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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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inzwischen auch ein bisschen ungeduldig. «Es tut mir wirklich leid, Miss, aber wir sind nicht in der Lage, ausgeschiedene Teilnehmer so zu unterstützen wie die anderen. Der letzte Fahrer auf meiner Liste ist vor zwei Stunden hier durchgekommen. Wir packen jetzt zusammen und hauen dann ab, ehe der olle Schneesturm da draußen richtig loslegt.»
    In diesem Augenblick ertönte draußen lautes Klappern, als schleudere der Wind etwas Metallenes durch die Gegend.
    «Hören Sie, es gibt frisches Wasser und ein paar Kanister und jede Menge Brennstoff, falls Sie hierbleiben wollen, um auf Ihren Freund zu warten. Wahrscheinlich trifft er ja jeden Moment hier ein, oder?»
    Der Mann eilte mit einer Kiste an ihnen vorbei, nickte grüßend und wandte sich dann an die Frau.
    «Wir müssen los, Liebling.»
    «Lieben, ehren und gehorchen», sagte Laurie lachend. «Bleibt ihr hier?»
    Edie nickte.
    «Na gut. Viel Glück für euren Freund. Sieht aus, als braute sich da echt was zusammen. Wenn er kommt, bleibt ihr am besten so lange hier, bis es vorbei ist», sagte sie, winkte und schloss die Tür hinter sich.
    Edie und Derek hörten, wie zwei Schneemobile angelassen wurden und im kreischenden Wind schnell leiser wurden. Sie setzten ihre Rucksäcke auf dem Tisch ab, der links von der Eingangstür stand, zogen die Unterjacken aus und sahen sich um. Wenigstens war es gemütlich. Entlang der Rückwand verlief eine große, dunkle Holztheke. Jemand hatte mit Reißzwecken Postkarten und ausländische Banknoten an die Stützbalken gehängt. Edie ging hin und betrachtete sie. Sie wäre jetzt nirgendwo lieber als zu Hause in Autisaq. Derek zog sich den Fleecepullover aus und zündete sich mit besorgtem Gesicht eine Zigarette an.
    «Glaubst du, Sammy ist was passiert?», fragte Edie.
    «Glaubst du das nicht?» Er inhalierte den Rauch und massierte sich nervös die Hände.
    «Vielleicht liegt es nur am Wetter. Oder vielleicht auch an den Hunden. Manche von den Hunden, die er sich in Koyuk geliehen hat, waren nicht so fit wie seine alten.»
    So leicht war Derek nicht zu beruhigen. «Der Junge wurde schon mal sabotiert.» Er schüttelte den Kopf. «Wir hätten ihm sagen müssen, was los ist. Wir hätten ihn aus dem Rennen nehmen müssen.» Seine Stimme zeugte von Wut und Resignation.
    Edie biss sich auf die Lippe. «Derek, das wollte er schon sein ganzes Leben lang. Das Iditarod-Rennen fahren. Mach einem Mann seine Träume kaputt, und er ist so gut wie tot.» Als sie das Wort «tot» aussprach, durchzuckten Angst und Schrecken ihr Rückgrat wie ein Blitz, und ihr wurde schwindlig. Wenn Sammy tatsächlich was passiert war, dann war sie daran schuld, weil sie einfach nicht damit aufhören konnte, Salz in alte Wunden zu streuen. Gerechtigkeit für Lucas Littlefisch und Vasily Chuchin? Wem versuchte sie hier eigentlich was vorzumachen? Das ganze war doch wieder mal ein typischer Selbstbetrug à la Edie Kiglatuk.
    Sie setzte sich auf einen Barhocker und holte tief Luft. Sie mussten da raus und nach ihm suchen. Die Strecke war noch markiert – wenn auch nicht mehr durch offizielle Pfosten, so doch durch die Spuren unzähliger Hundegespanne. Klar zog da draußen ein Schneesturm auf, aber sie hatten Schneemobile und Notvorräte. Wenn er heute schon White Mountain passiert hatte, dann konnte er nicht mehr weit sein.
    «Wir müssen Sammy suchen gehen», sagte sie. «Hast du die Pistole dabei?»
    «Was ist denn das für eine Frage?»
    Edie fing an, die Kälteschutzkleidung wieder anzuziehen. Gerade, als sie die Mütze aufsetzte, hörte sie die Haustür aufgehen. Eine Sekunde lang dachte sie, Derek würde schon hinausgehen, um die Schneemobile startklar zu machen. Dann wusste sie, dass sie sich geirrt hatte. Langsam wandte sie den Kopf. Im Eingang standen zwei große
qalunaat
. Der mit den eisblauen Augen hielt eine Kurzwaffe auf sie gerichtet. Der andere, Elchnasige, hielt seine Waffe direkt an Sammy Inukpuks Stirn.

[zur Inhaltsübersicht]
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    Die zwei Männer drängten sie mit vorgehaltenen Waffen raus ins Freie, zwangen sie, die Kälteschutzkleidung wieder auszuziehen, und fesselten sie an Händen und Füßen.
    Danach standen sie eine gefühlte Ewigkeit draußen im eisigen Wind, während die beiden Männer die Schneemobile von Zach und Megan an ihre eigenen banden. Dabei zankten sie sich feixend in einer Mischung aus Russisch und gebrochenem Englisch. Edie meinte das Wort «Eislistentrucker» herauszuhören.
    «Eis
piste
, Vollidiot!», sagte Elchnase

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