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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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deine Mädchen.«
    »Assmann nicht?« Er schob die Olive in den Mund.
    »Gute Frage.«
Der mag keine Kinder,
hallten Amelies Worte in ihm nach. Er dachte an das reiche Haus. Daran, dass Assmann heute Nacht geschminkt und im Kostüm gewesen, also am Tag des Verschwindens zur Theaterprobe gegangen war. Dass er Annika nicht erwähnt hatte und vehement dagegen war, Bilder der Kinder zu veröffentlichen. Alles andere als ein besorgter Vater. Hatte Josianne Schneider vielleicht recht? Hing Assmann in der Sache drin, um Publicity zu erhalten?
    »Die Familie ist schwer zu durchschauen. Aber wir dürfen nicht zu viel spekulieren und sie verdächtigen, nur weil sie reich sind. Wir müssen konkret bleiben.«
    »Das tun wir ja. Also pass auf: Die Befragung an der Haltestelle hat nichts ergeben, was der Aussage der Eltern widerspricht. Eine junge Frau hat die Kinder gesehen, genauer gesagt, wie sie angelaufen kamen, hat aber nicht weiter auf sie geachtet. Ein Mann behauptet, die beiden aus dem Fenster der Bahn erkannt zu haben. Er saß schon drin, und die beiden seien völlig verdreckt gewesen.«
    »Verdreckt?«
    »So hat er sich ausgedrückt. Auf jeden Fall waren sie an der Haltestelle zur fraglichen Zeit.« Mit einem Seitenblick streifte er wieder sein Mobiltelefon.
    »Aber nicht unbedingt in der Bahn.«
    »Mhm.«
    »Die Putzhilfe der Assmanns ist eine siebzigjährige Türkin. Sie spricht in etwa so gut Deutsch wie ich Chinesisch. Ihr Sohn, der hier geboren ist, hat gedolmetscht. Ich denke, die Frau können wir abhaken. Die Fensterputzfirma auch. Josianne hat noch einmal die Handys der Kinder überprüfen lassen. Kein Einloggen seit gestern früh.«
    »Verdammt. Ich würde am liebsten sofort …«
    »Gelassenheit ist der Schlüssel zur Freude!« Idris trat an den Tisch. Er balancierte zwei glasierte Teller und drei Schüsseln. Beim würzigen Duft von Kichererbsenmus und gebackenem Schafskäse auf Spinat merkte Ehrlinspiel, wie hungrig er war. Seit dem Frühstück hatte er nichts gegessen, und Freitag ging es sicher nicht anders, denn beide waren um sieben Uhr im Büro gewesen. Sie schaufelten Rosinenreis auf ihre Teller.
    »Hmmm«, machte der Hauptkommissar.
    Idris verbeugte sich leicht und legte eine dünne Zeitung neben die beiden. Ehrlinspiel hielt inne. Rebecca lachte ihn an, Marius’ sanfter Blick war auf ihn gerichtet.
Stadtkurier Sonderausgabe,
stand über den Gesichtern, darunter
Wer hat diese beiden Kinder gesehen?.
    »Kinder sind die Flügel des Menschen.« Idris klang traurig.
    Ayysha und er waren kinderlos, nicht freiwillig, doch kein Arzt wusste, weshalb es nicht geklappt hatte. Es wären schöne Kinder geworden, mit der olivfarbenen Haut und dem fein geschnittenen Gesicht des Vaters und dem schwarzen, vollen Haar der Mutter. Auch Ehrlinspiel sehnte sich nach einer eigenen Familie. »Wir werden alles dafür geben, den Eltern die Flügel zu bewahren.« Er überflog die Beschreibung der Kinder. Darunter standen in fetten Lettern die Nummern der Kripo und des anonymen Telefons, an die Hinweise erbeten wurden.
    Jetzt würde es losgehen. Pressegespräche, eventuell Pressekonferenz, Anrufe von Hunderten Menschen, besonnenen und aufgeregten, verwirrten und wichtigen, hellsehenden und belehrenden; von all denen, die sich an der Katastrophe beteiligen wollten, sich am Unglück anderer weiden, die jedoch nichts anzubieten hatten als Spekulationen, Verleumdungen und esoterischen Wirrwarr. Viel mehr als Mutmaßungen und Zweifel hatte die Polizei allerdings auch nicht vorzuweisen. Vielleicht wäre ja doch ein wertvoller Hinweis dabei.
    Unvermeidbar würde auch der Auftritt von Mr. Hair, dem Lokalreporter, sein. Den feisten Mann, der sich nie ohne Gel im schulterlangen Haar und nie ohne Hosenträger – mit dem Muster der amerikanischen Flagge – zeigte, würde er dem Polizeipressesprecher überlassen. Die beiden verkörperten Skurrilität im Doppelpack. Und seit Ehrlinspiel sie kannte, wusste er auch, woher so manches Klischee stammte.
    »Marius und Rebecca
müssen
wir finden. Annika … da sehe ich kaum Chancen«, sagte Freitag, als Idris durch die Schwingtür hinter dem Tresen verschwunden war.
    Ehrlinspiel rückte den Teller ein Stück von sich weg. Der Hunger war ihm vergangen. »Genau zu der Zeit, als Annika verschwand, habe ich Abitur gemacht. Es ist eine Ewigkeit her. Ich frage mich, wie die Assmanns die Jahre seither erlebt haben. Oder
über
lebt.«
    Freitag schob sich eine Gabel Kichererbsenmus in den Mund. »Ich

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