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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Gesicht, und zum ersten Mal fand er ihre Tränensäcke und ihre unbedeckten, mit Falten überzogenen Brüste abstoßend.
    »Du hast dir Sex erkauft.« Auf gewisse Weise verstand er sie sogar. Der schöne Assmann, fast zwei Jahrzehnte jünger als Uwe und einst ein Freigeist wie sie.
    »Ich wollte ihn an mich binden. All die Jahre. Ich habe mit ihm –«
    »Erspar mir die Details.« Er schob die Tasse weg.
    »Hör mir zu, Uwe, bitte.« Sie senkte den Blick.
    Streuner winselte leise, weil niemand ihm Beachtung schenkte.
    Uwe schwieg. Er wollte nichts mehr sagen. Nichts mehr hören. Nichts fühlen.
    »Ich habe Günther die Rolle verschafft. Dafür habe ich andere ausgebootet. Ich habe unserem Intendanten gefälschte Kritiken untergejubelt. Ich habe Pjotr als Regisseur genommen, weil er hervorragende Inszenierungen gestaltet, aber vieles nicht durchschaut. Grotesk. Ich wäre einen Bund mit dem Satan eingegangen, damit Günther endlich geht. Weg aus Freiburg, weg aus meiner Nähe, aus meinen Gedanken. Du weißt, dass er immer nach Wien ans Burgtheater wollte. Und dass ich den Intendanten dort kenne. Ohne diese Verbindung wäre Günther ein Wurm zwischen den Bühnenbrettern. Es war diese Zeit seit dem letzten Sommer. Die hab ich einfach nur … auskosten wollen, es hätte der Abschied werden sollen. Ein Abschied im … im Rausch.«
    »Aufhören, wenn es am schönsten ist, ja? Erzähl dieses sentimentale Schmierendrama deinen Mimen. Aber nicht mir!«
    »Uwe, bitte! Ich wollte es ja beenden! Ich wollte zur Ruhe kommen, diese Begierde endlich … stillen. Für immer. Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber lass es mich wenigstens erklären.«
    Er sah sie nur an.
    »Nur erklären«, flüsterte sie, »bevor ich dein Haus verlasse.«
    Ein langgezogenes, leises Heulen kam unter dem Tisch hervor, und Streuner legte seinen Kopf auf Uwes Knie. Er stieß ihn beiseite.
    »Ich konnte nicht mehr mit Günther arbeiten. Er musste gehen, es schien mir die einzige Lösung zu sein.«
    »Du hättest ihn feuern können.«
    »Nein, Uwe, ich wollte, dass es ihm gutgeht, wenn er woanders ist. Ich bin kein Unmensch.«
    Er lachte auf. »Und was ist mit mir? Was hast du all die Jahre gedacht, wie es
mir
geht? Gut? Sehr gut? Ja, hervorragend geht es mir!«
    Streuner humpelte mit eingezogenem Schwanz zu seinem Körbchen am Ofen. Unentschlossen blieb er davor stehen.
    »Es tut mir leid.«
    Er verstand sie kaum, doch er konnte sich nicht länger zurücknehmen. »Den Teufel tut es! Du wolltest doch gar nicht, dass er geht! Du hast ihn immer hier haben wollen, Günther hier, Günther da, Günther spielt wie ein zweiter Will Quadflieg, Günther hat die Szene in Margarethes Garten souverän interpretiert, Günther beherrscht den Sprachbogen wie kein anderer … Du widerst mich an!« Mit einer harten Bewegung stieß er die Tasse vom Tisch. Sie zerbrach in zwei Teile, und der Tee ergoss sich über das honigfarbene Holz, versickerte in den breiten Ritzen. Nein, dachte er, du widerst mich nicht an, Edith. Du bist ganz einfach nur mein Leben gewesen. Meine kleine Welt. Ich will nicht ohne dich sein.
    »Dann ist es ja gut«, sagte sie laut. »Dann war es ja in Ordnung, dass ich mit Günther geschlafen habe.«
    »Er ist bestimmt ein Hecht im Bett, nicht wahr? Erst recht seit dem Sommer, in dem er für seine Rolle bei dir zahlen musste. Und da hast du es bereut, dass er gehen würde. Da wolltest du, dass er bleibt. Ich kenne dich doch. Wenn du einmal etwas erreichen willst, setzt du es durch.«
    Sie stand auf. Wich zurück. »Ja«, sagte sie. »Er ist ein Hecht im Bett. Er fickt besser, länger, intensiver, dicker …« Dann zitterten ihre Lippen, und sie sank auf den Boden, die Jacke sog sich mit den Teeresten voll, färbte sich dort, wo sie den Boden berührte, dunkel.
    Streuner drehte sich vor dem Körbchen um sich selbst, sah die beiden an und humpelte aus der Küche.
    Uwe rutschte von der Bank herab. Setzte sich auf den Boden. Gern hätte er die Hand ausgestreckt, nur um Edith noch einmal zu berühren. Doch er tat es nicht. Minuten vergingen, vielleicht auch Stunden, er hätte es nicht sagen können. »Günther war hier«, sagte er. »Er hat gedacht, dass ich die Kinder entführt habe, aus Rache für euer … Verhältnis.«
    »Du?« Jetzt war sie es, die auflachte. »Das hat er gesagt?«
    »Warst
du
es? Hast du ihm Wien versaut, damit er bleibt? Damit er dich wieder braucht und du ihn trösten kannst? So, wie du ihn nach Annika getröstet hast?«
    »Du

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