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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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dem Absperrband hindurch. Freitag folgte ihm. Die Overalls raschelten leise beim Gehen.
    »Die Absperrung hätte es nicht gebraucht«, begrüßte Lukas Felber sie. Der Leiter der Kriminaltechnik klang ruhig wie immer, doch die Furchen in seinem Gesicht sahen nicht nur wegen des grellen Flutlichts tief und weißlich krank aus. »Die absolute Einsamkeit hier.« Lukas wies auf die Umgebung. Über dem Wald stand silbern der fast volle Mond. Links, etwa einen Kilometer entfernt, lag Gündlingen, ein Ortsteil von Breisach, nahe am Rhein. Bis zu den ersten Häusern gab es nichts als Wiesen und Äcker. »Breisach«, murmelte Ehrlinspiel.
    »Wir sind fast genau an der Stelle, von der aus Marius am Tag vor seinem Verschwinden bei Vanessa Sigismund angerufen hat.« Freitags Profil mit der gebogenen Nase zeichnete sich scharf in dem Flutlicht ab.
    »Er hatte nichts bei sich. Kein Handy, keinen Schlüssel, nicht seinen Rucksack oder den vermissten Laptop, keinen Ausweis, nichts. Nur die Kleider am Leib. Und das sind die, die er laut Vermisstenmeldung zuletzt getragen hat. Schwarze Jeans, dunkelblauer Sweater, schwarze Daunenjacke und braune Boots. Ein Schuh lag ein paar Meter entfernt.« Felber deutete in die Wiese. »Die Wollmütze, die in der Beschreibung steht, fehlt.«
    Ehrlinspiels Mund war trocken. Er wusste, noch bevor er neben dem Graben in die Hocke ging, dass das Bündel, das mit seltsam abgeknicktem Kopf neben ihm auf dem Rücken lag, der schüchterne Sohn des Schauspielers war. Marius Assmann. Er sah ihn zum ersten Mal.
    »Wir haben ihn aus dem Graben gezogen. Er lag auf dem Rücken, sein Kopf hing nach unten, der Hinterkopf war im Wasser.« Der Kriminaltechniker sprach leise, als wolle er die Totenruhe nicht stören.
    »Seine Daunenjacke haben wir weggeschnitten für eine erste Untersuchung. Sie geht ins Labor. Obwohl …«
    Ehrlinspiel hätte dem Jungen gern die Augen bedeckt. Einst blau und klar, waren sie nur noch blutige Höhlen, Opfer hungriger Krähen. Sein Kinn war eingesunken, der Mund – ungewöhnlich breit – geöffnet, als wolle er noch jetzt um Hilfe rufen. Ein schmales, fast schwarzes, trockenes Rinnsal war aus seinem Mundwinkel über die Wange bis in den Haaransatz gelaufen. In der anderen Wange klaffte ein Loch mit ausgefransten Rändern. Vermutlich auch die Vögel. »Obwohl was?«, griff Ehrlinspiel Felbers abgebrochenen Satz auf, ohne seinen Blick von Marius zu wenden.
    »Es gibt keinerlei Anzeichen für ein Kapitalverbrechen.«
    »Wo sind die Leute, die ihn gefunden haben?« Helle Haare hingen in das junge Gesicht. Die Nase war fein geschnitten und fast rundlich, leicht nach links geneigt, ganz anders als Günther Assmanns markantes Profil. Hätte er Marius mit einem Wort beschreiben sollen, würde er das Wort »sanft« wählen. Oder »Prinz«.
    »In der Uniklinik.« Lukas ging neben Ehrlinspiel in die Hocke. »Ein frisch verliebtes Paar. Der Mann sechsundsiebzig, die Frau ein Jahr älter.« Er ließ den Kopf sinken. »Sie haben beide einen Schock erlitten. Der Notarzt meint, er habe eine ganz passable Chance, zu überleben. Bei ihr« – er wiegte den Kopf – »sieht es nicht ganz so gut aus. Sie ist schwer herzkrank. Wenn sie die Nacht übersteht, packt sie es.«
    »Verdammt.« Ehrlinspiel sah zu Lukas. Der schweigsame, akribisch arbeitende Mann war vor zwei Jahren von seiner Frau verlassen worden. Nach fast zwanzig Jahren Ehe. Das einzig Gute daran war, dass Lukas sich endlich einen Hund hatte zulegen können.
    Keiner der Männer sagte etwas. Sie standen auf.
    »Was ist das?« Ehrlinspiel deutete auf eine der handgroßen Fundortmarkierungen. Das Schildchen steckte etwa zwei Meter weit entfernt in der Erde und trug die Nummer drei.
    »Seine Brille.«
    Der Kommissar bückte sich. Ein schmales, rechteckiges Metallgestell lag im feuchten Gras, es war verbogen, ein Glas fehlte, das andere zeigte ein feines Spinnennetz von Rissen. Eine große Schnecke mit steinfarbenem Haus saß nur wenige Zentimeter entfernt.
    Als ein Mann mit Kamera vorbeiging, fragte Lukas ihn: »Hast du das?«
    »Ja. Wir sind fertig«, antwortete er, und im selben Moment rumpelte der Leichenwagen langsam über den Feldweg heran.
    Jetzt würde Ehrlinspiel zu den Eltern gehen und ihnen sagen müssen, dass ihr Sohn gefunden worden war. Aber nicht freigelassen und zusammen mit seiner Schwester, wie sie gehofft hatten. Sondern tot und entstellt im Straßengraben.
    Lukas schien seine Gedanken zu lesen, denn er legte ihm eine Hand auf

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