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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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zweiten Mal nur für eine rabiate Oma gehalten haben, die einem Kind helfen wollte.
    Und so war es ja auch.
    Aber jetzt haben die Bullen alles an die große Glocke gehängt. Es kommt in den Nachrichten. Der ganze Bericht legt nahe, dass Mary mich kennt und dass sie etwas wissen könnte. Die Bullen wollen unbedingt mit ihr reden.
    Und meine Feinde erst recht.
    Sie steckt tief in der Scheiße, Bigeyes. Und sie weiß es nicht. Sie muss die Stadt verlassen, noch heute Nacht, in der Dunkelheit. Oder untertauchen und verschwinden, sobald sie kann. Bevor meine Feinde sie finden.
    Es könnte bereits zu spät sein.
    Ich schaue wieder auf die Uhr. Fast Viertel nach zwei. Mir bleiben noch ein paar Stunden, bis Dig uns hochscheucht. Ich kann Mary nicht einfach von hier aus anrufen. Dann würden die Leute aus dem Gasthaus was mitbekommen. Ich muss es ihr persönlich sagen – nur ihr allein. Und zwar gleich.
    Ich blicke zu Jaz. Sie schläft noch immer in meinen Armen. Sie ist so schön.
    Â»Schönes kleines Mädchen«, flüstere ich.
    Ich halte sie fest und stehe vorsichtig aus dem Sessel auf. Sie bewegt sich ein bisschen, windet sich in meinen Armen und wird wieder ruhig. Ich trage sie rüber zum Sofa, lege sie behutsam hin und schiebe ihr ein Kissen unter den Kopf. Sie schläft weiter.
    Als könnte sie ewig schlafen.
    Ich knie mich hin und beuge mich über sie.
    Â»Nicht aufwachen, Baby«, murmele ich.
    Sie wacht nicht auf. Sie liegt nur da, in der Stille, in der Dunkelheit.
    Â»Ich komme wieder«, flüstere ich. »Das verspreche ich dir. Ich weiß, ich habe dich schon mal verlassen und bin nicht wiedergekommen. Aber diesmal komme ich zu dir zurück. Was auch passiert, ich komme zurück und erzähle deine Geschichte zu Ende. Und ich sage dir Lebwohl.«
    Ich stehe wieder auf. Aber ich sehe immer noch Jaz an. Ich kann die Augen nicht von ihr abwenden, Bigeyes. Ich kann es einfach nicht. Aber ich muss mich dazu zwingen. Mary zuliebe. Ich strecke eine Hand aus und will Jaz berühren. Nur noch einmal. Nur ganz leicht. Aber nun bewegt sie sich. Sie dreht sich um und kuschelt ihr Gesicht ins Kissen.
    Da ziehe ich die Hand zurück.
    Ich muss gehen, Bigeyes. Jetzt gleich.
    Ich laufe zur Tür.
    Raus in den Flur, leise und vorsichtig. Ich horche. Kein Geräusch im ganzen Haus. Kein Laut aus dem Schlafzimmer des alten Professors oder von sonst woher. Ich könnte in einer leeren Hütte sein.
    An der Hintertür bleibe ich stehen und horche wieder.
    Es ist immer noch ruhig. Ich hoffe nur, dass alle schlafen, aber ich weiß nicht, ob ich so viel Glück habe. Ich würde nicht schlafen, wenn ich sie wäre. Nicht wenn ich wüsste, wer hinter uns her ist. Ich drücke die Hintertür auf, schlüpfe raus und ziehe sie vorsichtig zu.
    Sie klickt nur leise. Ich horche wieder, dann schleiche ich seitlich ums Haus, den Weg runter und zwischen die Bäume. Zwei Vans parken nebeneinander. Und nun die gute Nachricht.
    Dig hat seinen Autoschlüssel im Zündschloss stecken lassen. Du hättest nicht gedacht, dass ich das mitbekommen habe, was, Bigeyes? Aber ich habe es gesehen. Der Dummkopf. Er denkt, wir sind hier sicher. Abseits der Straße, außer Sicht. Deshalb hat er sich nicht die Mühe gemacht, den Wagen abzuschließen.
    Die schlechte Nachricht ist, dass nicht mehr viel Sprit im Tank ist.
    Das habe ich auch gesehen.
    Der Tank von Riffs Wagen ist wahrscheinlich voller, aber ich will nicht ins Haus schleichen und versuchen, seinen Autoschlüssel zu klauen. Deshalb nehmen wir Digs Wagen. Wir können nur hoffen, dass das Geräusch des Motors nicht alle aufweckt.
    Ich steige ein, schließe die Tür und schaue auf die Tankanzeige.
    Siehst du, was ich meine? Nur viertel voll. Er hätte tanken sollen, bevor es gefährlich wurde, aber das ist seine Sache, nicht meine. Ich kann nur beten, dass wir es hin- und zurückschaffen. Ich habe kein Geld zum Tanken, und selbst wenn ich welches hätte, würde ich nicht wagen, an einer Tankstelle anzuhalten.
    Also bringen wir es hinter uns.
    Ich schaue mich um und drehe den Schlüssel im Zündschloss. Der Wagen springt sofort an. Ich lasse den Motor im Leerlauf laufen, bis er warm wird. Ich darf nicht laut Gas geben, denn das könnten sie hören. Schau da rüber, durch die Bäume, Bigeyes. Du kannst nur einen Teil des Hauses sehen. Geht irgendwo ein Licht an?
    Ich sehe keins.
    Also

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