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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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fragte sie weich. „Oder willst du mich küssen?“
    Er hatte die Lust an ihren Spielchen verloren, zog sie wortlos an sich und nahm ihren Mund in fordernder Leidenschaft in Besitz. Zu seiner Verwunderung schlang sie ihre Arme um seine Taille und erwiderte seinen Kuss.
    Das hatte sie vielleicht gar nicht beabsichtigt. In ihren Augen nahm er eine seltsame Wehmut wahr, die sie rasch verdrängte und einen Schritt zurückwich, sobald er seinen Mund von ihr löste.
    „Adieu, Lucien.“
    Lucien. Sie nannte ihn wieder beim Vornamen, vielleicht auch nur aus Versehen. Andererseits wäre es lächerlich, einem Mann mit förmlicher Höflichkeit zu begegnen, der sie noch vor Kurzem wie ein Besessener genommen hatte.
    „Auf Wiedersehen, Miranda. Freut mich, dass du mit meiner schwachen Leistung letzte Nacht zufrieden warst.“ Er hauchte einen Kuss auf ihre glatte Stirn.
    Schwache Leistung , dachte Miranda beklommen und blickte ihm nach, als er die Tür hinter sich zuzog. Wenn das eine schwache Leistung gewesen sein sollte, würde sie seine besseren Leistungen nicht überleben.
    Er hatte ihr nicht wehgetan, zumindest nicht absichtlich, und sie war auf Schmerzen gefasst gewesen. Er war bei Weitem stattlicher ausgerüstet als Christopher, von so außerordentlicher Größe, dass sie sich fragte, ob er eventuell missgebildet war. Sie konnte nur zwischen zwei Männern vergleichen und war davon ausgegangen, dass Christopher der Norm entsprach.
    Sie setzte sich wieder ans Klavier. Was war nur los mit ihr? Wieso hatte sie seinen Kuss erwidert? Wollte sie nicht, dass er verreiste? Ihre Brustspitzen prickelten, und wenn sie ihre Schenkel zusammenpresste, durchrieselte sie ein befremdliches Beben. Was in Gottes Namen hatte er mit ihr getan?
    Nein, nicht in Gottes Namen. Vielmehr im Namen des Teufels. Luciens intime Liebkosungen hätte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Er hatte sie mit dem Mund verwöhnt, und als er sich in ihren Schoß versenkt hatte, hatte sie das seltsame Gefühl gehabt … vollkommen zu sein. Es war, als habe sie ihre zweite Hälfte gefunden. Sie hatte nackt unter ihm gelegen, während er nur seine Hose aufgeknöpft hatte. Sie hatte ihn nicht gesehen, hatte seine Haut nicht berührt. Sie befand sich in einem Zustand beklemmender Unruhe. Was würde geschehen, wenn er es wieder mit ihr tat? Wenn er sich nackt zu ihr legte im Kerzenschein, wenn die Wonnen, die er ihr bescherte, nicht mehr so neu und schockierend für sie wären?
    Sie sollte froh über seine Abreise sein. Seine Abwesenheit gab ihr Zeit, ihre Selbstbeherrschung wiederzufinden, zu begreifen, was er mit ihrem Körper angestellt hatte. Bei der Vereinigung war sie ihm machtlos ausgeliefert, und das durfte sie nicht zulassen.
    Verflixt, warum eigentlich nicht? dachte sie ungeduldig. Wenn dieser Mann sie zwang, ihn zu heiraten, war sie auch verpflichtet, das Bett mit ihm zu teilen. Und sie wäre eine Närrin, wenn sie sich das Vergnügen versagen würde. Auch wenn der intime Akt vorübergehend ihren Willen lähmte, sie hilflos und verletzlich machte, wollte sie auf die damit verbundenen Wonnen nicht verzichten. Was mit Christopher St. John eine widerwärtige Tortur gewesen war, erwies sich mit Lucien de Malheur als herrliches Erlebnis.
    Und sie wollte mehr davon.

19. Kapitel
    M iss Jane Pagett trat in den frühen Morgen hinaus. Jacobs, der gut aussehende Kutscher, saß bereits auf dem Kutschbock des Landauers, die Mütze tief in die Stirn gezogen, den Kragen seines schweren Mantels hochgeschlagen, und überließ es dem Hausburschen, den Damen beim Einsteigen zu helfen.
    Es regnete nicht mehr, der Wind hatte nachgelassen, und es war wärmer geworden. Wäre Jane achtsamer gewesen, hätte sie den ersten Hauch des Frühlingserwachens verspürt. Aber sie war zu sehr mit sorgenvollen Gedanken beschäftigt, welchen Empfang die Familie und – wichtiger noch – Mr Bothwell ihr bereiten würden. Allerdings vertraute sie darauf, dass es der respektablen Witwe Grudge rasch gelingen würde, die Bedenken ihrer Eltern zu zerstreuen. Mit dieser resoluten, ehrbaren Begleiterin würde niemand Verdacht schöpfen, es sei etwas Ungehöriges geschehen.
    Wofür es beileibe keinen Anlass gab. Jane hatte lediglich ihre beste Freundin auf der Reise zum Landsitz ihres Gemahls begleitet, auch wenn die Trauung noch nicht vollzogen war, aber das brauchte niemand zu wissen. Und was war verwerflich daran, der nervösen Braut während einer langen Fahrt die Zeit ein

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