Zeig keine Angst!
Feinden gerettet. Ich nicke ihm zu, nur leicht, aber er sieht es.
»Und wozu hast du uns hierherkommen lassen?«, fragt Tammy.
Dig wendet sich ihr zu.
»Um Blade zur Flucht zu verhelfen.«
»Was?«
»Um ihn in Sicherheit zu bringen.«
»Wozu?« Tammy starrt ihn an. »Wir haben doch schon genug für diesen ScheiÃer getan, oder etwa nicht?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil ich es sage.« Dig sieht sie einen Moment lang drohend an. »Wir haben ihn bis hierher gebracht. Aber wir machen keine halben Sachen. Wir werden diese Aktion zu Ende bringen. Also hört zu. Wir schlafen erst mal ein paar Stunden, denn wir sind alle müde. Und kurz bevor es hell wird, fahren wir ihn raus aus der Stadt.«
»Das gefällt mir nicht«, sagt Tammy.
»Mir auch nicht«, sagt Sash.
»Das ist mir egal«, sagt Dig. »So machen wir es jedenfalls.«
»Aber diese Kerle sind überall«, sagt Sash. »Und die Bullen auch.«
»Es geht nur darum, ihn rauszubringen.« Dig macht eine Pause. »Wir fahren los, wenn es noch ruhig ist, kurz vor Sonnenaufgang. Mit zwei Autos, im Abstand von fünf Minuten, auf verschiedenen Routen. Das eine Auto spielt den Lockvogel. Das andere bringt Blade aus der Stadt. Das fahre ich. Ich setze ihn ab, wo er will, und damit ist die Sache erledigt.«
Er blickt mich an und ich nicke wieder.
Ja, damit ist die Sache erledigt.
Für euch jedenfalls.
Es kommen keine Einwände mehr, nicht mal von Tammy. Aber ich sehe ihr ihr Unbehagen an. Und den anderen auch. Sie wirken entnervt. Und wer könnte ihnen das verdenken, Bigeyes? Zurzeit sind so viele von meinen Feinden in der Stadt, dass es für jeden gefährlich ist.
Dig schaut auf seine Uhr.
»Halb eins. Schlaft ein paar Stunden. Ich wecke euch, wenn wir aufbrechen müssen.«
Wir trennen uns. Oder besser gesagt, die anderen. Ich bleibe auf dem Sofa. Denn ich werde eh nicht schlafen. Ich bin total fertig, aber ich weiÃ, dass ich nicht schlafen werde. Nicht solange ich noch hier bin.
Ich muss aus der Stadt rauskommen, Bigeyes. Dann werde ich vielleicht schlafen. Aber zuerst muss ich mir eine neue Bleibe suchen und mich wieder totstellen. Und diesmal muss ich es besser machen, damit meine Feinde mich nicht finden.
Und irgendwie muss ich auch verhindern, dass Dig und seiner Bande was passiert, denn das will ich wirklich nicht. Sie haben mir geholfen, Bigeyes. Ich mag sie nicht, und sie mögen mich nicht, aber sie haben mir das Leben gerettet, und ich stehe in ihrer Schuld. Und da ist noch was anderes. Das ist noch wichtiger. Viel wichtiger.
Jaz.
Ich muss unbedingt für ihre Sicherheit sorgen.
Schau sie dir an, Bigeyes. Sie ist in den Armen von Bex eingeschlafen. Sie hat kein einziges Mal zu mir geschaut, seit sie reingekommen ist. Sie wollte nur zu Bex. Aber das ist schon okay. Solange es dem Kind gut geht, spielt es keine Rolle, was ich empfinde.
AuÃer für mich.
Für mich spielt es eine Rolle.
Dig sitzt immer noch im Sessel. Xen ist nach oben verschwunden, und Tammy und Sash ebenfalls. Ich höre sie oben rumlaufen. Ich habe wieder Gewissensbisse wegen des alten Professors. Ich fühle mich mies bei dem Gedanken, dass die Tussis sich über seine Sachen hermachen.
Riff und Kat hängen immer noch im Wohnzimmer rum. Kat ist todmüde und will schlafen. Das ist nicht zu übersehen. Aber Riff inspiziert immer noch alles, was nicht niet- und nagelfest ist.
»Riff«, sagt Dig. »Wir wollen jetzt schlafen.«
Riff dreht sich zu ihm um, dann sieht er Kat an. Er stellt die Vase ab, die er in der Hand hatte, und zwinkert ihr zu.
»Na, dann komm«, fordert er sie lächelnd auf.
Ja, du Schleimer, wir wissen, was du willst. Aber er wird kein Glück haben, Bigeyes. Wirf einen Blick auf Kats Gesicht. Siehst du diesen Ausdruck? Das ist ein klares Nein. Sie merkt, dass ich sie anschaue, und lächelt frostig. Dann schlurft sie aus dem Zimmer und die Treppe rauf. Riff folgt ihr und beäugt unterwegs die Einrichtung.
»Blade.«
Dig beobachtet mich wieder.
»Ja?«, sage ich.
»Ich und Bex hätten gern das Sofa.«
Es ist keine Bitte. Das höre ich an seiner Stimme. Und weiÃt du was, Bigeyes? Das ist mit egal. Er will seine Macht zurück. Und die kann er haben. Er hilft mir noch ein letztes Mal. Dafür schulde ich ihm das Sofa. Ich stehe auf und blicke zu Bex rüber.
Sie ist auch aufgestanden. In
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