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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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Ausländer war und erst seit kurzem Interesse für Alaska bekundete.
    Die Kellnerin erschien wieder, vermutlich, um mitzuteilen, dass der Küche das Wildbret ausgegangen war – in diesem Fall würde er den Heilbutt nehmen. Doch Janines Meldung war eine viel größere Überraschung. Polizeichef Mackenzie sei gekommen, erklärte sie, und erwarte ihn auf dem Parkplatz.
    Chuck riss sich die Serviette vom Schoß und warf sie auf den Tisch. Er spürte, wie er rot anlief. Was fiel Mackenzie ein, ihn so herumzukommandieren? Chuck wies Andy an, zu bleiben, wo er war, stand auf und ging hinaus auf den Parkplatz. Polizeichef Mackenzie lehnte an seinem Dienstwagen und telefonierte. Als er Chuck näher kommen sah, brach er das Gespräch ab, ging zu ihm und gab dem Bürgermeister die Hand.
    «Tut mir wirklich leid, Herr Bürgermeister.» Chuck zog eine Augenbraue hoch. Er und Mackenzie sprachen einander nur mit ihrem offiziellen Titel an, wenn andere mithörten. Chuck sah sich um. Im Wagen saß ein Chauffeur, sonst war niemand da.
    «Was dagegen, wenn wir uns im Wagen unterhalten?» Mackenzie hielt die Tür auf, und der verdutzte Chauffeur stieg aus und entfernte sich diskret. Chuck setzte sich ins Auto. Mackenzie stieg auf der anderen Seite ein. Er wirkte hochgradig angespannt, sein Mund zitterte unkontrolliert aus Angst und Wut. Chuck hatte nur ein ungeduldiges «
Und
?» für den Polizeichef übrig.
    «Ich habe es erst eben auf dem Weg hierher erfahren, deshalb habe ich dich nicht angerufen.» Mackenzie holte tief Luft und schloss kurz die Augen, um gegen die Scheißwut in seinem Kopf anzukämpfen. «Uniformierte Beamte und ihre Hunde haben ein zweites totes Baby gefunden. Dieselbe Vorgehensweise – Leiche in einem Geisterhaus abgelegt, eingewickelt, dasselbe verflixte Kreuz. Vermutlich erstickt. Wie es aussieht, war der Junge schon länger tot, bevor er da hingelegt wurde, genau wie der erste.»
    Chuck sackte in seinem Sitz zusammen. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Ein paar Sekunden lang konnte er wegen des Pochens in seinem Kopf nicht denken. Sein Magen verkrampfte sich, seine Kehle war trocken. Das erste Kind aus den Schlagzeilen herauszuhalten war schwierig genug gewesen, aber ein Serienmörder hatte das Potenzial, das Iditarod-Rennen zu kippen und – wichtiger noch – die Wahlkampagne total zu überschatten. Kurzum, es war eine beschissene Katastrophe. Er biss sich auf die Lippe und versuchte sich zu konzentrieren.
    «Konnte das Kind identifiziert werden?»
    Der Polizeichef schüttelte den Kopf. «Nicht identifizierbare Leiche. Wir lassen jetzt Krankenhausberichte überprüfen. Eins noch, er hatte das Down-Syndrom.»
    «Hab ich nicht gesagt, diese Sache muss geheim gehalten werden? Hab ich nicht genau das gesagt?» Chuck schloss kurz die Augen und versuchte sich zu sammeln. Er musste mit Marsha sprechen.
    «Sind die Beamten zufällig auf das Kind gestoßen?»
    Mackenzie zögerte. «Sie haben das Gebiet durchkämmt. Die Hunde haben sie zu der Leiche geführt.»
    Das gab der Sache einen ganz neuen Aspekt. «Du hast Hunde hingeschickt? Soll das heißen, du hast eine
Suche
angeordnet?»
    Der Chauffeur, offenbar verwundert über die laute Stimme im Auto, drehte den Kopf nach den beiden Männern um, wandte sich aber wieder von ihnen ab, als er erkannte, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gab. Chuck versuchte sich zu beruhigen. Er musste die volle Kontrolle über diese Sache haben. Er starrte vor sich hin, zwang sich zu einem gefassteren Ton.
    «Du hast wahrhaftig diese Kloake
aufgemacht
und uns von der Scheiße überrollen lassen?»
    Mackenzie seufzte. «Truro war mit ein paar Leuten und Suchhunden dort. Wenn ich das gewusst hätte, wäre das nicht passiert, ich hab’s aber nicht gewusst. Wie es aussieht, hat Truro auf eigene Faust gehandelt.»
    Chuck schloss kurz die Augen, um das zu verdauen.
    Der Polizeichef wirkte beschämt. Eins musste Chuck dem Mann lassen: Mac hatte keinen Zweifel daran, dass er die Sache verkorkst hatte. Chuck spürte einen überwältigenden Drang, den Polizeichef mit einem Fausthieb niederzustrecken. Stattdessen krampfte er die Hände ineinander und grub die Fingernägel ins Fleisch, um sich Erleichterung zu verschaffen.
    «Der Typ, den ihr wegen der ersten Leiche verhaftet habt …»
    «Peter Galloway.»
    «Wann habt ihr ihn eingesperrt?»
    «Vor drei Tagen.» Mackenzie zeigte ein grimmiges Lächeln, um zu demonstrieren, dass er diese Frage erwartet hatte. Das ließ ihn verdammt

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