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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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gleichen Worte hatte Brandon gesagt. Wieso setzten Menschen Liebe mit kostbarem Schmuck gleich? Würde dieser Vergleich stimmen, wäre der Fremde, der sie heimlich geküsst hatte, in Liebe zu ihr entbrannt, dabei kannte er nicht einmal ihren Namen.
    Und wieso ahnte Mrs Grudge vom Zwiespalt ihrer Gefühle im Hinblick auf Mr Bothwell? Allerdings lag diese Schlussfolgerung nahe, da ihre Begleiterin annehmen musste, bei dem Ring, den Jane loswerden wollte, handle es sich um ihr Verlobungsgeschenk. Wenn sie ihr zu erklären versuchte, ein Fremder habe ihr den Diamanten heimlich an den Finger gesteckt, würde Mrs Grudge ihr nicht glauben und sie schlimmstenfalls für eine Lügnerin halten.
    Jane verschränkte die Finger, um den Ring vor Mrs Grudges und ihren eigenen Blicken zu verbergen. Früher oder später musste sie sich davon trennen, wozu mittlerweile keine Wagenschmiere mehr nötig war. Am Morgen beim Händewaschen war er ihr mühelos vom Finger gerutscht. Bald musste sie ihn endgültig loswerden.
    Aber noch nicht gleich. Noch gehörte er ihr. Ein Geschenk ihres Traumgeliebten.
    Sie wandte sich wieder an Mrs Grudge. „Wann werden wir London erreichen?“
    „Wir verbringen noch eine Nacht in einem Gasthaus und kommen morgen in London an“, gab sie freundlich Auskunft. „Jacobs soll eine komfortablere Herberge finden, in der Herrschaften gehobener Kreise absteigen.“
    Kein Landgasthof, in dem sie mitten in der Nacht einem gut aussehenden Kutscher begegnen würde. „Ich habe nichts gegen einfache Gasthöfe“, sprudelte Jane hervor. Eine letzte Nacht in Freiheit. Noch eine Nacht vor dem Wiedersehen mit Mr Bothwell, bevor sie eine Entscheidung treffen musste, die sie längst getroffen zu haben glaubte.
    Immerhin war Janes Sehnsucht nach Abenteuer in Erfüllung gegangen. Verbotene mitternächtliche Küsse, eine heimliche Reise, ein verwegen aussehender Kutscher mit einem hinreißenden Lächeln … all das hatte ihre wohlgeordnete Welt durcheinandergewirbelt. Und sie freute sich darüber. Es würde nur schwierig und unbequem werden, wieder in ihre geregelten Bahnen zurückzufinden.
    „Ich gebe Jacobs Bescheid, wann wir zum Lunch Rast machen“, murmelte Mrs Grudge und schloss die Augen. „Auch ich hatte eine unruhige Nacht, Miss Jane, und wälzte mich schlaflos auf meinem Lager herum.“ Ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    „Tut mir leid. Dann sollten wir uns beeilen“, erwiderte Jane schuldbewusst. Je früher sie Mr Bothwell begegnete, desto eher könnte sie alle Unannehmlichkeiten hinter sich bringen. Sie war ein Hasenfuß.
    „Nein, kein Grund zur Eile, Miss Jane. Ich genieße die Fahrt durch die schöne Landschaft. Morgen liefere ich Sie wohlbehalten bei Ihrer Familie ab. Freuen Sie sich schon darauf?“
    Jane sollte froh sein, den Diamantring schleunigst loszuwerden und es kaum erwarten können, Mr Bothwell eine brave Ehefrau zu werden.
    Und das würde auch geschehen. Morgen. Noch eine Nacht, in der sie romantischen Träumen nachhängen durfte, danach wollte sie wieder die wohlerzogene junge Dame sein, wie alle Welt es von ihr erwartete.
    Noch eine Nacht, dachte Jacob. Gott allein wusste, was in den Köpfen seiner Leute vorging. Es gab ein paar Kerle, die ihm seine Machtposition beim ersten Zeichen von Schwäche streitig machen würden. Er hatte den Einbruch bei den Carrimores selbst durchgeführt, um seinen Leuten zu beweisen, dass er der Beste war. Er war ein treffsicherer Schütze, ein flinker Degenfechter, und seine Fäuste trafen mit der Wucht von Keulenschlägen. Eine Schlägerei war ihm lieber als der Umgang mit tödlichen Waffen. Er hielt nicht viel davon, Leute um die Ecke zu bringen, was allerdings gelegentlich nötig war. Wenn ein Schurke ihm nach dem Leben trachtete, schreckte er nicht davor zurück, zu tun, was getan werden musste.
    Er konnte nur hoffen, dass Jem Marley nicht auf die Idee gekommen war, in der Abwesenheit des Königs der Diebe das Ruder an sich zu reißen.
    Der Skorpion würde ihm Vorhaltungen machen, weil er sich nicht an seine Anweisungen gehalten hatte. Aber eigentlich hätte er wissen müssen, dass Jacob den Reizen der süßen Miss Jane nicht würde widerstehen können. Außerdem wollte der Skorpion den verdammten Ring wiederhaben. Nicht etwa, weil er an seinem Wert interessiert war; es ging ihm nur darum, dass der Stein nicht in falsche Hände geriet und die Spur des Juwelenraubs eventuell zu Jacob führen könnte.
    Es sollte ihn nicht wundern, dass Jacob

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