Zeig keine Angst!
ihren Armen liegt Jaz, die jetzt fest schläft. Sie trägt die Kleine zum Sofa rüber und setzt sich mit ihr hin. Dig kommt auch rüber und setzt sich auf meinen Platz.
»Du musst nicht gehen, Blade«, sagt Bex. »Nimm Digs Sessel.«
Ja, Bigeyes. Eine tolle Idee, was? Ich brauche Digs Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, wie er sie findet. Aber das ist sein Problem. Ich setze mich in den Sessel. Nicht weil ich irgendwen ärgern will, sondern weil ⦠also wenn du es wirklich wissen willst â¦
Ich will Jaz nahe sein.
Ich will sie nicht aus den Augen lassen. Denn nach dieser Nacht werde ich sie nie mehr sehen. Und ich will so viel von ihr mitbekommen, wie ich kann, selbst wenn sie schläft. Denn weiÃt du was? Ich werde bald von dieser Erinnerung zehren müssen.
Ich lasse mich in den Sessel sinken und schlieÃe die Augen.
Jemand schaltet das Licht aus. Ich schaue nicht nach, wer es ist. Wahrscheinlich Dig. Als ich die Augen wieder einen Spalt aufmache, ist es ganz dunkel. Auf dem Sofa schlafen Dig, Bex und Jaz, die sich in Bexâ Arm gekuschelt hat. Sie sehen irgendwie süà aus. Das kann ich nicht bestreiten.
Und ich fühle mich wieder komisch.
Aber dann döse ich doch ein. Das habe ich nicht erwartet, aber der Schlaf überkommt mich wie ein warmer Regen. Und ich habe einen Traum. Ich träume von Becky, der lieben Becky, die gestorben ist. Ich sehe ihr Gesicht ganz klar. Und sie redet mit mir.
Aber ich höre nicht, was sie sagt.
Dann verstehe ich sie doch.
»Blade«, murmelt sie.
Sie wiederholt immer wieder meinen Namen.
»Blade, Blade â¦Â«
Das ist alles, was sie sagt. Nun spüre ich an meiner Schulter eine Hand, die mich sanft rüttelt. Und ich höre wieder meinen Namen.
»Blade, Blade.«
Die Stimme ist auch sanft. Ich öffne die Augen und sehe wieder das Wohnzimmer. Es ist immer noch dunkel. Bex und Dig liegen nicht mehr auf dem Sofa, aber ich weiÃ, wo sie hingegangen sind. Ich kann sie oben hören. Im Schlafzimmer des alten Professors, das er früher mit seiner Frau geteilt hat.
Die Hand rüttelt wieder an meiner Schulter. Und die Stimme wiederholt meinen Namen.
»Blade«, sagt sie.
»Jaz«, erwidere ich.
Sie klettert hoch in meine Arme und ich halte sie fest.
Sie redet nicht. Aber sie ist wach und weiÃ, dass sie bei mir ist. Sie schaut mit schläfrigen Augen zu mir rauf. Ich blicke runter in ihr Gesicht und versuche zu lächeln. Ich weià nicht, ob mir das gelingt. Aber ich spreche. Das schaffe ich gerade noch.
»Alles klar, Baby?«
Ich klinge wie ein Idiot. Meine eigene Stimme ist mir peinlich. Jaz antwortet nicht. Sie schlieÃt die Augen und öffnet sie wieder. Sie ist nur halb wach. Ich ziehe sie näher an mich. Sie sträubt sich nicht. Und in mir sträubt sich auch nichts. Ich habe nicht gewusst, dass ich jemanden in den Armen halten kann, ohne seine Nähe als unangenehm zu empfinden.
Aber diesmal macht es mir gar nichts aus, jemanden zu berühren und berührt zu werden. Denn sie berührt mich auch. Ihre kleine Hand streift über meinen Arm. Sie hört auf, bewegt sich wieder und hört wieder auf. Nun liegt sie ruhig auf meinem Arm. Jaz verrenkt sich ein bisschen und schlieÃt wieder die Augen.
Noch mehr Geräusche von oben. Sie sind nicht laut, aber ich erkenne, was da abgeht. Jaz hoffentlich nicht. Das sind keine Geräusche, die ein Kind hören sollte. Aber es ist okay. Ich glaube, sie schläft gerade wieder ein. Ich irre mich.
»Blade«, murmelt sie.
Ich blicke zu ihr runter und sie schaut wieder mit müden Augen zu mir rauf. Ich beuge mich näher zu ihr und flüstere:
»Willst du eine Geschichte hören?«
Sie gibt ein leises Maunzen von sich. Ich glaube, das ist ein Ja.
»Es ist eine tolle Geschichte«, sage ich. »Sie handelt von einem kleinen Mädchen.«
»Wie heiÃt es?«
»Jaz.«
»So wie ich.«
»Ja, Baby. Komisch, nicht?«
»Hm.«
»Eines Tages sitzt das Mädchen neben einem Kaninchenbau, und rate mal, wen es daherkommen sieht?«
»Ein Kaninchen.«
»Ja, es ist der Herr Karnickel.«
»Wo geht er hin?«
»Er kommt gerade vom Einkaufen zurück.«
»Wo ist Frau Karnickel?«
»Sie ist unten im Kaninchenbau. Und sie ist sauer auf ihn.«
»Warum?«
»Weil er viel zu spät zurückkommt. Sie hat ihn vor einer Ewigkeit Brot holen geschickt,
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