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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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los.
    Im Rückwärtsgang zurück zum Apfelbaum, wenden und dann den Weg runter, bis zur Straße. Ich halte an und schaue in beide Richtungen. Von keiner Seite Scheinwerfer und nichts im Rückspiegel. Ich habe schon befürchtet, dass Dig und die anderen aus dem Haus gelaufen kommen.
    Aber ich sehe niemanden. Ich glaube, wir haben es geschafft, Bigeyes. Sie sind nicht aufgewacht. Ich hoffe, sie schlafen weiter. Das ist sicherer für alle, auch für sie selbst. Also komm, wir müssen weiter.
    Nach links auf die Straße und schon sind wir weg. Jetzt bekomme ich wirklich Angst, Bigeyes. Ich sage dir, ich hasse es, in die Stadt zurückzufahren, denn dort sind meine Feinde. Jedenfalls die meisten. Hier in der Gegend werden auch welche sein, aber in der Stadt wimmelt es von ihnen.
    Wenigstens fahren wir zur South Street. Die liegt zwar in der Nähe des Stadtzentrums, ist aber relativ ruhig. Vielleicht kann ich sogar außer Sichtweite parken und mich unbemerkt zur Krone schleichen.
    Ich habe mir bereits überlegt, auf welchem Weg ich am besten in das Gasthaus komme.
    Manchmal ist es sehr hilfreich, wenn man sich in der Stadt auskennt. Aber wir müssen erst mal hinkommen. Wenn die Bullen oder meine Feinde mich in diesem Van sehen, schaffen wir es gar nicht bis zur Krone. Und es herrscht bereits Verkehr.
    Langsamer Verkehr.
    Beängstigender Verkehr.
    Wer ist denn um diese Zeit unterwegs? Betrunkene, die jetzt erst heimkommen, oder unausgeschlafene Leute, die bereits so früh am Morgen irgendwo hinmüssen, denkst du. Und unter normalen Umständen würde ich dir recht geben. Aber solche Leute sehe ich nicht. Ich sehe nur Gefahr.
    In jedem Wagen.
    Immer mehr Verkehr und jetzt sogar Bullen – zwei Polizeiautos und ein Motorrad kommen mir entgegen. Sie rauschen vorbei. Ich fahre weiter und sehe zur Sicherheit in den Rückspiegel. Sie haben nicht angehalten. Nach links auf die Western Avenue, runter bis zum Ende, dann nach rechts auf den Sion Way.
    Noch mehr Bullen, diesmal ein Transporter. Er parkt kurz vor mir, auf derselben Straßenseite. Ich muss an ihm vorbeifahren. Es gibt keine Ausweichmöglichkeit. Ein Polizist steht auf dem Bürgersteig und redet mit einem Mann.
    Aber es ist dieser Mann, der Ärger hat, nicht ich. Er fuchtelt mit den Armen und brüllt. Aber das scheint den Polizisten kaltzulassen. Und mich ignoriert er auch. Ich fahre vorbei und biege in den Madeira Drive ab. Jetzt wird es interessant.
    Noch zwei Autos, und das sind keine Bullen. Ich weiß nicht, warum sie mich beunruhigen. Es sind nur zwei Autos, die vor mir herfahren, die in dieselbe Richtung unterwegs sind wie ich. Niemand starrt nach hinten. Warum werde ich dann nervös? Frag nicht so blöd, Bigeyes. Ich bin es einfach. Ich habe einen Riecher für Feinde.
    Das Auto direkt vor mir biegt nach links ab. Ich fahre geradeaus weiter. Das andere Auto ist noch vor mir. Auf dem Rücksitz drängen sich drei kräftige Kerle und vorne sitzen noch zwei. Ich kann ihre Gesichter nicht erkennen. Das könnten irgendwelche Typen sein, die bis in die frühen Morgenstunden gefeiert haben und nun auf dem Heimweg sind. Aber über die muss ich mir nun wohl keine Gedanken mehr machen, denn sie biegen ebenfalls ab.
    Ich fahre an ihnen vorbei, dann über die Ampel und am Busbahnhof entlang.
    Ich nehme nicht den direkten Weg, Bigeyes, denn der führt über Einbahnstraßen. Ich fahre einen Umweg ums Football-Stadion. Ich möchte die Krone von hinten erreichen. Der Nachteil ist, dass sich auf diesen Straßen viele Penner rumtreiben, aber ansonsten sind sie meistens wie ausgestorben, und ich begegne lieber einem Penner als einem Feind.
    Also los. Auf den Cornwall Drive, um den Kreisverkehr rum und geradeaus weiter, die Schubert Avenue runter. Der Van klappert ein bisschen, aber der Sprit reicht noch. Ich behalte die Tankanzeige im Auge, auch wenn du das vergisst, Bigeyes.
    An der Kreuzung am Ende der Straße halte ich an, schaue mich um und biege nach links ab. Ich muss auf dieser Straße bleiben und ihr um die Kurve folgen. Siehst du das Stadion auf der rechten Seite? Das große dunkle Ding da. Jetzt ist es dort ganz ruhig. Ich mag es nicht besonders. Ich gehe nur an Spieltagen hin, um Brieftaschen zu klauen.
    Oder besser gesagt, ging.
    Denn das ist vorbei, Bigeyes. In dieser Stadt jedenfalls.
    Ich muss wieder an Mary denken. Ich sehe ihr Gesicht vor mir. Auf dem ganzen Weg hierher habe ich

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