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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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aber er hat in der Bäckerei einen Freund getroffen. Deshalb ist er erst nach Stunden weggekommen.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil er eine Quasselstrippe ist.«
    Â»Herr Karnickel?«
    Â»Ja. Er quasselt und quasselt und hört nicht mehr auf.«
    Jaz macht große Augen.
    Â»Gar nicht mehr?«
    Â»Manchmal macht er eine Pause, um zu schlafen. Aber dann fängt er gleich wieder an.«
    Â»Ist Frau Karnickel sehr sauer auf ihn?«
    Â»Ja, sie ist stinksauer. Und sie wird noch wütender werden, wenn er in den Kaninchenbau zurückkommt.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil er das Brot vergessen hat.«
    Â»Wo ist es?«
    Â»Er hat es in der Bäckerei liegen lassen. Aber keine Sorge, denn Jaz kommt ihm zu Hilfe.«
    Ihre Augen schließen sich wieder. Immer noch Geräusche von oben. Aber sie lassen bereits nach. Und bald ist es ruhig. Ich höre nur noch die Atemzüge von Jaz, deren Kopf an meiner Brust liegt. Sie sieht so schön aus, Bigeyes. Wie eine kleine Blume. Bei ihrem Anblick muss ich wieder an Becky denken.
    Â»Schläfst du, Baby?«, murmele ich.
    Keine Antwort. Sie atmet ruhig weiter. Ich starre in den Raum, flüstere in die Dunkelheit.
    Â»Zu viele Geschichten, Jaz. Zu viele, um sie zu erzählen. Und alle scheinen schmerzlich zu sein.«
    Ich blicke wieder zu ihr runter.
    Â»Aber ich verspreche dir, dass deine Geschichte gut ausgehen wird.« Ich streichle ihr Haar. »Ich werde sie zu Ende erzählen, wenn du aufwachst.«
    Sie schläft weiter. Ich bin froh darüber. Ich will, dass sie schläft. Auch wenn ich es nicht kann. Ich atme aus und lausche. Es ist jetzt ganz ruhig im Haus. Nirgendwo ein Geräusch. Selbst die Atemzüge von Jaz sind still geworden. Ich schaue mich um. Hinter mir steht das Radio des alten Professors und daneben leuchten die Zahlen der elektrischen Uhr.
    Fünf nach zwei.
    Ich greife runter, schalte das Radio an und stelle es ganz leise. Ich höre die gedämpfte, aber klare Stimme einer Nachrichtensprecherin: »… aber der Junge ist immer noch auf freiem Fuß. Unbestätigten Berichten zufolge wurde er in verschiedenen Stadtbezirken gesehen, auch in der Nähe des Hauses, in dem Mrs Turner ermordet wurde. Das Gebiet wurde abgesperrt und die Polizei hofft auf weitere sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung …«
    Ich blicke wieder zu Jaz. Alles unverändert. Ihre Augen sind zu, ihr Körper ist ruhig. Sie schläft tief und fest. Die Nachrichtensprecherin redet weiter, aber ich höre nicht mehr richtig hin. Ich weiß, was die Bullen wissen und was nicht. Aber dann schnappe ich was auf und erstarre.
    Â»â€¦ eine ältere Frau, die sich Lily nennt …«
    Mensch, Bigeyes. Es geht um Mary.
    Eine andere Stimme, irgendein Reporter.
    Â»Eigentlich nicht, Joanna. Im Moment sagt die Polizei nur, dass sie die alte Dame unbedingt befragen will. Angeblich fand sie den Jungen, als er verletzt hinter dem Lagerhaus lag, begleitete ihn ins Krankenhaus und sprach mit ihm, als er nach seiner Operation wieder zu sich kam. Seither wurde sie nicht mehr gesehen. Die Polizei nahm zwar noch ihre Aussage auf, aber anscheinend gab sie einen falschen Namen und eine falsche Adresse an. Noch komplizierter wurde der Fall, als sich ein Zeuge meldete, der behauptete, er hätte eine ältere Frau, auf die die Beschreibung der Gesuchten passt, in der Nähe des Bungalows gesehen, in dem die junge Trixi Kenton ermordet wurde.«
    Ich schalte das Radio aus. Dunkelheit erfüllt meinen Kopf.
    Was ist los mit mir, Bigeyes? Arbeitet mein Gehirn nicht mehr? Warum habe ich das nicht kommen sehen? Weil ich die ganze Zeit nur an Jaz gedacht habe, deshalb. Ich wollte, dass es ihr gut geht. Und das ist völlig in Ordnung. So sollte es sein. Aber was ist mit Mary?
    Warum habe ich nicht an ihre Sicherheit gedacht?
    Verstehst du, was ich meine, Bigeyes? Das ist schlimm. Ich hätte sie warnen müssen. Ich hätte ihr sagen müssen, dass sie nicht in der Stadt bleiben kann, dass sie von hier wegmuss. Die Bullen suchen nach ihr, aber die sind nicht das Problem. Selbst wenn sie sie finden, werden sie sie nicht beschützen können. Denn meine Feinde haben ein noch größeres Interesse an ihr.
    Sie sind ihr schon zweimal begegnet, der alten Dame mit der Knarre. Das werden inzwischen alle wissen. Warum lebt sie dann noch? Vielleicht weil die Kerle sie beim ersten Mal nicht mit mir in Verbindung gebracht und sie beim

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