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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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fünfundsechzig anstatt fünfzig, bekommen, haben wir möglicherweise etwas in der Hand.« Und wenn ich in die Villa hineinkomme, dachte Foote, dann verfügen wir hinterher über eine funktionstüchtige Ausrüstung, die uns diese Aufnahme liefert. Und das wird heute abend geschehen, in wenigen Stunden.
    Wer ist dieser Lantano? fragte er sich, konnte aber keine Antwort finden.
    Jedenfalls noch nicht.
    Aber er hatte im Laufe der Jahre gelernt, sich zu gedulden. Er war ein Profi: er würde den Monitor in Lantanos unvollendeter Villa installieren, der ihm früher oder später mehr verraten mußte, und endlich eines Tages, hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft, mußte der Schlüsselbeweis geliefert werden, und alles würde zusammenpassen: der Tod von Davidson, Hig und Lindblom, die Vernichtung der beiden Bleiernen, Lantanos seltsame Alterung – und die noch seltsamere Tatsache, daß er einer Kunststoff- und Metallpuppe, die in New York an einem hölzernen Schreibtisch befestigt war, um so ähnlicher wurde, je mehr er alterte ... Ach, dachte Foote, das würde dem eigenartigen und bisher unbegreiflichen Filmausschnitt erklären, der die Herkunft des Vernichtungsstrahles zeigte, von dem die beiden Bleiernen getroffen worden waren. Wir hatten geglaubt, daß es ein Mann war, der Talbot Yancy ähnlich sah.
    Es war David Lantano am Endpunkt seiner Oszillation wir haben ihn bereits gesehen. Der Schlüsselbeweis war bereits zutage getreten.
    Brose, dachte er, du hast einen entscheidenden Fehler begannen; du hast deine Alleinherrschaft über das Archiv für hochentwickelte Waffen verloren. Jemand hat Zugang zu deiner Zeitreisemaschine gefunden und benutzt sie jetzt, um dich zu vernichten. Wie er sich Zugang dazu verschafft hat? Das spielt keine Rolle; daß er ihn hat, ist entscheidend.
    »Gottlieb Fischer«, sagte er laut vor sich hin. »Die Idee für Yancy stammte ursprünglich von ihm; der fragliche Zeitpunkt liegt also in der Vergangenheit.« Und wer die Möglichkeit hat, in der Zeit zu reisen, der hat Zugang zur Vergangenheit, erkannte er. Es gibt eine Verbindung zwischen David Lantano, wer oder was immer er auch sein mag, und Gottlieb Fischer im Jahre 1982 oder ‘84 oder bis hin zu Fischers Tod; aber nicht später als zu seinem Tod ... wahrscheinlich kurz vor dem Zeitpunkt, als Fischer begann, am Yancyprinzip, seiner Abwandlung des Führerprinzips, zu schreiben: seine Lösung des Problems, wer die Herrschaft übernehmen sollte, denn wenn die Menschen zu blind waren, über sich selbst zu bestimmen, wie konnten sie dann über das Schicksal anderer entscheiden? Die Antwort auf dieses Problem ist der Führer, wie jeder Deutsche weiß, und Gottlieb Fischer war Deutscher. Dann stahl, wie wir alle wissen, Brose Fischers Idee und verwirklichte sie – die Puppe, eine in Moskau, eine in New York, die an einem Eichentisch befestigt ist und von einem Computer programmiert wird, den seinerseits gut ausgebildete Elitemenschen mit erfundenen Reden füttern – all das kann zu Recht Stanton Brose zugeschrieben werden, was wir aber bisher nicht ahnten, ist die Tatsache, daß Gottlieb Fischer seinen Beitrag, das ursprüngliche Konzept, gestohlen hat.
    Irgendwann, um das Jahr 1982 herum, sah der deutsche Filmregisseur Talbot Yancy. Und er fand seinen Führer nicht aufgrund seines künstlerischen Genies, sondern mit Hilfe einfacher Beobachtung. Und wen hatte Gottlieb Fischer um 1982 wohl gesehen? Schauspieler. Hunderte von Schauspielern. Ausgesucht, um Rollen in seinen beiden gewaltigen Tondokumentationen zu spielen – Schauspieler, die man aufgrund ihrer Eignung, regierende Staatsoberhäupter darzustellen, ausgewählt hatte. Mit anderen Worten, Schauspieler, die über dieses Charisma, die göttliche Aura verfügten.
    Er kaute auf seiner Unterlippe und sagte langsam und nachdenklich zu Cencio: »Ich bin überzeugt, wenn ich die beiden Fassungen von Fischers erfundener Dokumentation durchkämme, werde ich früher oder später in einer der gestellten Szenen auf Talbot Yancy stoßen. In Kostüm und Maske natürlich, in einer wahren Charakterrolle.« Vielleicht in der Rolle von Stalin, dachte er. Oder Roosevelt. Einer von ihnen – oder alle. Was diesen Dokumentationen fehlte, war eine Liste der Schauspieler, die die großen Staatsmänner gespielt hatten, und diese Liste gab es nicht und hatte es nie gegeben: sie war vorsorglich nicht angefertigt worden.
    Cencio sagte: »Sie wissen ja, daß wir eigene Kopien der beiden Fassungen

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