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Zeit der Gespenster

Zeit der Gespenster

Titel: Zeit der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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jetzt etwas fehlen.
    Plötzlich konnte Shelby sich gar nicht mehr vorstellen, dass es mal eine Zeit gegeben hatte, in der sie Eli Rochert nicht gekannt hatte. Er hatte sich auf jede vorangegangene Seite ihres Lebens eingeprägt, und erst jetzt merkte sie, wie groß die Lücken gewesen waren.
    Meine Güte , dachte sie, ich liebe ihn .
    Für Shelby war Liebe so etwas wie eine Sonnenfinsternis – atemberaubend schön, faszinierend und fähig, dich blind zu machen. Sie war nicht direkt davor geflohen, aber sie hatte sie auch nicht gesucht.
    Sie war schon einmal verliebt gewesen, in ihren Exmann – sie kannte das Gefühl, beim Klang einer Männerstimme am Telefon Herzklopfen zu bekommen und beim Küssen zu spüren, wie die Welt aufhörte, sich zu drehen. Aber diese Beziehung war gescheitert, wie eigentlich jede andere Beziehung, von der sie wusste. Liebe bedeutete, aus großer Höhe zu springen und darauf zu vertrauen, dass ein anderer Mensch da war, um dich aufzufangen. In ihrem Fall jedoch war dieser Mensch weggelaufen, bevor sie unten ankam. Und sie war sich nicht sicher, ob sie noch einmal springen wollte.
    » … und wenn man es mal so betrachtet … Shelby, hallo, alles in Ordnung?« Eli drückte ihre Hand, und sie fuhr zusammen. Sofort wich er zurück. »Stimmt was nicht?«
    Und ob , dachte sie. »Wenn ich todkrank wäre, würdest du mir eine Niere spenden?«
    Eli blickte verblüfft. »Eine von meinen?«
    »An andere kämst du ja wohl kaum ran, oder?« Sie fixierte ihn. »Und?«
    »Ich … ich … doch. Ja, würde ich.«
    Stöhnend legte Shelby die Hände vors Gesicht.
    »War das die falsche Antwort?«, fragte Eli verunsichert.
    Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Ich möchte dich lieben, Eli. Aber gleichzeitig auch wieder nicht. Wenn ich mit dir zusammen bin, kommt es mir vor, als hätte sich in meinem Leben bisher nichts so richtig angefühlt wie jetzt. Aber wenn ich das zugebe, dann kann es doch nur noch bergab gehen. Sieh dir an, was die Liebe mit meinem Bruder gemacht hat. Oder mit Gray Wolf. Oder auch mit Lia Pike. Oder … was ist denn daran so lustig?«
    Eli saß am Tisch und strahlte übers ganze Gesicht. Er nahm erneut ihre Hand, und als sie sie diesmal wegziehen wollte, hielt er sie fest. » Liebe «, wiederholte er, als wäre das alles, was er hören müsste. »Du hast Liebe gesagt.«

    Lucys und Ethans Versteck – unter der Plastikplane, die über die Gartenmöbel gespannt war – war schon ganz verqualmt, aber das war es wert. Es war Ethans erste Blutsbrüderschaft, und er wollte alles richtig machen.
    Er hielt die Klinge seines Schweizer Messers in die Kerzenflamme. »Fertig?«, fragte Lucy.
    Es hatte sich herausgestellt, dass Lucy bloß knapp ein Jahr jünger war als er, aber das hätte er nie im Leben gedacht. Lucy bekam es schon mit der Angst, wenn sie eine Schnake sah. Manchmal war sie so still, dass Ethan völlig vergaß, dass sie neben ihm saß. Sie konnte sich nicht mal aufs Skateboard stellen, ohne hinzufallen.
    Aber sie war klug, und sie roch nach Kuchen. Und weil sie den ganzen Sommer lang bei der Ferienfreizeit mitgemacht hatte, war ihre Haut wunderschön braun.
    Sie erzählte Ethan, wie schön es war, zu einem Holzdeck auf einem See hinauszuschwimmen und dort in der Sonne einzuschlafen. Er erzählte ihr, wie sich ihm die Nackenhaare gesträubt hatten, als der Geist seinem Onkel aus dem alten Spukhaus nach draußen gefolgt war. Sie gab zu, dass sie sich manchmal unter der Decke verkroch und so tat, als wäre sie nicht da, wenn die Geister kamen. Er erzählte ihr, dass die Flüssigkeit, mit der der Hautarzt ihm die Wucherungen auf der Haut wegfror, wie Feuer brannte.
    »Nun mach schon, Ethan«, sagte Lucy. »Ich krieg bald keine Luft mehr.«
    »Okay.« Ethan hielt die Taschenlampe über das Messer, ließ die Taschenlampe fallen und dann das Messer. »Mist. Halt mal.« Er gab Lucy die Lampe und wischte die Klinge ab, hielt sie dann noch einmal in die Flamme. Als er aufblickte, sah Lucy ganz blass aus. »Du kippst mir doch hier nicht aus den Latschen, oder?«
    Mit finsterer Miene streckte sie ihm ihr Handgelenk hin.
    Ethan hielt seines direkt daneben. »Ich werde dir helfen, einen Geist zu finden, bevor er dich findet«, sagte er.
    Sie starrte ihm in die Augen. »Ich bringe dich dahin, wo die Sonne aufgeht.«
    »Tapferkeit«, sagte Ethan, und dann zog er die Klinge so schnell wie ein Aufkeuchen über beide Handgelenke. Sie legten die offenen Wunden aufeinander.
    Lucy hielt den

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