Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
Vom Netzwerk:
erwiderte ihren Blick. «Damit habe ich nichts zu tun», sagte er. Die Eindringlichkeit seines Blickes war beunruhigend. Wenn er log, dann war er verflucht gut. Sicher hatte er inzwischen erraten, wer sie geschickt hatte, also war ihm wohl auch klar, wie unwahrscheinlich es war, dass sie schoss oder ihn tatsächlich festnahm. Trotzdem: Wissen konnte er es nicht, und genau das versetzte sie in die stärkere Position.
    Sie sagte: «Ich weiß, dass Sie und TaniaLee Littlefish Freunde waren.»
    «Ich habe ihr das Lesen beigebracht und sonst gar nichts», antwortete er. «Als ich noch in Homer lebte, habe ich sie manchmal in der Stadt getroffen. Sie hat eine Zeitlang im Supermarkt gearbeitet. Nachdem ihr Kind zur Welt gekommen ist, habe ich sie bestimmt monatelang nicht mehr gesehen.» Seine Stimme war leise und der Blick direkt, keine Spur von dem Flackern in den Augen, mit dem sich manchmal eine Lüge verrät. Aber er hatte Angst, das spürte sie, und das machte ihn gefährlich. «Ich habe dieses Kind nicht getötet.»
    «Welches?», fragte sie, in der Hoffnung, ihn zu überrumpeln.
    Peter Galloway starrte sie an. Sein Gesicht war ausdruckslos. Er hatte wirklich keine Ahnung, was sie meinte. Edie sah zu Holzkopf hinunter, aber der Hund war weiterhin achtsam und ruhig, die Ohren gespitzt, die Augen glänzend, der Schwanz entspannt. Er hatte keine gesteigerte Angst gewittert, wie man sie erwarten konnte, wenn jemand log.
    «Hören Sie, ich habe TaniaLee nie angerührt. Es tut mir leid, dass sie in Schwierigkeiten steckt, und ich bin sehr traurig wegen ihrem Kind. Aber das Mädchen wird alles glauben, was man ihr erzählt, man muss es nur oft genug wiederholen. Es gibt keine Finstergläubigen, wie soll ich dann einer sein? Glauben Sie, dass ich dieses Kind getötet habe?» Er ließ die Arme sinken.
    «Lassen Sie die Hände da, wo ich sie sehen kann!»
    Er tat wie geheißen.
    «Nehmen Sie mich jetzt fest oder nicht?»
    Der Hund fing an zu knurren. Edie machte die Leine los. Galloway war, während er sprach, ein bisschen näher gekommen. Er stand jetzt so dicht vor ihr, dass sie seine Körperwärme spürte.
    «Schön aufpassen», sagte sie. Ihr Finger krümmte sich um den Abzug. «Ich habe schon Größere und Fiesere erschossen.»
    Er blieb stehen und sah sie zweifelnd an, als wäre bei ihm eben ein Groschen gefallen.
    «Sie waren bei Schofield, oder? Natalia hat gesagt, dass Sie das vorhatten. Sie sagte, Sie wären eine von den ganz Neugierigen, die ihre Nase immer überall reinstecken müssen.»
    Als Edie keine Antwort gab, seufzte er und schwieg eine Weile, sichtlich in Gedanken.
    «Wer ist Fonseca?», fragte Edie.
    Er schüttelte den Kopf.
    «TaniaLee hat gesagt, Fonseca sei der Vater ihres Kindes.»
    Galloways Hände bewegten sich wieder auf die Hüfte zu. «Hören Sie, ich habe echt keine Ahnung, was Sie eigentlich wollen, aber eines kann ich Ihnen sagen: Sie werden in einer Sackgasse enden. In diese Sache sind mächtige Leute verwickelt, viel mächtiger als ich oder Tommy Schofield.» Er ließ sie nicht aus den Augen und machte einen Schritt auf sie zu, ohne aufzuhören zu reden. «Ich habe noch niemals ein Kind umgebracht. Wie könnte ich? Schließlich kommt jeden Moment mein eigenes Kind auf die Welt.»
    Holzkopf fing wieder an zu knurren und sie befahl ihm, still zu sein. Dann spürte sie, dass der Hund vorwärtssprang. Als Galloway nach ihrer Waffe griff, hatte sie das Gefühl, ihr würden die Beine weggezogen, und die Welt vor ihren Augen verschwamm.

    Als sie wieder zu sich kam, dachte sie zuerst, ein Bär hätte sie erwischt. Dann fiel ihr wieder ein, dass die Bären in dieser Gegend noch Winterschlaf hielten. Sie schlug wild um sich und erwischte Holzkopf an den Rippen. Der Hund jaulte auf. Sie setzte sich auf und blinzelte. Ihr tat der Kopf so weh, als hätte ein ganzes Walrossrudel gleichzeitig Zahnschmerzen. Sie fasste sich mit der Hand an den Hinterkopf und spürte warmes, klebriges Blut. Es war dunkel, ihr Gewehr war weg und sie hatte keine Taschenlampe. Dann fiel ihr Peter Galloway wieder ein. Es gelang ihr gerade so, im Mondlicht Galloways Spuren zu erkennen, die in den Wald führten. Sie stand auf, fand das Gleichgewicht, befahl dem Hund, voranzugehen und ging los. Kurze Zeit später war sie wieder bei ihrem Wagen. Sie stieg ein, verriegelte sämtliche Türen und fühlte sich danach sicher genug, um die Wunde zu untersuchen. Sie verdrehte den Rückspiegel, bis sie in dem Schminkspiegel der

Weitere Kostenlose Bücher