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Zeit der Gespenster

Zeit der Gespenster

Titel: Zeit der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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seit genau siebenundzwanzig Tagen Assistenzarzt im Fletcher Allen Hospital in Burlington. Zurzeit arbeitete er in der Notaufnahme, aber irgendwann wollte er in die Dermatologie oder die plastische Chirurgie, wo es nicht ständig um Leben und Tod ging, irgendwann wollte er eine eigene Praxis aufmachen und sich nicht mit den Unvorhersehbarkeiten eines Provinzkrankenhauses herumschlagen müssen. Aber solange er hier war, würde er natürlich seine Pflicht tun. Deshalb machte es ihm auch nichts aus, den Toten runter in die Leichenhalle zu bringen. Immer noch besser als das, was sie mit dem Kerl angestellt hatten, als er eingeliefert wurde – Elektroschocks und Intubation, wo doch jeder Laie hätte sehen können, dass der Patient mausetot war.
    Er war allein im Fahrstuhl. Er drückte auf den Knopf, wartete, bis die Tür geschlossen war, und fing an, einen ABBA-Song zu schmettern, wobei er sich in der verspiegelten Wand beobachtete. Er war gerade beim Refrain von Dancing Queen , als eine Hand seinen Arm packte.
    Der Tote auf der Trage richtete sich auf. »Das ist ja nicht zum Aushalten«, sagte er heiser.
    Als die Fahrstuhltür sich öffnete, stand der Tote, und der Assistenzarzt hing quer über der schmalen Trage. »Kann mir mal jemand helfen?«, fragte Ross die schockierten Mitarbeiter von der Leichenhalle. »Der Kerl hier ist völlig weggetreten.«

    Als Az Thompsons Leiche an das Ufer vom Lake Champlain geschwemmt wurde, machte man den Körper nach indianischer Tradition innerhalb von vierundzwanzig Stunden für die Bestattung bereit. Winks Champigny, der als Sprecher für die Abenaki fungierte, schlug vor, Az Thompsons sterbliche Überreste auf dem jüngst erworbenen Besitz an der Kreuzung von Otter Creek Pass und Montgomery Road zur letzten Ruhe zu betten. Er wurde mit dem Gesicht gen Osten beerdigt, auf der Seite, mit Blick auf den Sonnenaufgang.

    Fast wäre Eli in der Nacht gar nicht mehr nach Hause gekommen. Der Papierkram und die Beschwichtigungsverhandlungen mit den Steinbruchbesitzern zogen sich endlos hin, und er wollte sich nur noch neben Shelby aufs Bett fallen lassen und erst im nächsten Jahrtausend wieder aufwachen.
    Er wusste nur nicht, ob Shelby im Augenblick danach war, ihn oder irgendwen sonst zu sehen.
    Er hatte sie im Arm gehalten, während sie im Krankenhaus weinte, bis sie nach Hause hatte gehen wollen, um sich um alles zu kümmern. Eli hatte gespürt, wie sie eine unsichtbare Wand aufbaute und von niemandem Hilfe annehmen wollte, und das hatte ihn völlig fertiggemacht. Er würde jetzt duschen und dann zu ihr fahren, ob ihr das recht war oder nicht.
    Als er den Schlüssel in seine Haustür stecken wollte, merkte er, dass sie offen war. Als sie nach innen aufschwang, ging er in Alarmbereitschaft. Aber es war kein Dieb in seiner Küche. Nur Shelby, die Hände in einer Schüssel mit Mehl.
    »Ich bin eingebrochen«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Bei einem Polizisten.«
    Eli zog sie an sich, küsste sie auf den Scheitel. »Es tut mir so leid. Es tut mir so furchtbar leid.«
    Sie weinte, und als sie sich das Gesicht abwischte, hinterließen ihre Finger feine weiße Streifen. »Ich konnte nicht zu Hause bleiben. Ich hab auch noch kein … Bestattungsunternehmen angerufen. Das Telefon stand nicht mehr still, ständig irgendwelche Reporter, ich bin irgendwann gar nicht mehr rangegangen. Die Ärzte im Krankenhaus haben mir für Ethan und Lucy was mitgegeben, damit sie schlafen. Ich hab die beiden oben in dein Bett gepackt. Ich hab Suppe gekocht. Und Brot gebacken. Das Telefon hat einmal geklingelt, aber ich bin nicht … Ich hab den Hund für dich gefüttert.«
    Sie sprach völlig wirr, und doch verstand Eli jedes Wort. Er wiegte sie in seiner Umarmung und stellte sich ihre kleinen weißen Handabdrücke hinten auf seinem Jackett vor, so geisterhaft wie die in dem Badezimmerspiegel im alten Pike-Haus. Shelby wischte sich die Nase an seinem Hemd ab. »Ich geh wieder, wenn du willst.«
    »Geh nicht«, flüsterte er, »nie mehr.«

    Meredith sah ganz anders aus als Lia. Ross verstand überhaupt nicht, wieso er jemals eine Ähnlichkeit zwischen den beiden gesehen hatte.
    Sie lag in einem Streckverband. Man hatte das gebrochene Bein gerichtet und fixiert. Außerdem war sie vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Man hatte Ross nur deshalb erlaubt, zu ihr zu gehen, weil keiner einem Mann etwas abschlagen wollte, der noch Stunden zuvor tot gewesen war.
    Er hatte zuerst nach Shelby und Ethan gesucht, aber sie waren

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