Zeit der Jaeger
kobaltblaue Energielanzen, bevor sich der Thor davonmachen konnte. Aus beiden PPKs krachten Blitzschläge in das bereits beschädigte rechte Mechbein.
Panzerung verformte sich, wurde flüssig, lief in breiten Strömen zu Boden, legte die interne Struktur des Beines vor der sonnenheißen Energie frei, die Myomerbündel und Titanknochen mit derselben Leichtigkeit vernichteten. Der Oberschenkel des Mechs hörte buchstäblich auf zu existieren. Einen Moment lang stand der Thor noch aufrecht, ein Baum, der den Kampf gegen den Holzfäller verloren hatte, sich aber noch weigerte umzustürzen, nicht bereit, dem Zug der Schwerkraft nachzugeben.
Petr glaubte, die Wucht des Aufpralls selbst auf diese Entfernung zu spüren.
Langsam ballte er die Fäuste, bis die Sehnen schmerzten und das Blut hinter seiner Stirn hämmerte: wie das Donnern, mit dem die riesigen Metallfüße seines Tiburón über die Tundra preschten. Jetzt war es an ihm, ein Unentschieden zu erzwingen. Ein Sieg war nicht mehr möglich.
Er trieb die Wut zurück, zwang seine Fäuste auf, gewann langsam die Gewalt über sich wieder. Wie jeder gute Seefuchs-Händler wusste, gab es Situationen, in denen ein Sieg einfach nicht möglich war. Unter solchen Umständen musste ein Unentschieden genügen.
Und da eine Niederlage Shas in Petrs Augen ein klarer Sieg war, würde es sogar mehr als nur genügen.
Tumbled Heights, nahe Halifax, Vanderfox, Adhafera Präfektur VII, Republik der Sphäre
14. Juli 3134
»Welches Ergebnis hattest du erwartet?«, fragte Sha, und seine Stimme wehte wie ein Eiswind durch die Wüstenhitze von Petrs Cockpit. »Komm schon, obKhan. Wir wissen beide, wohin das führt. Akzeptiere es. Füge dich in das Unvermeidliche.«
Der kaum wahrzunehmende Hauch von Blut, den er zuvor bemerkt hatte, bohrte sich jetzt in seine Nüstern, als ein Strom von Lebenssaft aus der Schulterwunde über seinen rechten Oberarm lief. Petr duckte sich nach vorne und versuchte, den rechten Ellbogen auf der Armle hn e der Pilotenliege abzustützen. Er brauchte den Arm, um den Steuerknüppel zu führen, wollte aber die Schulter so weit wie möglich entlasten. Abwärmeströme spielten in den Härchen auf seinen Armen und Beinen. Er triefte vor Schweiß, der sich mit dem Blut vermischte, es noch schneller fließen ließ und sein Ende noch näher brachte.
Mit Hilfe der Pedale kauerte er den Mech noch etwas tiefer in die Schlucht und hoffte darauf, dass der Fels genug Erz enthielt, um Shas Magnetdetektor zu verwirren. Die Luftfeuchtigkeit konnte, wenn er großes Glück hatte, genug Abwärme aufsaugen, um auch die IR-Ortung zu täuschen ... vorausgesetzt, Sha stolperte nicht - wortwörtlich - über sein Versteck.
»Petr«, säuselte die verführerische Stimme und sprach ihn zum ersten Mal beim Vornamen an. »Warum willst du es hinauszögern? Lass uns diese Kampfrituale beenden, und wir schauen uns gemeinsam die letzten Gefechte des Blutrechts an. Sehen wir zu, wie sich mein Beta-Krieger den Blutnamen holt. Eine passende Krönung zu Betas Sieg in den Kampfritualen.«
Petr dachte nicht daran, sich von Sha provozieren zu lassen. Schließlich hatte ihn genau das erst in diese Lage gebracht.
Trotz seiner Schwüle war dieser Tag wie ein neuer Morgen nach langer Dunkelheit. Die Sphärer würden heute in Massen aktiv sein, ihre Fahrzeuge und Gärten pflegen, Botschaften erledigen, Freunde besuchen, Picknicks und Grillfeste planen. Sonnenlicht tanzte über den üppigen Boden - über saftige Wiesen, die dazu einluden, sich des Lebens zu freuen, den Tag und sein unausgesprochenes Versprechen zu genießen.
»Ich weiß um die Erfüllung welches Versprechens es mir heute geht«, flüsterte Petr, als er seinen Tiburón auf die Höchstgeschwindigkeit von knapp 120 Stundenkilometern beschleunigte. Der hämmernde Rhythmus des Laufs erinnerte ihn an die
Trommeln einer Marik-Jazzi-Bluesband bei ihrem letzten Hafenaufenthalt, und die Erinnerung brachte ein Lächeln auf sein Gesicht, während er den Mech im spitzen Winkel auf Shas näher kommende Sphinx zu lenkte.
Er blätterte durch verschiedene Kartenanzeigen, bis er die beste topographische Karte des Schlachtfelds gefunden hatte, und koppelte die Gefahrenanzeige an Shas Maschine. Im Gegensatz zu den meisten Mechs, die heute angetreten waren, verfügten sowohl der Tiburón als auch die Sphinx über eine Bewaffnung für kurze bis mittlere Entfernung. Daher würden sie sich einander auf eine lächerlich kurze Distanz nähern müssen, bevor
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