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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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wenig zu vertreiben? Selbst der gesetzte Mr Bothwell konnte dagegen keine Einwände erheben.
    Es stand lediglich zu befürchten, dass er durchschaute, dass Jane es war, deren Nerven flatterten, nicht die der Braut, die ihre Schicksalsschläge mit bewundernswerter Gelassenheit gemeistert hatte. Jane hoffte nur, dass Miranda mit dem Earl of Rochdale nicht in die nächste Katastrophe schlitterte.
    „Sie sehen müde aus, Miss Jane“, sagte Mrs Grudge mitfühlend. „Haben Sie nicht gut geschlafen?“
    „Nein, wirklich nicht. Wegen der langen Kutschfahrt, denke ich. Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Ich bin sogar nach unten gegangen und habe ein Weilchen im Stuhl vor dem Feuer gedöst.“
    „Tatsächlich?“ Mrs Grudge wirkte besorgt. „Und wo war unser Kutscher? Als ich ihn zuletzt sah, saß er vor dem Feuer. Na ja, vermutlich hat er Gesellschaft für die Nacht gefunden.“
    Jane war unschlüssig, ob sie ihn verteidigen sollte. Ihre Begleiterin wirkte so streng, dass sie es vorzog, die nächtliche Begegnung nicht zu erwähnen.
    Sie hatte höchstens eine Stunde im Schaukelstuhl geschlafen und ihr schmales, hartes Bett wieder aufgesucht, bevor Leben in die Wirtsstube kam. Später hatte sie eingesehen, wie absurd ihr Verdacht gewesen war. Jacobs hatte sie aus einem einfachen Grund an den geheimnisvollen Fremden erinnert, der sie geküsst hatte. Beide Männer verstanden es, mit Frauen zu kokettieren und sie zu betören. Der unbeholfene Charme des Kutschers hatte sie lediglich an den des dreisten Juwelendiebs erinnert.
    Jane war nicht an derlei Aufmerksamkeiten gewöhnt. Bei Abendgesellschaften machte ihr kein junger Mann Komplimente. Auch Mr Bothwell nicht, der bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten hatte, ehe sie überhaupt eine Ahnung davon gehabt hatte, dass er Interesse an ihr zeigte.
    Simon Pagett, Lord Montague, ein gebildeter, weltoffener Mann, hatte ihm zu verstehen gegeben, er wolle die Entscheidung seiner Tochter überlassen, womit er eine Anschauung vertrat, die Mr Bothwell keineswegs teilte, was ihn allerdings nicht von seinem Vorhaben abbrachte. Jane hatte ihm umgehend ihr Jawort gegeben. Sie war dreiundzwanzig, und kein Mann hatte je auch nur einen Funken Interesse an ihr gezeigt. Bevor ihr Vater die Ländereien und das Vermögen seines Cousins Montague geerbt hatte, war er ein armer Mann gewesen. Ihre Mutter hatte allerdings ein beträchtliches Vermögen aus ihrer ersten, unglücklichen Ehe beigesteuert. Ihre Eltern brachten Mr Bothwell keine großen Sympathien entgegen, aber Jane beteuerte, in ihn verliebt zu sein, also gaben sie nach einigem Zaudern ihre Zustimmung. Jane sehnte sich nach einem eigenen Heim, einem Ehemann und vielen Kindern. Mr Bothwell war eine ansehnliche Erscheinung, wenn auch ein wenig prüde und trocken. Also hatte sie ihre Eltern belogen.
    Es war erstaunlich, was in ein paar Tagen alles geschehen konnte. Ein fremder Mann hatte sie leidenschaftlich geküsst, ein anderer Mann hatte ihr schmeichelhafte Komplimente gemacht. Zugegeben, der erste Mann war ein Dieb und der zweite hätte auch gegenüber einer alten Hexe schöne Worte gefunden. Aber immerhin.
    Sie betrachtete den Diamantring an ihrem Finger. Ihre Mutter besaß wertvolle Juwelen, die ihre Schönheit noch strahlender glänzen ließen. Aber dieser Ring war für Jane etwas ganz Besonderes, vielleicht nur, weil sie das Gefühl hatte, er gehöre ihr. Was natürlich nicht der Fall war.
    „Sind Sie sicher, dass Sie den Ring vom Finger ziehen möchten, Miss Jane?“, fragte Mrs Grudge und beäugte den Stein begehrlich. Und wer könnte es ihr verdenken? Jede Frau wünschte sich einen kostbaren Ring. „Der Stein hat mindestens zwei Karat.“
    Mrs Grudge war in ihrer Jugend gewiss eine Schönheit gewesen und wirkte auch jetzt in ihrem tristen strengen Kleid ansehnlich. Erstaunlich, wieso konnte sie das Gewicht von Edelsteinen schätzen? Vielleicht hatte sie einmal bessere Tage gesehen, vor der Heirat mit Mr Grudge. Sie trug keinen Schmuck, aber Jane konnte sich ausmalen, wie attraktiv sie in einem eleganten Kleid und mit festlichem Schmuck aussehen würde.
    Und dann hätte sie beinahe gelacht. In letzter Zeit ging ihre Fantasie wahrlich mit ihr durch. Sie betrachtete sinnend den Diamanten. „Ich habe meine Gründe.“
    „Ihr Verlobter muss Sie sehr lieben, wenn er Ihnen diesen kostbaren Ring schenkt. Ich jedenfalls würde mich nicht ohne guten Grund davon trennen.“
    Beinahe die

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