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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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selbstgefällig aussehen, fand Chuck. Arschloch. «Uns liegen noch nicht alle gerichtsmedizinischen Untersuchungsergebnisse vor, aber nach dem Eismuster auf der zweiten Leiche sieht es so aus, dass sie vielleicht vier, fünf Tage im Wald lag. Unsere bisherigen Erkenntnisse lassen allerdings vermuten, dass er schon länger tot war. Es scheint, dass die Leiche wie bei dem ersten Kind gelagert wurde, ehe man sich ihrer entledigte. Wir nehmen an, dass der Junge ein, zwei Tage nach dem ersten abgelegt wurde.»
    «Sind noch weitere Babys als vermisst gemeldet?»
    «Ein paar alte Fälle, vermutlich Entführungen durch einen Elternteil. Nichts Unaufgeklärtes, das sich hiermit in Verbindung bringen ließe.»
    Das war eine Erleichterung. Chuck dachte schon an Marshas Reaktion. Er wollte sichergehen, dass er über sämtliche Fakten im Bilde war, bevor er mit ihr oder sonst jemandem sprach.
    «Ist Galloway schon wegen dieser zweiten Sache verhört worden?»
    «Meine Leute sind gerade bei ihm im Knast. Er leugnet natürlich, aber wir haben herausgefunden, dass er in Kanada vorbestraft ist, und mit der Zeugenaussage zu dem ersten Mord und etwas gerichtsmedizinischer Hilfe werden wir das A-loch wohl festnageln.»
    Mackenzie war durchaus imstande, Beweise zu manipulieren, um zu einem Ergebnis zu kommen. Solange er seinen alten Freund da heraushielt, hatte Chuck nichts dagegen einzuwenden. Nach Lage der Dinge war dieses Dreckschwein Galloway ohnehin schuldig.
    «Hat der Gouverneur schon Interesse gezeigt?»
    Mackenzie lächelte anzüglich. «Ist der Papst katholisch?»
    Gouverneur Shippon ruhte sich die meiste Zeit in Juneau auf seinen Lorbeeren aus und schien gern zu vergessen, dass der übrige Staat existierte. Sein Leumund ließ vermuten, dass seine Selbstzufriedenheit sich auch auf den Wahlkampf erstreckte. Shippon war nicht dafür bekannt, sich um Stimmen besonders zu bemühen. Was ihn betraf, waren der Staatsapparat und das Familienunternehmen mehr oder weniger unteilbare Gebilde. Vor ihm war sein Vater Gouverneur gewesen, und sein Onkel Wright Shippon war Senator, seit Chuck ein Junge war. Doch so träge und selbstgefällig Shippon auch sein mochte, er war nicht dumm. Er würde sich kaum eine günstige Gelegenheit entgehen lassen, das Messer in die Wunde zu stechen und ein bisschen darin herumzustochern. Das APD könnte diesen Fall der Staatspolizei übergeben, doch dann würde man rückgratlos und unfähig aussehen, und es bestünde eine größere Wahrscheinlichkeit, dass Shippon eingriff. Da der erste Fall bereits öffentlich war, hätte man die Situation besser im Griff, wenn man auf dem jüngsten Mord den Deckel hielt. Der Bürgermeister dachte scharf nach.
    «Du machst Folgendes», sagte er. «Du gibst eine Presseerklärung raus, sagst, dass ihr Galloway schon hinter Schloss und Riegel habt und ihr in Verbindung mit diesem jüngsten Fall nach niemand anderem sucht. Über das Finstergläubigen-Zeugs, das Kreuz und alles verlierst du kein Wort, okay? Dann sprichst du mit Truro und machst ihm klar, dass niemand nach weiteren Leichen suchen wird. Keine Suchtrupps, keine Hunde. Wenn ihm das nicht passt, ziehst du ihn von dem Fall ab, suspendierst ihn, wenn’s sein muss, aber diskret. Die Presse darf nicht denken, dass irgendjemand seine Kompetenz in Frage stellt.»
    «Klar, Chef.» Mackenzie hatte sein vertrauenerweckendes Gesicht aufgesetzt, was in Chuck abermals den Wunsch wachrief, ihn niederzuboxen.
    «Und, hör zu, wenn das Blockhaus noch nicht geräumt ist, sorg dafür, dass das vor Feierabend erledigt wird. Ich will nichts davon wissen, okay? Mach’s einfach.»

[zur Inhaltsübersicht]
    17
    Edie und Derek sahen sich im Fernsehen die Übertragung des Iditarod-Rennens an; den Ton hatten sie leise gestellt. Seit dem Begräbnis waren sie beide niedergeschlagen.
    «Ich denke, einer von uns sollte nach Nome fahren», sagte Derek. Er zog sein Päckchen Lucky Strikes hervor und klopfte damit geistesabwesend auf den Tisch. Er hatte regelmäßig mit der Iditarod-Zentrale in Nome telefoniert, um sich über Sammys Vorwärtskommen zu informieren. Sammy selbst hatte sich nicht gemeldet, und solange kein Problem auftauchte, erwarteten sie das auch nicht. Es gab keinen dringenden Anlass für Derek oder Edie, sich in Nome aufzuhalten, abgesehen davon, dass es zum offiziellen Rennprotokoll gehörte. Er zog eine Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie an.
    Edie berichtete ihm, was der Priester gesagt hatte.
    Derek war skeptisch,

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