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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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den Arm sinken. Taumelte zurück.
    »Hast du dazu etwas zu sagen?« Assmann trat in die Praxis.
    »Du bist ja vollkommen verrückt!«
    Assmann brachte sein Gesicht direkt vor Uwes, und der Tierheilpraktiker spürte Günthers Atem warm auf seinem Hals. »Ich habe heute früh vor ihm gestanden. Er lag auf einem Edelstahltisch.«
    »Heute früh? Aber … Ich verstehe nicht.« Im Radio hatten sie doch gebracht, dass Marius lebte. Frei war. Die Nachricht war gerade mal eine Stunde alt.
    Günther stellte sich in die Mitte des Raumes, sah sich um und deutete mit dem Kinn zu dem Behandlungstisch, den Schränken mit den Glasscheiben, hinter denen sich Uwes Fläschchen und Tiegel aufreihten, zu dem Schreibtisch mit dem Rechner. »Schön hast du’s hier.« Er schob die Unterlippe vor. »Die Praxis gab es damals noch nicht. Umgebaut?«
    »Aua, aua.« Der Kakadu flog auf Uwes Schulter und rieb seinen Kopf an seinem Hals.
    »Netter Bursche. Deiner? Und der dreibeinige Hund in der Hütte vor dem Haus auch? Du bist so eine gute Seele.« Günther streckte die Hand zu Cockoo aus. Sofort flog der Vogel davon und setzte sich auf den Monitor des Rechners. »Aua!«
    »Aua!«, äffte Günther ihn nach.
    Uwe trat zitternd ein paar Schritte zurück. Nie hätte er gedacht, dass Günther je hier aufkreuzte. Dass er es wagte.
    Günther kam langsam auf Uwe zu. »Wer lässt es nicht, sein stetes Schrei’n? Wer zeugt’ die Lüge, die erst klein, dann groß und größer wurd’, zur Last, zum Fremdling, den Du so sehr hasst?«
    Uwe Berger starrte den Mann an, er ihm so vertraut und gleichzeitig so fremd war. »Gehört das zu deinem Auftritt gestern? Habe ich einen Teil des Textes nicht mehr in Erinnerung?«
    »Warst du das?«
    »Von was redest du, verdammt noch mal?«
    »Hast du Lene gefickt? Bist
du
es?«
    Uwe ließ den Kopf sinken. Der Boden war voller Fußabdrücke. Er fühlte sein Herz hart gegen seine Rippen hämmern. Spürte den Zorn, die Trauer und den Hass. Hass war eine Empfindung, die er bisher nicht gekannt hatte. Und die Wucht, mit der sie ihn überfiel, erschreckte ihn. Er hob den Kopf und sah Günther direkt in die Augen, seine Wangen waren heiß. »Du wagst es! Ausgerechnet du! Du solltest dich schämen, du solltest …!«
    »Hast du?«
    »Nein! Aber
du
hast Edith gevögelt. Stimmt’s nicht? Die einzige Frau, die ich je geliebt habe und noch immer liebe. Und du hast nichts Besseres zu tun als –«
    »Hab ich nicht!«
    »Lügner!«
    »Ich hab sie nicht gevögelt. Sie hat
mich
gevögelt.« Günther setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. »
Sie
wollte es.«
    »Aua, aua.« Cockoo legte den Kopf schief und musterte Assmann aus schwarzen Knopfaugen.
    »Er wird dir das Display zerkratzen.«
    »Wie lange geht das schon?«, fragte Uwe und dachte, dass er ein echter Widerling war. Da saß ein Mensch, der ihm einmal wichtig gewesen war, dem er vertraut und der gerade sein zweites Kind und seine berufliche Zukunft verloren hatte. Und in seinem, Uwes, kleinen Gehirn drehte sich alles darum, dass er betrogen worden war. Was war nur aus ihm geworden.
    »Viereinhalb Jahre.«
    Uwe setzte sich neben den Behandlungstisch auf den Rollhocker. »Viereinhalb Jahre«, flüsterte er. »Ich dachte, seit letztem Sommer.«
    »Seit Sommer habe ich ihr Hoffnungen gemacht.«
    Da verstand er. Verstand plötzlich viel mehr, als er je geglaubt hatte, begreifen zu können. Seine Frau war diesem Kerl verfallen. Edith liebte Assmann. Deshalb war sie so distanziert. Sie hatte noch nie gut allein sein können. Aber seit August waren Massagen das Einzige, bei dem er sie noch hatte berühren dürfen. Sie hatte sich ihn all die Jahre warmgehalten, und dann, als Assmann die Rolle gebraucht und im August die Proben begonnen hatten … »Liebst du sie?«
    »Ich mag sie.«
    »Du hast dir den Faust erschlafen.
Sie
hat dir doch die Rolle besorgt. Sie hat sich für dich den Arsch aufgerissen und sogar diesen … diesen … Schnösel aus Wien nach Freiburg geschafft, damit du … Du bist zum Kotzen, Günther.«
    »Und du? Du meinst, du hast die Weisheit der Welt gepachtet. Du dokterst hier an irgendwelchen Viechern herum, nur weil du es mit den Menschen nicht mehr aufnehmen kannst. Du bist ein Versager. Ein kleiner, ekelhafter Versager, der meine Tochter … der meinen kleinen Engel …«
    »O nein, Günther!« Uwe sprang auf, und der Hocker rollte scheppernd gegen den Behandlungstisch. »Dafür kannst du mir nicht die Schuld geben. Ich habe viel falsch gemacht im

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