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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Könnten Sie Vanessa einen Tee bringen? Ihr ist nicht gut, sie ist im Bad gestürzt. Sie braucht Wärme und Ruhe.«
    Nichts würde je wieder gut werden.
    Sie trat ans Fenster. Es war das erste Mal gewesen, dass er sie ins Gesicht geschlagen hatte. Die Quetschungen und Schnitte an den Oberarmen und Beinen hatte sie verstecken können, doch jetzt … Unten kam Torben aus dem Haus, zog das Messer aus der Tasche, ließ es aufschnappen und zerstach mit zwei harten Bewegungen die Reifen ihres Mofas. Dann fummelte er am Tank herum. Kurz darauf schlug das morsche Gartentor, das Torben nicht geschlossen hatte, im Regen, den der Wind hart durch das braune Gestrüpp im Garten peitschte.
    Später
    Ich war mit ihm verbunden. So intensiv wie die Sonne, die jetzt die morgendliche Landschaft in pures Gold taucht. Die Ackerschollen dampfen unter der Wärme der Strahlen. Die Vögel piepsen, trällern und gurren mit tausenderlei Stimmen. Mein Abschiedskonzert, wenn nun gleich der letzte Vorhang fällt.
    Als Günther an dem Premiereabend von der Bühne gestürmt ist, habe ich gewusst, dass dies das Ende unserer Geschichte sein würde. Seine Kraft war zu Ende. Er hatte aufgegeben. Sich. Mich. Er hat auch nicht mehr mit mir gesprochen. Nur Rebecca war ihm noch wichtig. So wie damals Annika.
    Den Baumstamm in meinem Rücken spüre ich nicht mehr. Die ganze Nacht habe ich hier gesessen, Emotionen durchlebt, Emotionen getötet.
    Ich lausche den Vögeln. Es ist so friedlich hier. So licht. So leicht. Eine gute Abschiedsstunde.
    Marius war dieses letzte Glück nicht vergönnt gewesen.
    Der Traktor auf dem Feld zieht in der Ferne monoton seine Bahnen, sein Knattern dringt gedämpft bis zu mir. Die Amsel dagegen sitzt zum Greifen nahe in dem Geäst der Birke.
    Ich wundere mich, dass ihn so lange niemand gefunden hat. Armer Junge. Aber noch mehr wundere ich mich, dass es bei Annika so lange gedauert hat. Zwanzig Jahre.
    Wir waren alle so überzeugend gewesen damals, an diesem Maiabend und in den Wochen danach. Genauso überzeugend wie Günther am Premiereabend des Faust. Günther, der Betrogene. Günther, das Opfer. Günther – der Lene ein halbes Kinderleben lang betrogen hat.
    Ich denke so oft an unser erstes heimliches Treffen zurück. Hier, an diesem Ort. In dem kleinen Wohnwagen. Unserem Sündenpfuhl. Es ist eine gute Zeit gewesen. Ein guter Ort. Ich bin wieder hier.
    Die Amsel fliegt fort, und als sie aufsteigt und immer kleiner wird, scheinen erst ihre Flügelspitzen, dann der ganze Körper im Sonnenlicht zu verglühen. Der Traktor knattert gleichgültig weiter. So gleichgültig, wie die Welt auf mein Bemühen reagiert hat. Und so gleichgültig, wie ihr die drei Toten in diesem kleinen Weltdrama sein werdet.

[home]
    33
    Montag, 15 Uhr
    F reitag legte einen von zwei gelben Notizzetteln vor Ehrlinspiel auf den Schreibtisch. »Zuerst die gute Nachricht. Die alte Frau, die, zusammen mit ihrem Freund, den toten Marius gefunden hat, ist über den Berg.«
    »Das freut mich. Wirklich!« Und er meinte es so. »Und die schlechte Nachricht?«
    Freitag legte den zweiten Zettel hin.
    »Eine Autonummer«, stellte Ehrlinspiel fest.
    »Von Günther Assmanns Jeep Grand Cherokee. Notiert am letzten Donnerstag, einundzwanzigster März, zehn Uhr fünfzehn, Ecke Günterstal-/Prinz-Eugen-Straße. Von einem Franz Angleitner.«
    Ehrlinspiel, der sich gerade setzen wollte, blickte Freitag ungläubig an. »Das ist eine Stunde nach dem Verschwinden von Marius und Rebecca! Und genau dort, wo sich ihre Spur verliert. Bei dem Stromhäuschen an der Straßenbahn-Haltestelle.«
    »Exakt. Herr Angleitner hat Assmanns Wagen beim Ausparken angefahren. Er ist Pharmavertreter aus Wien und hatte einen wichtigen Termin. Weil er nicht warten konnte, hat er einen Zettel an den Wagen gehängt. Der Fahrer hat sich aber nicht gemeldet, und Angleitner hat gedacht, seine Nachricht sei vielleicht verlorengegangen. Ergo hat er jetzt bei den Kollegen vom Revier Süd nachgefragt. Die haben die Nummer in die Datenbank eingegeben … voilà.«
    »Assmann«, flüsterte Ehrlinspiel und kniff die Augen zusammen. »Also doch!«
    »Wir haben Edith Berger nicht erreicht, dort geht niemand ans Telefon. Dafür haben wir drei Kollegen aus dem Faust-Ensemble direkt im Theater erwischt. Ein Raphaèl Mestmäcker, der den Mephisto spielt, sagt, dass Assmann am Donnerstagvormittag vielleicht pünktlich um zehn Uhr da war, vielleicht aber auch nicht. Eine Rita Zaff sagt genau dasselbe. Und der Regisseur,

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