacht. Zu klug für uns Sterbliche; kaum vorstellbar, was in einem weiteren Jahr alles erfunden worden

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