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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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genieße.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Ich ebenfalls. Aus dieser Richtung hast du keine Niederlage zu befürchten. Hast du Angst vor einer eigenen, o Allmächtiger?«
    Petr wartete auf die Verärgerung, aber da kam nichts. Heute konnte nichts seine Laune trüben. »Warum sollte ich eine Niederlage fürchten?« Natürlich kannte er die Antwort.
    Jesup erwiderte seinen Blick ausdruckslos.
    Petr versuchte, den Blick seines Adjutanten zu halten, aber ausnahmsweise war er es, der zuerst beiseite schaute. Einen Moment lag ihm das Frühstück schwer im Magen, und er schmeckte bittere Galle. »Das wird nicht wieder vorkommen.«
    »Natürlich nicht, Mächtiger.«
    Augenblicklich loderte Petrs Wut auf, und er fixierte Jesup mit jadegrünen Augen. Nirgends in dessen Miene oder Tonfall fand er eine Spur von Sarkasmus. Aber trotz der scheinbaren Unschuld war die Andeutung davon stets präsent. Eine ständige Reizung seiner Schwachstelle. »Zweifelst du an deinem obKhan?«
    »Ich zweifle niemals an den Fähigkeiten meines obKhans.«
    »Das ist nicht dasselbe«, knurrte Petr im verzweifelten Bemühen, seine gute Laune festzuhalten.
    »Nicht?«, fragte Jesup und zog die Augenbrauen hoch. Doch in seinen Augen funkelte es.
    Petr atmete tief ein, um ihm zu antworten, aber dann ließ er es sein. Er würde sich diesen Tag nicht von der Neigung seines Adjutanten zu Sticheleien ruinieren lassen. Natürlich hatte Jesup keinen Zweifel an seinen Fähigkeiten ... oder an ihm.
    »Dann lass uns Aimag Beta beschämen.«
    Jesup zögerte einen Moment, bevor er nickte und zu seinem Thor ging. Petr drehte sich wieder zu seinem prachtvollen Gefährt um, und der lindernde Trost dieses Augenblicks wusch die letzten Reste von Wut davon.
    Als obKhan konnte er im wörtlichen Sinn jeden Mech in seinem Aimag wählen. Doch schon beim ersten Positionstest hatte er sich in den Tiburón verliebt, und nur der Tod konnte sie trennen.
    Er ging um die Maschine herum an die Rückseite des Mechs und machte sich an den Aufstieg. Das kalte Metall der Aluminiumkettenleiter, die vom Kopf des Stahlriesen herabhing, bescherte ihm eine Gänsehaut auf den bloßen Armen und Beinen. Oben angekommen stieg er auf die Schulter des Mechs. Mit der Leichtigkeit langjähriger Übung öffnete er die Luke. Das Sonnenlicht fiel ins dunkle Innere der Kanzel und tanzte über die Oberflächen der Metallhöhle, in der Petr einen Großteil seiner Zeit verbrachte, wenn auch inzwischen nicht mehr annähernd genug für seinen Geschmack.
    Er stieg ein und zog die Luke wieder zu, schloss Sonnenlicht und frische Luft aus und verriegelte den Einstieg. Er schob sich um die Pilotenliege und setzte sich vorsichtig auf seinen Platz, sorgsam darauf bedacht, nicht am seitlich montierten Fahrthebel hängen zu bleiben. Dann schloss er die Augen und atmete tief ein.
    Der säuerliche Geruch seines eigenen eingetrockneten Schweißes, das beißende Aroma ausgetretener
    Chemikalien - aus einer beschädigten Kühlweste -, ein leichter Moschusduft vom Synthetikbezug des Sitzes, ein Hauch von Schmiermittel, die platte Note der Metalle und Polymere, noch etwas ... ja, dort, die kaum wahrnehmbare Andeutung seines Blutes, hier vergossen und für immer mit seiner Maschine verschmolzen: Er war zu Hause.
    Er öffnete die Augen, griff nach hinten und zog den Neurohelm aus der Halterung. Dann setzte er den leichten Helm auf und justierte ihn, bis die Neurore-zeptoren an ihrer gewohnten Position saßen. Als Nächstes beugte er sich nach rechts, fasste einen großen gelben Hebel und zog ihn kraftvoll nach unten, bis er einrastete. Das Knurren einer erwachenden Bestie drang unter seinen Füßen empor, als der Fusionsreaktor erwachte. Die Kettenleiter schlug gegen die Rückenpanzerung des Tiburón, als sie automatisch eingezogen wurde. Es klang wie das Knirschen metallener Zähne.
    Es galt, einen nagenden Hunger zu stillen. Seinen, den seines Mechs ... das war eins.
    Er öffnete eine kleine Klappe in der rechten Armstütze der Pilotenliege und zog mehrere Kabel sowie einen kleinen Beutel heraus. Das erste Kabel stöpselte er an der Unterseite der Kühlweste ein. Als Nächstes holte er mehrere medizinische Sensorpflaster aus dem Beutel und verstaute ihn wieder. Dann zog er die Schutzfolie von der selbstklebenden Seite der Pflaster und befestigte sie an der Innenseite seiner Oberarme und Schenkel. Er befestigte geschickt je ein Kabel mit einer Krokodilklemme an den Pflastern und führte sie durch Schlaufen an seiner Weste, um

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