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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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rumgetrieben.«
    Er zieht sein großes Messer und betrachtet es.
    Â»Bisher haben diese Typen keine Gewalt angewendet, sondern es auf die kumpelhafte Tour versucht. ›Wie geht’s, Dig?‹, ›Alles klar, Dig?‹, ›Hast du diesen Jungen irgendwo gesehen?‹, ›Wir bleiben in Verbindung, mein Freund.‹« Dig rümpft die Nase. »Aber ich bin nicht blöd. Also haben ich, Riff und die Mädels uns beraten und beschlossen, Bex wieder aufzunehmen …« Er wirft Xen einen weiteren Blick zu, dann fixiert er mich. »Und dir zu helfen.«
    Ja, klar. Hast du das gehört, Bigeyes? Die letzten Worte hat er beinahe ausgespuckt. Als wäre es ihm zuwider, sie in den Mund zu nehmen. Aber ich kann jetzt nicht wählerisch sein. Tatsache ist, dass ich nur hier bin, weil er mir aus der Klemme geholfen hat. Er hat es nicht gern getan. Er sah sich dazu gezwungen. Aber er hat es getan. Deshalb müsste ich ihm dankbar sein.
    Aber ich bin es nicht. Frag mich nicht, warum.
    Vielleicht weil ich weiß, dass er mich trotz seiner Rettungsaktion immer noch genauso hasst wie ich ihn. Also je früher dieses Spiel vorbei ist, desto besser für uns beide. Dann muss sich keiner mehr verstellen. Ich beobachte ihn einen Augenblick und warte darauf, dass er spricht. Er hat noch mehr zu sagen. Nicht mehr viel, aber ich will es hören.
    Â»Dann haben wir uns auf die Suche nach dir gemacht«, sagt er. »Ein Kumpel von Trixi hat uns erzählt, dass er dich im Nordbezirk gesehen hat. Er hat gesagt, dass du mit einem Fahrrad unterwegs warst. Riff ist mit dem Van hingefahren, während ich mit dem Motorrad andere Orte abgesucht habe. Aber wir haben keine Spur von dir gefunden. Dann haben wir einen anderen Hinweis bekommen. Jemand, den Sash kennt, war sich sicher, dich gesehen zu haben. Also haben wir weitergesucht.«
    Dig blickt auf sein Messer und spielt damit rum.
    Â»Aber andere suchen dich auch.«
    Er blickt wieder auf und mir direkt in die Augen.
    Â»Du weißt, wen ich meine.«
    Ja, Bigeyes. Ich weiß, wen er meint. Und er redet nicht von den Bullen. Ich denke an das Sträßchen zurück. An das dunkle Sträßchen und meine Illusion von Sicherheit. Wie konnte ich mir einbilden, dass ich davonkommen würde? Ich war wohl nicht mehr bei Verstand. Jetzt sehe ich sie wieder vor mir, die vielen Gestalten, die in dem verschlafenen Nest aus der Dunkelheit auf mich zukamen, von allen Seiten.
    Aber ich lebe noch. Und ich bin hier. Wegen Dig. Auch wenn ich nicht viel von ihm halte, ich verdanke ihm mein Leben.
    Â»Danke«, sage ich.
    Er sieht mich fragend an.
    Â»Dass du mir geholfen hast«, füge ich hinzu.
    Er stößt ein kurzes, raues Lachen aus.
    Â»Das hat lange gedauert«, murmelt er. Er spielt wieder mit seinem Messer. »Aber wenn dein Dank ernst gemeint ist, nehme ich ihn an.«
    Â»Er ist ernst gemeint.«
    Er blickt zu Bex rüber, dann zu Xen, dann wieder zu Bex. Ich beobachte die Tussis. Xen starrt auf den Boden und wirkt sehr angespannt. Bex sieht aus, als würde sie Xen, mir, Dig und der ganzen Welt misstrauen.
    Â»Ich habe dich also aus diesem Dorf rausgeholt und dann haben wir dich auf das Motorboot gebracht. Wir wussten nicht, was wir sonst tun sollten. Wir konnten dich nicht in einer unserer Wohnungen unterbringen, weil die Kerle immer wieder dort aufkreuzen, und die Bullen auch. Deshalb dachten wir, das Boot sei ein gutes Versteck. Aber dann haben wir gesehen, wie die Kerle mit einer Barkasse zu den Liegeplätzen gefahren sind und die Boote dort durchsucht haben. Da haben wir dich wieder an Land geholt. Und jetzt sind wir hier.«
    Â»Danke«, sage ich wieder.
    Wir sehen einander schweigend an. Ich warte darauf, dass Dig wieder spricht.
    Â»Also«, sagt er. »Diese Narben auf deinem Rücken …«
    Â»Was ist mit denen?«
    Â»Zeigst du sie mir?«
    Â»Nein.«
    Seine Miene verfinstert sich.
    Â»Die Mädels haben mir erzählt, dass sie echt krass aussehen.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Ja, also lass sie mal sehen. Ich finde, das schuldest du mir.«
    Â»Nein, das schulde ich niemandem.«
    Er mustert mich von oben bis unten. Ich beobachte ihn genau, Bigeyes. Ja, ich weiß, du denkst: Zeig sie ihm einfach und fertig. Denn du willst sie auch sehen, stimmt’s? Aber das wirst du nicht. Und Dig auch nicht. Es ist mir egal, was ich ihm schulde.
    Ich zeige sie ihm nicht. Es sei denn, er zwingt mich

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