Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn
Titel:
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska
Weihnachten.« Er warf sich den Sack über die Schulter, winkte ihr noch einmal zu und stapfte von dannen.
Weihnachten. Sie kannte das Wort, aber die Bedeutung erschloss sich ihr nicht. Und wieso fröhlich? Die Leute, die über die Bürgersteige der schmalen Straße hasteten, vollbepackt mit Taschen und Tüten, wirkten überhaupt nicht fröhlich. Was immer dieses Weihnachten war, es jagte die Pulsenergie der Menschen in bedenklicher Weise in die Höhe. Als würden sie gefoltert. Daran konnte auch der Lichter-Glitzer-Kram über ihren Köpfen nichts ändern.
»Also hör mal, Mädchen«, der Mann in Rot stand auf einmal wieder neben ihr, »ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, dich hier allein zu lassen. So durchfroren wie du aussiehst. Nimm erst mal die«, er hielt ihr eine Mütze hin, die seiner glich, »und weißt du, was? Jetzt gehen wir beide einen kräftigen Punsch trinken.«
Unschlüssig befühlte Lith den weißen Pelzbesatz – künstlich, das hätte sie sich denken können –, dann zog sie sich die Mütze über den Kopf. Die Quaste schmiegte sich wie ein weicher Schneeball an ihre Schulter. Der Mann zupfte ihr ein paar Locken in die Stirn. Sie war so überrumpelt, dass sie ihn gewähren ließ.
»Perfekt«, sagte er. »Ich heiße übrigens Karl.« Er zwinkerte ihr zu. »Santa Karl.«
Was bitte soll daran witzig sein? Lith setzte trotzdem ein pflichtschuldiges Schmunzeln auf, konnte ja nicht schaden.
Er grinste zufrieden. Legte ihr die Hand auf die Schulter. Und sie spürte mit einem Mal …
Sie spürte, wie seine Pulsenergie um ihre erdachten Höhlenwände strich. Spürte seine Güte. Die innere Ruhe, die ihm half sein Leben zu bewältigen, egal, was es für ihn an Leid bereithielt. Überrascht von sich selbst nahm sie seinen Puls in sich auf. Es tat gut.
»Ich bin Lith«, erwiderte sie, weil er sie immer noch fragend anblickte.
»Komm mit, Lith. Auf zum Weihnachtsmarkt.«
Und Lenard? Ach, pfeif drauf. Erst musste sie sich um sich selbst kümmern.
Sie lief neben Santa Karl her und stellte mit Erstaunen fest, dass die Leute, die ihnen entgegenkamen, plötzlich ein kleines Lächeln im Gesicht trugen.
Folgte sie ihm, instinktiv? Hatte Santa Karl etwas damit zu tun? Zufall? Oder wie kam es, dass sie Matteos Puls hier auf dem Weihnachtsmarkt noch viel deutlicher spüren konnte als zuvor auf der Straße?
Er war überall. In den Schneeflocken, die ihr über die Wangen huschten, weitergetragen vom leichten Wind, der zu dieser Stadt gehörte wie ihr Name. Im Schein der Lichterketten an den Marktbuden, die der Nacht einen unwirklichen Glanz verliehen, als würde die Hoffnung der Menschen zum Himmel aufstreben. In Liths Herzen, wo er das Gefühl von Sehnsucht entfachte.
Sie wollte ihn wiedersehen. Nichts wollte sie im Augenblick mehr. Wen interessierte dieser blöde Auftrag. Mit Lenard konnte sie sich später befassen.
Sofort rief sie sich zur Vernunft. Nador hatte sie ausdrücklich gebeten, keinen Kontakt zu Matteo aufzunehmen. Mach einmal, was man dir aufträgt. Nur einmal.
Der Weihnachtsmarkt wirkte kaum anders als der Markt in jeder beliebigen Stadt in Jandur. Die Buden waren in Form eines Hufeisens angeordnet. Hinter den Verkaufstischen standen dick eingemummte Männer und Frauen, die alles nur erdenklich Mögliche anboten: Spielzeug aus Holz, Mützen und Schals, glitzernde Kugeln, Kerzen, Käse und Speck, nach Zimt und Zucker duftendes Gebäck, bei dessen Geruch Liths Magen ein vernehmbares Knurren von sich gab, gläserne Vasen, Flaschen, die mit Früchten und Schnaps befüllt waren, wie Santa Karl beiläufig erzählte, dunkles Brot mit diversen Aufstrichen. Und natürlich diesen Punsch.
»Zwei Mal bitte«, bestellte Santa Karl beim Schankwirt. Er wandte sich Lith zu. »Oder möchtest du einen alkoholfreien Punsch? Bist du überhaupt schon sechzehn?«
Lith nickte. »Siebzehn. Den gleichen wie Sie bitte.«
»Na gut. Und einen Lebkuchen für die junge Dame.«
Unter dem riesigen Schirm der Marktbude war es trocken. Lith blickte nach unten. Pflastersteine. Und wieder eine Gemeinsamkeit der beiden Welten. Kopfschüttelnd stampfte sie den Schnee von ihren Stiefeln.
Der Wirt stellte ihr ein dampfendes Getränk in einem Henkelbecher hin und reichte ihr ein Stück Gebäck. Es war nicht warm, wie sie erwartet hatte, aber dafür mit vorzüglichem Fruchtmus gefüllt. Santa Karl bezahlte und beobachtete dann mit schmalen Augen, wie sie sich über die Köstlichkeit hermachte.
»Sag bloß, du kennst keinen
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