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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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die Schulter. »Sag Ihnen, dass er vermutlich nicht ermordet wurde.«
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich. Er hat schwere Prellungen im Hüft- und Brustbereich, die Stellen sind großflächig und blau. Das Genick scheint gebrochen, ein Knie und Oberschenkel zertrümmert. Könnten natürlich Schläge mit einem breiten Gegenstand gewesen sein, einem starken Brett oder so. Aber das scheint mir … absurd. Schau mal« – er ging ein paar Schritte von dem Toten weg und ließ dabei den Kegel einer Megalite über den feuchten Erdboden und die Grasbüschel gleiten –, »siehst du die abgerissenen Grasteile und die Art Ritzzeichnung in der Erde?«
    Ehrlinspiel nickte. »Schleifspuren. Und Blut.«
    Zwei Männer zogen einen grauen Sarg und einen Leichensack aus dem schwarzen Kombi.
    »Genau. Er wurde viele Meter über den Boden geschleift oder geschleudert. Die Spuren verlaufen völlig gerade und sind nicht sehr tief. Das deutet auf eine hohe Geschwindigkeit. Und hier«, sagte Lukas und leuchtete weiter den Feldweg parallel zum Wald entlang, »siehst du mehrere Reifenspuren. Aber diese hier« – er bückte sich und deutete mit der Hand direkt in zwei breite Furchen – »sehen aus, als habe jemand abgebremst. Und zwar kurz vor dem Aufprall und sehr abrupt.«
    »Deutet auf einen Unfall hin.«
    »Oder darauf, dass der Fahrer im letzten Moment gezögert hat – falls er denn doch mit Absicht auf Marius zugerast sein sollte.«
    »Wir müssen das klären. Und zwar schnell!«
    Wie auf das Stichwort röhrte die Corvette auf.
    Verdammt!
Ehrlinspiel rannte los.
    Zwei Scheinwerfer flammten auf. Der Hauptkommissar stellte sich vor Larssons Wagen. Der konnte sich doch jetzt nicht einfach so vom Acker machen. Larsson gab im Leerlauf Gas.
    »Abwarten? Nach Hause gehen? Das Leben genießen?«, rief Ehrlinspiel, zweifelte aber, dass der andere ihn hörte. »Das wird heute nichts, Reinhard.« Er verschränkte die Arme.
    Rumm, rumm.
Die Corvette fuhr ein paar Zentimeter nach vorn.
    Der legt mich glatt flach! Ehrlinspiel sprang zur Seite, hechtete zur Fahrertür und beugte sich zu Larsson hinein.
    Dieser grinste süffisant. »Ich will dich ungern auf meinem Tisch haben. Aber das, was du da machst, ist lebensgefährlich.«
    »Ich brauche dich, Reinhard. Jetzt!«
    »Herr Kriminalkommissar, ich habe noch eine Verabredung. Jetzt!«
    »Du musst den Jungen obduzieren. Noch heute Nacht!«
    Larsson tippte an seine Brille. »Hast du mit der Staatsanwaltschaft gesprochen? Oder sogar schon einen richterlichen Beschluss? Sternstunden zählen nicht zu der bevorzugten Zeit von uns Obduzenten, wenn nicht ein offensichtliches Tötungsdelikt vorliegt. Und selbst dann –«
    »Ich ordne das an. Hier und jetzt. Lorena Stein wird das morgen früh absegnen. Oder besser gesagt« – er sah auf die Uhr, es war kurz vor zwei –, »heute früh. Du kennst unser internes Procedere.«
    Larsson lehnte sich in dem Ledersitz zurück und trommelte gelangweilt auf das Lenkrad. Das gemaserte Holz schimmerte im Mondlicht. »Wird sie nicht, Moritz.«
    Ganz ruhig, Moritz!
Er tippte Lorena Steins Kurzwahlnummer.
    Larsson schüttelte den Kopf. »Alles vergeblich, Moritz, ich habe bereits …«
    »Stein«, klang die rauchige Stimme der Oberstaatsanwältin an Ehrlinspiels Ohr.
    »Lorena, wir haben eine Leiche. Allem Anschein nach Marius Assmann. Nähe Breisach. Reinhard ist hier.«
    »Und?« Sie klang hellwach.
    »Wie, und? Wir brauchen die Todesursache. Es ist unklar, ob es eine Gewalttat oder ein Unfall ist.« Er drehte sich weg, damit er Larsson nicht anschauen musste.
    Die Bestatter zogen den Reißverschluss des Leichensacks zu. Ehrlinspiel spürte ein kühles Kribbeln im Nacken.
    »Du bist der Boss, Moritz. Du sagst, wie und wann was läuft. Du kennst mich doch lange genug, das geht schon klar.«
    Ja, dachte er, ich kenne dich seit fast dreißig Jahren. Ich kannte deinen Sohn Peter, ich war dabei, als er ertrank, weil ich mit ihm um dasselbe Mädchen buhlte und deswegen um die Wette schwimmen wollte. Und weil er einen Herzfehler hatte. Er lag in der Wiese am Baggersee, genauso alt wie jetzt Marius. Und ich konnte ihn nicht wiederbeleben. Aber ich gebe mir nicht mehr die Schuld dafür. »Okay.«
    »Moritz, du arbeitest seit drei Tagen fast durch. Geh nach Hause. Wir sehen uns um acht Uhr in der Soko-Besprechung. Ich habe jetzt eine Verabredung.«
    Abrupt nahm er das Handy vom Ohr und starrte es an.
    Larsson lachte hinter ihm.
    Die Bestatter hoben den Sack in den Sarg und schlossen

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