Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
Vom Netzwerk:
Silhouette von Jesups Thor.
    Nahe Raumhafen Stewart, New Edinburgh, Lothian, Stewart Präfektur VII, Republik der Sphäre
    27. September3134
    Obwohl seine Stiefel mit unbezweifelbarer Realität auf den feuchten Boden schlugen, aus dem unter der glühenden Mittagssonne so weit das Auge reichte Wasserdampf aufstieg, schien Petrs Kopf nicht mehr vollständig mit dem Körper verbunden. Stattdessen verwandelte er sich in einen Ballon an einer zehn Meter langen Kordel. Er hüpfte und peitschte im Sturmwind, als er langsam auf die versammelten Mitglieder Aimag Betas zuging.
    Obwohl die meisten Seefuchsduelle unbewaffnet ausgetragen wurden - eine Konsequenz der langen Zeit im All - verspürte Petr eine besondere, überwältigende Notwendigkeit, Sha im direkten Zweikampf zu bezwingen. Dem Mann in die Augen zu blicken, während er ihn besiegte. Trotzdem hatte es Petr kurz überrascht, als sich Sha bereit erklärt hatte - bis ihm sein verletzter Arm wieder einfiel.
    Danach war es keine Überraschung mehr, nur noch ein ausgezeichneter taktischer Schachzug.
    Tränen rollten im grellen Licht unbeachtet über seine Wangen. Seine Augen hatten sich zu sehr an das spielerische Licht Adhaferas gewöhnt, dessen Sonne gelegentlich hinter einer endlosen schiefergrauen Daunendecke hervorlugte, um sich sofort wieder zu verstecken - wie ein neckisch lachendes Kind, das sich bis zur nächsten Gelegenheit versteckte, bei der es jemanden mit seiner unerwarteten Helligkeit überraschte.
    Die Gerüche dieses Planeten konnten die Taubheit nicht durchdringen, die ihn einhüllte. Nicht einmal seine Wut, die hätte weiß glühend lodern müssen, kam gegen die Tiefe seiner Verbitterung an.
    Jesup.
    Petrs Füße folgten einem unterbewusst angelegten Kurs, während seine Gedanken dahintrieben, sich träge im Wind drehten und der Wirklichkeit verweigerten.
    Dem Zorn über den Verrat.
    Der Enttäuschung über das scheinbar unclangemäße Verhalten.
    Sein Rückzug verbarg ein tieferes Gefühl, dem er sich nicht zu stellen wagte. Er hatte endlich, unter Schmerzen, seine Fehler erkannt, war sich bewusst geworden, wie sehr sein Adjutant, sein Freund, ein fester Bestandteil seines Lebens geworden war. Und jetzt wurde dieses Fundament zertrümmert, nun verspottete der Mann, der seinen Clan zu vernichten suchte, ihn, indem er den Ursprung seines Schmerzes vor seinen Augen ausstellte ... Der Rückzug war die einzige Option.
    Das letzte Stück verging wie im Traum. Im einen Moment war Petr noch unterwegs, im nächsten stand er schon vor Sha und dessen Vertrauten. Denen, die sich seinem Plan und dessen ultimativer Konsequenz verschrieben hatten. Mit starrem Blick betrachtete er die Gruppe. Sein Gehirn zensierte das Bild, schnitt eine menschenförmige Silhouette aus der Gruppe heraus.
    Die Worte, die er sagen wollte, waren fest verbarrikadiert. Petr stand reglos da, mit starrem Blick. Gefühllos. Unbeteiligt.
    Er hatte einmal jemandem gesagt, dass er alles tun würde, um Sha aufzuhalten. Was es auch sei.
    Jetzt stand er hier im grellen Sonnenlicht, ohne kühlenden Schatten, ohne die Möglichkeit, sich vor den brutalen Konsequenzen seines Handelns zu verstecken. Vor der wahren Höhe des zu zahlenden Preises. Trotz seiner erstickenden Taubheit zählte der kalte, analytische Händlerverstand die Spalten unter Soll und Haben zusammen und errechnete eine Summe. Schwarze Zahlen. Jede einzelne Person, die hier vor ihm stand, würde ausgelöscht werden, für ihren Verrat mit dem Leben bezahlen ... denn zur Weiterexistenz des Clans gab es keine Alternative. Kein Kompromiss war möglich.
    Aber der persönliche Preis ...
    »Stimmt was nicht, obKhan Kalasa?«, brach Sha schließlich das Schweigen. Seine kalten Gesichtszüge waren zur Annäherung eines Lächelns verzogen. Ein Raubtier, das mit seiner Beute spielte. »Hat dich die Erkältung übermannt?«
    Petr öffnete den Mund, doch kein Ton drang aus seiner Kehle. Die Motten der Verzweiflung hatten sich satt gefressen und waren davongeflogen.
    »Also, ich habe den Eindruck, die Erkältung setzt ihm sehr zu. Vielleicht hat er sich seit unserer letzten Begegnung nicht annähernd so gut erholt, wie er glaubte. Frapos, Jesup?«
    »Pos«, erklang eine leise, gedämpfte Antwort.
    Petr zitterte einen Moment lang am ganzen Körper, dann wurde er wieder ruhig. Er hatte kein Verlangen, diesen Namen oder diese Stimme zu hören. Er wollte nur kämpfen und es hinter sich bringen.
    »Ein Vernichtungstest.« Petr spie seine Herausforderung

Weitere Kostenlose Bücher