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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Blitzend brach sich das Licht an dem Krummdolch, den der Luchs gerade in der Hand hielt.
    »Das hat er? Mudge?« Jon-Tom strengte sich an, um | die Menge abzusuchen. Es waren Vertreter vieler Arten und Gattungen hier, doch kein Otter. Schon gar nicht ein ganz besonderer Otter. »Mudge!«
    Der Otter war zusammen mit seinem Geldsack verschwunden. Es hatte den Anschein, als hätte Taleas Drohung, ihn der Justiz von Lynchbany auszuliefern, schließlich ihre Macht verloren. Nachdem er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen hatte, seine eigene Reisekasse zu füllen, hatte er sich mit unbekanntem Ziel davongemacht, Jon-Tom zurücklassend, der sich nun mit einer immer mürrischer und wütender werdenden Menschenmasse abplagen durfte, der man eine Vorführung echter Magie garantiert hatte. Das war etwas, was Jon-Tom nicht einmal Clodsahamp versprechen konnte, schon gar nicht aber einem Mob frisch über den Löffel halbierter Stadtbewohner.
    »Hört mal, ihr müßt begreifen, daß ich euch keine Magie versprochen habe. Ich kann es nur versuchen. Mehr kann kein Bannsänger tun. Die Versprechungen hat der Otter gemacht.«
    »Das bestreiten wir ja auch gar nicht.« Die Stimme gehörte einem gedrungenen Maulwurf mit langen Barthaaren, der Jon- Tom durch eine dicke, extrem dunkle Brille beäugte. Er hielt eine vier Zoll lange Knochenklinge in der Hand. »Aber der ist nicht mehr hier, Musikant, und du bist es.«
    »Ich bin kein Musikant.« Jon-Tom war größer als die meisten Zuschauer. Nun versuchte er, seine Körpergröße auszunutzen, um so imposant wie möglich zu erscheinen. »Ich bin ein Bannsänger.«
    »Dann beweis es auch gefälligst!« fauchte der Maulwurf.
    »Und damit meine ich nicht, daß du nur ein paar hübsche Farben in die Luft zauberst.«
    »Darauf kannst du einen lassen, daß ich es beweisen werde!« Er zitterte, teils vor Zorn, teils vor Angst. »Ich habe gesagt, daß ich ein Schiff herbeizaubern werde, und ein Schiff werde ich deshalb auch herbeizaubern.«
    Während er sich mit der Menge gestritten hatte, war ihm ein viel passenderes Lied eingefallen. Voller Zuversicht wandte er sich wieder dem Wasser der Bucht von Yarr zu. Einmal mehr begann er zu singen, einmal mehr tanzten seine Finger über die Saiten der Suar, und diesmal nahm etwas weitaus Dichteres als bunte Lichter über dem Wasser Gestalt an. Zwar wirbelten keine neugierigen Gnieschies darum herum, doch diesmal sang er auch nicht für die Gnieschies. Er konzentrierte sich auf seinen Song.
    Ein Teil des Problems beruhte auf der Tatsache, daß nicht viele Rocksongs von Booten oder Schiffen handelten. Er wagte es nicht noch einmal, ›Sloop John B.‹ von den Beach Boys zu verwenden. Dieser Song hatte schon einmal fast in einer Katastrophe geendet. Also sang er nun einen eigenen Song mit improvisiertem Text zu der offiziellen Leitmusik von Walter Sharf für die alten Fernsehdokumentationen von Cousteau. Ein bißchen Reggae dazu - was sollte wohl geeigneter sein, um ein richtiges Schiff herbeizubeschwören? Vielleicht konnte er sogar eine Kopie der berühmten Calypso erschaffen. Sollten die Eingeborenen hier doch höhnen, bis er sie mit der Realität eines modernen, dieselgetriebenen Wasserfahrzeugs konfrontierte!
    Einige der Zuschauer brachen aus der Menge hervor und rannten davon. Die meisten blieben und sahen ehrfürchtig zu. Ja, die Calypso heraufbeschwören, komplett mit Radar und komplizierter Elektronik! Seine Fähigkeiten wollten die anzweifeln? Doppel- oder einseitiges Instrument, er würde ihnen schon zeigen, was es mit einem Bannsänger auf sich hatte.
    Die strahlenden Lichter zuckten und wanden sich, als sie ihre Pirouetten über der aufgewühlten Oberfläche der Bucht drehten. Als er sein pulsierendes, improvisiertes Lied zu einem heftigen Abschluß brachte, verschmolzen die Lichter, kondensierten und bildeten eine Wolke aus rosafarbener Strahlung, die schließlich entwich und dicht auf dem Wasser treibend - ein Boot freigab.
    Am Bug trug es die Umrisse eines goldenen Meermanns und die Inschrift CALYPSO. Leider war es jedoch nicht die berühmte Calypso selbst, die da sanft auf den Wellen schaukelte. Es war nicht einmal ein halbwegs originalgetreues Abbild.
    Es war ein Zodiak, eines der aufgeblasenen Gummiboote, die die Mannschaft der Calypso zu kurzen Ausflügen fort vom Mutterschiff verwendete. Es sah nicht sonderlich beeindruckend aus.
    »Was zum Teufel ist das denn?« Der Luchs beugte sich vor und blinzelte die schwarzhäutige Erscheinung!

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