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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Magie sehen!« rief einer der Zuschauer, ein kleiner schwarzer Bär in einer silbrigen Toga und mit Ledermütze. Andere Zuschauer wiederholten seinen Ruf. Sie hatten noch Geschäfte zu erledigen und wurden langsam ungeduldig.
    Jon-Tom beugte sich vor, um seinem Gefährten etwas zuzuflüstern. »Vielleicht hättest du lieber etwas warten sollen, bis ich Gelegenheit hatte, es mit einem einfachen Zauber zu versuchen. Das hier ist schließlich keine Duar, mußt du wissen.«
    Mudge legte seinem Freund beruhigend die Pfote auf die Schulter. »Ich 'abe volles Vertrauen in dich, Kumpel. Ich weiß, daß du mich nich im Stich läßt und dein Publikum auch nich.
    'aste mir nich immer wieder gesagt, wie gern du vor Publikum auftreten wolltest?«
    »Ja, aber dabei ging es nur ums Singen, nicht um Magie.« Beunruhigt musterte er einige der schwerbewaffneten Zuschauer. »Und das hier ist auch nicht gerade das Publikum, von dem ich schon immer geträumt habe.«
    »Nun 'ör mal zu, Kumpel, da mach ich mir die Mü'e und treibe genug Geld auf, um unsere ganze Reise davon zu bezahlen, und du überlegst es dir plötzlich anders. Das paßt nich zu 'nem Bannsänger. Was würde Seine 'exerschaft zu 'nem solchen Mangel an Selbstvertrauen sagen?«
    »Ich hätte mir nur gewünscht, daß du ihnen nicht soviel versprochen hättest, das ist alles. Nackte Schiffsbesatzung! Ich habe keineswegs die Absicht, so etwas heraufzubeschwören.«
    Mudge zwinkerte. »Klar, aber das wissen die ja nich. Ah, da sind noch 'n paar weitere mögliche Kunden! Werd mal ganz leise 'in'uschen und sie ins Publikum einschleusen, während du anfängst.« Er verschmolz mit dem Halbkreis der Zuschauer. Ein paar Zwergtigerkatzen blickten Jon-Tom mit weiten Augen an.
    Wie hatte er sich nur von dem Otter zu so etwas überreden lassen können? Doch jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als es zu versuchen. Wenn er scheiterte, konnten sie immer noch das Geld zurückgeben, das Mudge eingesammelt hatte. Wieder ließ er die Suar ertönten, nachdem er inzwischen einen Song ausgesucht hatte. Mit ihrem einzelnen Saitensatz ließ sich die Suar viel leichter spielen. Kein Grund, ohne Selbstvertrauen vorzugehen.
    Mit halbgeschlossenen Augen und in dem Versuch sich auf das Wasser neben dem Kai zu konzentrieren, sang er los. Sofort verstummte die Menge, ehrfürchtig und erwartungsvoll.
    Trotz Jon-Toms bester Bemühungen brachte der erste Song nichts weiteres hervor als unzufriedenes Gemurmel bei seinem Publikum. Er versuchte es erneut, seine Finger waren nur noch undeutliche Striche vor den Saiten der Suar. Er fühlte sich zuversichtlich und in voller Kontrolle über sich selbst und seine Musik. Genaugenommen war seine Stimme sogar noch viel besser als sonst.
    Nicht einmal ein einziges Gnieschie erschien.
    Das Wasser leckte am Ufer, Treibholz stieß gegen die Pontons des Kais, und die Menge warf ihm unangenehme Blicke zu. Falscher Song, sagte er sich. Es war auch das falsche Instrument, doch in diesem Punkt hatte er keine andere Wahl. Versuch es mit einer anderen Nummer, und zwar schnell!
    Diesmal ging es sehr viel besser. Vielleicht hatte er sich nur aufwärmen müssen. Die Luft über dem Wasser begann zu schimmern. Aus der Menge ertönten ein paar Ohs und Ahs. Krebse, die sich an den Pontons festgeklammert hatten, stoben auseinander. Doch während manche der Zuschauer behaupteten, in dem Nebel über dem Wasser Konturen zu erkennen, materialisierte sich nichts Feststoffliches.
    »Wo bleibt das verdammte Boot?« fragte ein kleines, elegant gekleidetes Känguruh.
    »Ja, wo sind die Weiber?« fragte der große Hase daneben.
    »So was wie hier kriegen wir in jeder Taverne umsonst zu sehen«, knurrte ein großer Zuschauer in der hintersten Reihe.
    »Ich bin noch dabei, mich aufzuwärmen.« Selbst für Jon- Toms eigene Ohren hörte sich diese Ausrede sehr lahm an.
    »Das hast du schon nach dem ersten Lied gesagt«, zischte ein Luchs. Narbenübersät und mit fehelndem Ohr, befingerte dieser zäh aussehende Kunde gerade etwas Kurzes, Scharfes und Gebogenes. »Wir wollen was sehen - oder unser Geld zurück.«
    »Die Magie ist keine Wissenschaft«, flehte Jon-Tom.
    »Manchmal funktioniert sie, manchmal aber auch nicht.«
    »Man hat uns aber Magie garantiert.«
    »Ich will mein Gold zurück!« rief ein großer Menschenaffe aus der Menge.
    »Was soll das heißen: garantiert?« fragte Jon-Tom den Luchs. »Niemand kann Magie garantieren.«
    »Das hat dein Freund, die Wasserratte, aber getan.«

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